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Piazza Blues 2010 - James Hunter

 

Der 1962 geborene Sänger aus Colchester war 2006 mit dem Album People Gonna Talk, für den Grammy Award als Bestes Traditionelles Blues Album nominiert. Die letzte erschienene CD The Hard Way erschien unter dem Starbucks Label Hear Music, das unter anderem Joni Mitchell, James Taylor, Elvis Costello und John Mellecamp unter Vertrag hat und also offenbar grosse Erwartungen in James Hunter setzt.

Die Band besteht aus Damian Hand, Tenor Saxophon und Streichinstrumente; Lee Badau, Bariton Saxophon; Jason Wilson, Bass;  Kyle Koehler, Keyboards und Jonathan Lee, Schlagzeug und Perkussion.

Kurz vor Beginn des Abends sah es eine Weile so aus, als müsse er aus familiären Gründen sofort abreisen und könne nicht auftreten. Zum Glück für das Publikum konnte er jedoch die Abreise auf den nächsten Tag verschieben. Obwohl er ein erklärter Bewunderer Sam Cookes ist, erschöpft sich sein musikalisches Spektrum keinesfalls in Retro Soul Kopien Cookes oder Jackie Wilsons, auch wenn er in seiner Show den Vintage Sound der 50er/60er Jahre verblüffend echt herbeizaubert. Man fühlt sich plötzlich irgendwo in der Vergangenheit. Er trifft es genau. Da erklingt die ganze Bandbreite der „Sweet Soul Music“: Satte Bläsersätze, duftige Pizzicati und der warme, engagierte Gesang Hunters, scheinbar mühelos vorgetragen, weckt Erinnerungen an die grosse Zeit des R&B und Soul. Mal singt er rauh und leidenschaftlich, dann zärtlich. Mal dunkel und voll, oder mit hohem, kreischendem Falsett, immer voller – na ja – Soul eben. Dazwischen kurze, interessante Gitarrensoli. Sein Gitarrenspiel ist prägnant, ausdrucksstark und vielseitig. Natürlich erinnert er uns manchmal im Gesang an diesen oder jenen. Ich scheue mich immer mit diesen Vergleichen. Es ist doch selbstverständlich, dass die Vorgänger und –bilder immer durchschimmern. Meistens haben sie ja auch Masstäbe gesetzt. . .

Die Bläser bieten schöne Soli oder Duette, wenn sie nicht einfach am Klangteppich weben. Die Rhythmusgruppe ist untadelig, der Keyboarder begleitet mit vielen Einfällen und ist auch für Soli gut. Gutes Zusammenspiel, eine richtige Soul Machine. Da kommt es zu Gute, dass James Hunter seit sehr langer Zeit mit dieser Band arbeitet.

Stilistisch ist vieles drin. Frühe, einfache Rock’n’Roll, fast noch Rockabilly Nummern. Die ganze Aufbruchsstimmung jener Jahre wird musikalisch abgebildet, die Trends klingen an. Manches klingt Gospel inspiriert, anderes  enthält eine Dosis Reggae, oft klingt es funky und zuweilen lassen seine Gitarrenleads die butterweichen Soulsongs sehr bluesig klingen. Die Bläser steuern auch gerne einen jazzigen Hauch bei. Dann einfach schöne Soulnummern.

Obwohl ich kein ausgesprochener Soul Fan bin, hat mich die Show der Band vom ersten bis zum letzten Moment begeistert.

Zusammengefasst erfüllte der erste Abend des Piazza Blues 2010 eine der wichtigen Erwartungen, die man an ein Festival stellen kann: Musiker zu erleben, die noch nicht so bekannt sind und es aber bald sein werden. Dafür ein Gespür zu haben, macht die Qualität der künstlerischen Leitung aus. Der erste Tag war jedenfalls ein erfreulicher Start und soweit ich es sah, gut besucht.