Piazza Blues Bellinzona

Der ganze Freitag war meteorologisch eine Zumutung. Blitze und Donner, drückender Nebel, also tieffliegende Wolken und immer wieder Regenschauer verhiessen nichts Gutes. Als um neun dann das Konzert los ging, hielt das niederschlagsfreie Wetter noch einen Moment lang, aber dann ging es viel zu schnell: Beim dritten Stück der kanadischen Formation JW Jones Blues Band begann es zu schütten, und dann goss es in Strömen für den Rest des Konzertes. Nach einer kleinen Umbaupause ging es dann weiter mit Harmonika-Routinier Rod Piazza & The Mighty Flyers, und angekündigt war noch die Zydeco-Sensation Dwayne Dopsie, aber das Bluesnes-Team war zu diesem Zeitpunkt bereits zurück im Hotel, frierend und nass, und deshalb können wir hierzu nicht viel sagen.

Aber schon zuvor ging die Stimmung flöten, einige wenige Fans harrten unter Schirmen oder Velo-Pelerinen aus, aber das Wetter war so unangenehm, dass an eine eigentliche Festival-Stimmung nicht zu denken war, obwohl die Musiker ihr allesbestes gaben. Die noch sehr junge JW Jones Blues Band, bestehend aus dem Namengebenden Gitarrist und Sänger und einem Bassisten, Schlagzeuger und tollen Hammond-Organisten machten tapfer Stimmung gegen die Regenmassen und die Kälte. Dabei spielten sie modernen Texas-Blues bis West-Coast-Blues, in der Tradition von Johnny Guitar Watson oder The Fabulous Thunderbirds. In ihrer wirklich phantastischen Version von Watsons Signature-Stück Gangster of Love bauten sie einen Mittelteil ein, der urplötzlich jazzig wurde und mit Don't Get Around Much Anymore ein anderes Stück anklingen liess, nur um dann wieder zum eigentlichen Song zurückzukehren.

Nach einigen Songs wurden die jungen Kanadier von Little Charlie Baty verstärkt, dem Gitarristen und Harmonika-Spieler, ehemals von Little Charlie and the Wildcats, aber inzwischen solo. Charlie Baty (der nicht wirklich in irgend einer Form «little» ist) ist ein mitreissender Showman, der weiss wie man ein Publikum packt, aber auch er konnte von Wind und Regen nicht ablenken. Das ist wirklich schade, denn Charlie Baty verstärkt von dieser jungen fetzigen Band war eine tolle Kombination, aber es war einfach nicht der Abend für ein gemütliches Blueskonzert unter freiem Himmel.

Rod Piazza & The Mighty Flyers traten nach einer kurzen Pause um halb elf auf den Plan, aber da war die Reihe der Zuschauer vor der Absperrung bereits so dezimiert, dass man es eher aussah wie am Soundcheck. Hier gab es einen Unterbruch im Regen, aber als die Band zu spielen begann kamen kalte Winde auf und der Regen setzte erneut ein. Die Band klang toll, aber leider werden wir sie hoffentlich zu einem anderen Zeitpunkt auf Bluesnews würdigen, denn am gestrigen Konzert traten wir den Weg ins Hotel nach den ersten vier Songs an.

Am Samstagabend ist schliesslich der programmatische Höhepunkt mit dem Schweizer Blues-Professor Walter Liniger, mit der Severn Record Blues & Soul Revue mit Tad Robinson, Darrell Nulisch und Ales Schultz und schliesslich der Star des diesjährigen Piazzablues: Susan Tedeschi. Wer es nach Bellinzona schafft, der Eintritt ist ausgesprochen moderate Fr. 15.- und die Wetterprognosen lassen zumindest hoffen.