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19. Blueslfestival Luzern zweiter Abend

 

Rick Estrin wurde zwölf Mal für den Blues Award nominiert, zwei Awards hat er erhalten, den letzten 2013 als bester Harpspieler. Ebenfalls 2013 wurde auch der Norweger Kid Andersen nominiert. Lorenzo Farrell , der mit Bassgitarre, Stehbass und Keyboards gleich gut umgeht, sowie der Drummer J. Hansen ergänzen das Quartett bestens. Die Songs stammen hauptsächlich aus Estrins Feder, der ein begabter Songschreiber ist und mit aktuellen Inhalten jenseits der abgelutschten Bluestexte begeistert. Dass er ein erstklassiger Harmonika Interpret ist, weiss man nicht erst seit seinem diesjährigen Blues Award und singen kann er sowieso. Auch Kid Andersen mischt beim Songwriting mit. Ihr Blues basiert auf Chicago Stil, gewürzt mit Elementen aus R&B, Jump Blues, Soul und Rock ‚n‘ Roll.
Ein Leckerbissen für Gospelfreunde folgte mit The Blues Broads. Dorothy Morrison, Tracy Nelson (auch sie war sieben Mal für einen Blues Award nominiert), Angela Strehli und Annie Sampson sind die vier Stimmen der Band. Vier so grossartige Sängerinnen auf einer Bühne, das könnte durchaus problematisch sein. Diese vier Damen sind jedoch zu erfahren und beherrschen die Kunst, sich gegenseitig Raum zu lassen und doch ihre Talente zu multiplizieren. Dazu kommen die Einflüsse der verschiedenen Stilarten, welche die doch an sich enge Bandbreite des Gospels erweitern und auffrischen.Natürlich gab es eine entfesselte Version von Oh Happy Day, denn Dorothy Morrison ist die Stimme der Originalversion dieses Gassenhauers der Edwin Hawkins Singers.
Schon lange im Geschäft ist Bobby Rush. Entsprechend lange ist sein Liste der Nominationen. 34-mal war er für Blues Awards nominiert, 7-mal wurde er ausgezeichnet. Seine Markenzeichen sind ein Westside Chicago Stil, angereichert mit Funk und Soul, sowie Provokation durch anzügliche Texte und eine ebensolche Show. So gab es denn auch fast durchgehend zwei Grazien zu sehen, die sich eifrig zwischen den Songs umzogen und auf der Bühne das vorführten, was sie für lasziv halten, während Rush den Macho Part übernahm . Allerdings passt diese Art Anzüglichkeit nicht mehr wirklich in die Zeit und ist schon gar nicht mehr provokativ. Etwas mehr Selbstironie hätte nicht geschadet. Bestenfalls provoziert sie ein Schmunzeln. Musikalisch konnte der Auftritt jedoch vollends überzeugen. Packend und unverkennbar ist sein Stil und von hoher Qualität die Interpretation.
Wie Nitro und Glycerin bilden Smokin Joe Kubek und Bnois King zusammen ein explosives Gemisch, das Texasblues spielt, der einem die Haare zurück bläst. Hier ergänzen sich zwei verschiedene musikalische Charaktere perfekt. Kubek brennt ein texanisches Feuerwerk ab, King ist der Kontrapunkt dazu, packt die Explosionen in weichere Übergänge ein. Hier wirkt die Herkunft Kings aus Louisiana und seine Affinität zum Jazz. Heraus kommt eine einzigartige Mischung. Während Bnois King mit einer souligen Stimme singt, steht Kubek eher introvertiert da, lässt aber aus seiner Gitarre die Licks nur so sprudeln. Was die beiden vorführen ist topaktueller, energetischer Texasblues.
Im Casineum hatte die lokale Band Biscuit Jack ihren ersten Auftritt am Festival Luzern. In ihrer jetzigen Zusammensetzung als Quartett existieren sie seit 2007, gegründet wurde sie 2006. Die Erweiterung durch Heinz „Moby“ Arnold ergab sich nach der Einspielung ihrer ersten CD Keep It Alive. Die musikalischen Möglichkeiten wurden damit beträchtlich erweitert- Inzwischen hat sich die ausgesprochene Liveband einen soliden Namen erspielt. Das Songmaterial stammt weitgehend aus den Federn von Sascha Koch und Heinz Arnold. Der Erfolg: In einem public voting wurden sie 2012 im Rahmen der Swiss Talent Blues Night zur besten Schweizer Newcomer-Bluesband gewählt und schafften es ins Final der Swiss Blues Challenge 2012. Ihr Auftritt war gut besucht und sie boten eine Aussicht auf die in Kürze zu erwartende neue CD. Ihr Spiel ist reifer geworden, ihr Repertoire grösser und es wurde deutlich, dass Biscuit Jack in der Schweizer Bluesszene zu Recht ihren festen Platz gefunden hat. Wir fanden den Sound im Casineum leider etwas suboptimal.