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Legendary Rhythm and Blues Cruise 2012

 

Ein Tagebuch von Thierry Rueff

Man sagt gerne, dass die grösste Freude die Vorfreude sein soll. Das trifft ganz sicher für die LRBC zu. Dies zu beschreiben ist so schwierig, wie während der Reise alle wichtigen Events und Gigs erleben und festhalten zu können. Trotzdem versuche ich dies im nun folgendem Bericht.

Die zehn Regeln der LRBC lauten wie folgt:
The Ten Legendary Laws

1. Once a Blues Cruiser, always a Blues Cruiser
2.Your Backstage pass is in hand.
3. Dance like nobody is watching
4. A tequilla sunrise is not just a drink
5.What happens on the ship you can't explain
6. If this cabin is rockin' don't come knockin'
7. Ain't no family like a blues family
8. Sleep when you get home
9. Lick it before you stick it - Denise LaSalle
10. Bring your virgin friends & have a friend for life

Die Blues Cruiser sind in der Tat eine grosse Familie und entsprechend ist auch die Stimmung während der ganzen Reise. Man spricht die gleiche Sprache, geniesst den Blues und die direkten Kontakte zwischen den Cruisern und den Musikern. Das Schiff wird zu einer Art Woodstock. Die Amerikaner können es wie kleine Kinder geniessen und krachen lassen. Irgendwie ist man auf einem anderen Planeten. Am Ende der Reise erkennt man die Cruiser nicht mehr. Beim  Verlassen des Schiffes sieht man nicht mehr Kinder sondern wieder durchschnittlich Erwachsene, gesittete Amerikaner und Europäer. Auch das Schiffspersonal lässt sich vom Bluesvirus infizieren. Täglich werden ein voll bepacktes Programm, Blues, Inselbesuche, Events und kulinarische Streifzüge geboten. Für den Durst ist auch ausgiebig gesorgt.

Es braucht kein Bargeld, sondern lediglich die Schiffskarte mit der sich alles regeln lässt. Zu diesem Komfort gehört auch, dass diese Karte den Pass resp. die ID ersetzt. Man kann damit das Schiff auf jeder besuchten Insel ohne grosse Zollformalitäten verlassen. Anders ist dies bei Rückkehr auf amerikanisches Gebiet.  « Do what I say, but not what I do »“. Da wird jedes Mal das volle Sicherheitsprogramm durchexerziert.

Nebst den Konzerten die täglich parallel auf 5 verschiedenen Bühnen stattfinden, gibt es auch Pro-Am Jam Sessions die auf einem hohen Niveau gespielt werden und am Schluss jeden Abends eine Pro-Jam Session die bis in die frühen Morgenstunden dauern kann. Nie sonst treffen sich die Pros in einer solch Konzentration am gleichen Ort, mit Ausnahme von Memphis während der Blues Awards Zeremonie. Das nutzen sie ausgiebig aus um ihre Freundschaften zu pflegen und eine Woche zusammen zu spielen und fachsimpeln. Viele Blues Cruiser kommen mit ihren Instrumenten auf die Blues Cruise. Für sie sind diese Jam- Sessions wichtiger als die Pro-Konzerte. Viele bereiten sich wochenlang darauf vor.

Abgerundet wird die ganze Reise mit Workshops zum Thema Blues, für Gitarristen, Pianisten, Fotografen und Hobbyköche. Auch hier ist das nebst der Vermittlung von Know How eine Plattform um sich über Blues zu unterhalten und sich besser kennen zu lernen.

Die Kulinarik auf dem Schiff lässt keine Wünsche offen. Verpflegen kann man sich während 22 Stunden täglich. Es gibt Spezialitätenrestaurants, Spaghetti-Corners, Hamburger Bars, Crêpe-, Fusion- und Haute Cuisine Restaurants. Ausserdem gibt es grosse Buffets auf dem Pooldeck, einfach enorm und sehr lecker. Es finden Brunchs oder Dessert-Extravaganzas statt, die seinesgleichen suchen. Dem Blues kann man nirgends entgehen, überall wird live gespielt oder über die Anlagen wiedergegeben.

Wenn man das erste Mal mit dabei ist, braucht es 2-3 Tage bis man versteht wie die LRBC tickt. Die Meisten Cruiser waren schon mehrmals auf der Blues Cruise. Entsprechend ist es sehr schwierig überhaupt einen Platz auf einer Blues Cruise zu ergattern. Als Beispiel ist die January LRBC schon längstens ausgebucht und vermutlich sogar überbucht. Somit hat ein Virgin, wie man benannt wird wenn man zum ersten Mal teilnehmen will, nur geringe Chancen einen Platz ergattern zu können.

Die LRBC in Zahlen:

20 Bands
111 Musiker
2000 Passagiere
55 Mitarbeiter für die Backstage
950 Crew Mitglieder
Konsum 61 lt. Öl pro Minute nur um das Schiff zu bewegen

 

Die grösste Problematik auf der Cruise liegt darin, dass die Zeit 10 Mal so schnell vergeht wie zu Hause. Kaum ist man auf dem Schiff, ist die Woche schon wieder vorbei.

Friday 26.10.12 Flug nach Miami

Heute beginnt das Abenteuer der Legendary Rythm and Blues Cruise Oktober 2012. Ich fliege von Zürich nach Miami um nach einem kurzen Aufenthalt mit Übernachtung weiter nach San Juan Puerto Rico auf das Cruise Schiff zu kommen. Der Flug mit der Swiss ist kulinarisch hervorragend, aber endlos trotz zwei  Action Movies. In Miami angekommen geht es effizient durch den Zoll und das Baggage Claim. Auf den Hotel Shuttle Bus muss ich etwas länger warten. Im Hilton bekomme ich ein Upgrade für eine Suite im Betrag von total $ 90.--, cool mit Aussicht direkt auf die Hauptstart- und Landepiste. Der Lärm im Zimmer ist einem kleinen Inferno ähnlich und offensichtlich die Begründung für den günstigen Preis. Ich bin genügend müde, um dies zu überhören und gut einzuschlafen. Um 06.00 wache ich auf und habe das Gefühl, ich sollte noch einige Stunden weiter schlafen. Ich stehe auf, lese meine Mails und realisiere erst dann, dass meine Uhr noch nicht umgestellt ist. Also ist es erst Mitternacht. Letztlich ist es ein gutes Gefühl nochmals unter die Decke gehen zu können, doch mit dem Wiedereinschlafen ist das dann so eine Sache.

Saturday 27.10.12 San Juan, Puerto Rico

Ich bin um 0600 bei schönstem Wetter aufgestanden, einigermassen gut ausgeruht und freue mich auf den Beginn der Cruise. Nach einem gemütlichen Frühstück geht es zum Flughafen. Check-in, die übliche amerikanisch penible Security und dann weiter gemütlich zum Gate. Nach 2,5 Stunden Flug ist es endlich soweit. Ich bin seit insgesamt 33 Stunden unterwegs um mir meinen Bluestraum zu erfüllen. Ich komme im Zielflughafen San Juan an.

Das Abenteuer zu borden kann beginnen. Und das ist verglichen mit der Januar Reise ein sehr schwieriges Unterfangen. Komplizierte Prozeduren an der Abfertigung im Flughafen und endlose Schlangen an der Pier verzögern den schnellen Gang aufs Schiff. Letztlich brauchen wir insgesamt 3 Stunden. Doch nun sind wir definitiv an Bord. Wir haben eine sehr funktionelle und saubere Kabine, die alles bietet was man sich auf einem schwimmenden Hotelbetrieb wünschen kann. Sogar Satelliten Internet wird angeboten und telefonisch ist man auch immer erreichbar. Doch dies hat seinen Preis.

Einschiffen, Koffer auspacken, kleines Mittagessen und dann geht es an das erste Blueskonzert mit Trampled Under Foot. Die Geschwister Schnebelen sind eine Bombe! Die Bassistin ist stark, hat eine einmalige Stimme und eine unheimliche Bühnenpräsenz, schlicht ein genialer Auftakt. Dann beginnt die obligate Evakuationsübung zu Beginn jeder Schiffsreise. Ob dies im Ernstfall etwas nutzt ist eine andere Frage.

Celebrity Summit
 Celebrity Summit

Nach einem Barbecue auf Deck spielt um 1800 James Harman's Bamboo Porch. Diese Band hat uns nicht wirklich begeistert, auch wenn die Musiker ganz ordentlichen Blues spielen.

Das Schiff CELEBRITY SUMMIT ist modern, mit tollen Restaurants, Pools, einem Casino, Theater und exklusiver Spa. Der Service beeindruckt mit sehr freundlichem und zuvorkommendem Personal aus aller Welt, den Philippinen, Serbien, Griechenland, den USA und Südamerika, sehr durchmischt und kosmopolitisch.

Die Bühnen der Blues Cruise sind auf 5 verschiedene Standorte verteilt, auf den gleichzeitig parallel gespielt werden kann. Die Ruthie Foster Bandhat die Ehre, als das Schiff den Hafen verlässt, das Sail-Away Konzert zu geben und offiziell die Blues Cruise zu eröffnen. Das ist immer ein besonderer Moment. Ruthie Foster hat enorm viel Ausstrahlung und Wärme, ein tolles Repertoire, eine hervorragende Band und begeistert das Publikum auf Anhieb. Ihre einmalige Stimme ist geprägt vom Gospel und sie singt den Blues mit sehr viel Emotion. Das Sail-Away Konzert spielt Ruthie Foster mit Ihrem einzigartigen Talent und Charme. Ihre Schlagzeugerin ist absolute Weltklasse.

 Ruthie Foster Band

Dann tritt Buckwheat Zydeco auf, wie immer mit wunderbarem New Orleans Sound. Natürlich ist der Zydeco-Blues nicht jedermanns Sache, aber die Band ist sehr solide und Buckwheat lebt seine Musik mit Passion. Das Publikum ist begeistert.

Die erste Entdeckung dieser Reise ist die Band von Shane Dwight featuring Bekka Bramlet. Eine starke Band die mich begeistern konnte. Bekka hat eine starke Bühnenpräsenz, singt mit, bringt musikalisch jedoch relativ wenig. Shane Dwight ist ein solider Rockblueser mit einem spannenden Repertoire.

Taj Mahal im Trio ist ein weiteres Highlight des Abends, klassischer Blues brachial einfach gespielt, Blues der alten Generation.Taj lebt von seinem Namen und ist noch einer der letzten lebenden Legenden des traditionellen Blues. Dann geht es ins Bett. Todmüde versinke ich in die Federn zum «wohlverdienten» Tiefschlaf.

Sunday 28.10.12 auf hoher See

Nach einer wunderbaren Nacht wachen wir um 08.30 auf. Wir sind auf hoher See. Heute ist ein reiner Bluestag, angekündigt sind viele grossartige Gigs. Doch erst geht es zum Brunch, der uns den Atem verschlägt. Solche einmalige Buffets habe ich noch nie gesehen, einfach ein Traum! … mit Frühstück hat dies zwar nicht mehr viel gemeinsam. Just great und ich habe einige Bilder von den Eis- und Fruchtkreationen geschossen!  Eine solche Vielfalt und Qualität an Speisen ist einmalig.

 

Dann geht Mark zur Virgin Party, während ich die Returnee Party besuche. Das ist der absolute Hammer, ein Stück Bluesmusikgeschichte. In einer Stunde sehe und höre ich Ladypower, wie Du sie sonst nur verteilt über Jahre entdecken kannst. Auf der Bühne stehen gleichzeitig: Ruthie Foster, Deanna Bogart, Samantha Fish,   Ana Popovitch, Danielle Schnebelen, Sista Monica und Susan Tedeschi. So was kommt einem Traum gleich. Einsolch hochkarätiges Lineup habe ich noch nie gesehen und gehört. EineBombenstimmung, gute Songs, gut gelaunte Ladies. super gestylt, ein Hauch von Erotik und eine wunderbarer Blues. Schon jetzt kann ich ausdrücken: « I made my day ». Dieses Konzert wird unvergesslich sein. Da wurde ein Stück Bluesgeschichte geschrieben. Doch es ist erst 12.30 und was folgen wird, hat es noch sehr in sich. Das Budget des Bluesfestival Basel würde für die Zusammenstellung einer solchen Band nicht einmal in drei Jahren reichen.  Dies zur Dimension dieser Ladiesreunion! Und die Songs waren just great, super guter Blues, Just magic!

 
 Ruthie Foster, Deanna Bogart, Samantha Fish,   Ana Popovitch, Danielle Schnebelen, Sista Monica und Susan Tedeschi

Dann folgen die Nighthawks mit solidem sauberen Rockblues. 25 Jahre Erfahrung und Power strahlen auf der Bühne gut aus. Diese Band lebt den Blues, sie spielen noch immer sehr flüssig und man spürt, dass sie lieben was sie tun. Sie ist eine sehr gut eingespielte Band, nicht weltbewegendes aber einfacher und solider Blues, hervorragend flüssig interpretiert und diese Kerle strotzen vor Energie. Sie sind alle über 60 Jahre alt. Der Spassfaktor ist hoch und sie spielen non-stop ohne jede Pause und Kommentare durch.

Ich treffe zwei Paare aus Kanada, die im Januar auch auf der Cruise dabei waren. Sie klagen über die sehr lange Anreise, wohlverstanden von Kanada und nicht von der Schweiz. Beide sprechen wunderbarstes Quebecois!! Ein Hochgenuss und man muss sich sehr konzentrieren um alles zu verstehen, einfach herrlich!

Soeben entdecke ich eine neue Band die Carolina Chocolate Drops, wunderbarer Mississippi Blues gesungen von drei blutjungen Musikern afro-amerikanischer Herkunft. Ich hatte die Gelegenheit mit ihnen auf dem Weg zum Schiff zu sprechen, sehr charmante Musiker mit viel Talent. Sie sind sehr innovativ und spielen variantenreich mit abwechslungsweise mit Cello, Banjo, Gitarre und verschiedenen einfachen Rhythmusinstrumenten.

Carolina Chocolate Drops

Und nun kommt der nächste Gig, resp. ein Musical: «Nothing but the Blues», feat. Big Llou, Earl Thomas, Lil'Ed & the Chicago cast. Der Saal ist knalle voll. Das muss was Besonderes sein. Es ist eine Show und Musical über die Geschichte von der Theresa's Lounge und dem Blues im Chicago der 20er Jahre, na ja ....... aber sicher eine Bereicherung für die Blues Cruise, in der Tradition der Blues Brothers, eher für die Masse als für Blueser. Das Ganze ist solide aufgeführt und dank schönen Stimmen angenehme Unterhaltung und Abwechslung.

Jetzt geht es weiter mit der Bobby Rush Las Vegas Revue. Das ist eine Show mit 7 Musikern und 3 üppigen Tänzerinnen die nur Ihren Arsch bewegen, wie ich es noch nie gesehen habe und dabei keinen Ton singen, eine Blues- und Soulshowband, perfekter Sound aber eben sehr kommerziell und vermutlich für Europa nicht zahlbar. Man kann die Musik gut geniessen, hat aber keinen Anspruch für den  Puristen und die Bluesliebhaber. Mit Blues im traditionellen Sinne hat es nicht viel zu tun. Der Name der Band sagt eigentlich alles. Interessant: die Band spielt mit zwei E-Bässen. Ich finde auf Bobby Rush hätte man zu Gunsten von weiteren Bluestalenten verzichten können und billig war er sicher nicht zu haben.

Weiter geht es mit der Brooks Family Blues Dynasty: Lonnie, Ronnie und Wayne, satter sehr dominanter Chicago Blues auf dem Pool Deck. Hervorragende Musiker, absolut überzeugend. Und sie steigern sich im Verlaufe des Konzerts  laufend. Der Bassist spielt hervorragend, schaut böse in die Welt und sein Gesichtsausdruck macht Angst. Er sieht aus wie eine Raubkatze und bewegt sich entsprechend.

Das war der Nachmittag!!!!  Jetzt geht es dann zur Stärkung zum Nachtessen!

Wir geniessen Fusion Küche vom Feinsten, sehr kreativ und einfach hervorragend. Das Restaurant heisst Csine und kocht auf dem höchsten Niveau. Wir essen Indisch, Amerikanisch, Französisch, serviert in kreativen Gestellen, Reagenzgläsern eigentlich völlig schräg in der Landschaft! Echt alternativ. Der Gaumen wurde dabei sehr verwöhnt

§Nach dem Nachtessen hören wir Trampled Under Foot. Diese Band ist einfach hervorragend,  getragen von der einmaligen Bassistin Danielle Schnebelen. Sie alleine ist schon eine grossartige «Showwoman» und ausserdem hervorragend am Bass.  Alle drei sind grosse Talente, die wunderbaren Rockblues zelebrieren. Übrigens sind sie Geschwister und harmonieren entsprechend bestens. Verstärkt werden sie auf der Cruise von einem grossartigen Pianisten. TUF ist eine sehr talentierte Band mit einer grossen Zukunft. Sie spielen sehr rockigen und trotz allem klassischen Blues mit vielen Eigenkompositionen. TUF ist eine der besten 3-er Bands in der aktuellen Bluesszene mit einem vollen und satten Sound.

 
Matt Anderson
Dann geht es zu Matt Anderson solo, ein genialer Gitarrist und Sänger kanadischer Herkunft mit einer grossartigen Präsenz, Repertoire und Ausstrahlung; ein weiterer absoluter Höhepunkt. Er spielt hervorragend Gitarre für drei: Bass, Rhythmus und solo alles gleichzeitig und aus einem Guss!! Ich habe keine Ahnung wie er dies schafft; das ist einfach beeindruckend, und dazu hat er noch eine einmalige Stimme!!!! Er ist einzigartig und besticht zudem durch seine sympathische Bescheidenheit.

Zum Abschluss des Tages hörten wir die Tedeschi Trucks Band, für mich eine leichte Enttäuschung. Eine 16 Mann Band mit einem kuriosen Soundmix, durchschnittliche Songs, wenig Präsenz trotz der tollen Stimme von Susan Tedeschi. Wenn man alle Preise berücksichtigt die diese Band bereits gewonnen hat, war das heute Abend einfach zu wenig. Morgen haben sie einen 2. Auftritt und man wird sehen, ob sie sich steigern können. Ich werde nochmals hingehen und gebe eine second chance, denn heute Morgen hat mich Susan an der Ladies Jam restlos überzeugt. Der Saal ist  bis zum letzten Platz besetzt. In Amerika ist diese Band total Hype und für Europa beinahe unbezahlbar. Schade, das alte Repertoire Susan Tedeschis wird in keiner Weise berücksichtigt. Dabei hätte Sie Blues vom Feinsten zu bieten. Wie es scheint, hat sie einen Strich unter die Vergangenheit gezogen und fokussiert nun ganz auf ihren Ehemann Derek Trucks. Ich bin gespannt, was die Kommentare anderer sein werden. So das war’s für heute!!

Monday 29.10.12 Roseau, Dominica

Wir kommen um 09.00 in der Dominica an. Auf meinem Balkon spreche ich mit meinem Kabinennachbar, während ich die Ankunft des Schiffs im Hafen beobachte. Wir plaudern über den gestrigen Tag und fachsimpeln. Er ist der  Chefredaktor der amerikanischen BLUES REVUE, der wohl bekanntesten der amerikanischen Revuen. Ich habe ihn nach Basel eingeladen. Wir sind uns in der Beurteilung des Gehörten sehr einig, ein sehr kompetenter Gesprächspartner, der mit seiner Frau von Festival zu Festival reist und in der Bluesszene ein sehr hohes Ansehen hat.

Der erste Teil des Tages ist ganz dem Besuch der grünen Karibikinsel gewidmet. Dominica ist ein unabhängiger Staat mit 74'000 Einwohnern. Der Staat lebt vom Export von Bananen und Tourismus, der leider rückläufig ist. Wir besuchen einen von der UNESCO geschützten Regenwald, sehr schön, mit Wasserfall aber für mich nicht wirklich einzigartig.

…und nun ist es 17.00. Es beginnt ein intensiver Bluesabend. Ich sitze auf dem Pool Deck und höre die Ronnie Baker Brooks Family Band schon zum zweiten Mal. Sie spielen sauberen und gewaltigen Bluesrock. Das Talent dieser Musiker ist einzigartig. und sie stehen für den Chicago Blues der neuen Generation.

Nachtessen um 18.00. Dann die Nighthawks um 20.30. Sauberer perfekter Blues und Bluesrock, eine bestens eingespielte und geölte Band, hervorragende Musiker und 40 Jahre Erfahrung. Ein super Sound und ein schönes Blueskonzert.

Dazwischen höre ich Anna Popovitch super Rockblues der neuen Generation. Sie spielt mit 3 virtuosen afroamerikanischen Bandmitgliedern, heiss und sexy. Und Ihr Guitarplay ist satt. Diese Serbin hat unglaubliches Talent und ist in den USA sehr beliebt. Ihr Repertoire könnte vielleicht noch etwas variantenreicher sein. Dann um 22.15 unternehme ich einen 2.Versuch  mit der Tedeschi Trucks Band. Der Sound ist heute viel besser, das Repertoire sehr ausgewogen aber ohne echten Blues, z. B. spielen sie «Here comes the sun», von George Harrison, guter Funky Jazz und Querflötensolo. 12 Musiker stehen  auf der Bühne, davon zwei Schlagzeuger die bestens harmonieren und die ganze Band mitreissen. Das war's für heute. Morgen geht es weiter in die Martinique nach Fort de France.

 
The Tedeschi –Trucks Band

Eine solche Blues Cruise ist wirklich etwas Einzigartiges und mit nichts vergleichbar. Ein Schiff voller Bluesliebhaber aus der ganzen Welt und eine Auswahl an Bands und Musikern die in dieser Konzentration auf keinem anderen Festival möglich ist. Dazu hast Du den vollen Komfort eines Cruiseschiffes. Kein Hotel und Ferienclub kann so viel bieten:

Dazu noch Kulinarik, Wellness, Fitness, Workshops, Casino, Shopping, Lounge, Pool, Basketball, Ausflüge an Land und vieles mehr. Das ist einfach unglaublich. Ich werde am Schluss dieser Reise noch mehr dazu schreiben.

Mardi 30.10.12 Fort de France, Martinique

Um 0730 bin ich wach und unser Schiff nähert sich Fort de France in der Martinique. Heute stellen wir auf die französische Sprache um. Es ist in der Karibik erstaunlich, jede Insel hat ihren eigenen Charakter. Hier sind wir irgendwie im Süden Frankreichs, einfach mit mehr Hitze und mehr Vegetation. Am Quai erwarten uns lokale Schönheiten in ihren Folklorekostümen und ihrer eigenen von der Karibik beeinflussten Musik. Die Stadt selbst begeistert  uns nicht, keine speziellen Monumente, indessen eine wunderschöne Natur. Um14.00 sind wir wieder an Bord.  

Apotheken hat es in Fort de France wie Sand am Meer. Wir sassen dann noch in einem Internetcafé und konnten unsere Mails gratis erledigen. Man begegnet vielen schönen und edlen Menschen. Die Hälfte der für diese Insel bestimmten Nahrung kommt aus Paris! Das ist ökologisch gesehen ein Nonsens. Es lebe der französische Zentralismus.

Das Bluesprogramm beginnt um 16.15 mit dem schon leider letzten Konzert von Matt Anderson. Er ist einfach sensationell und einzigartig. Weiter geht es mit Tommy Castro and the Painkillers. Tommy hat seine Band komplett neu zusammengestellt und spielt sehr rockigen Blues. Dieser Wechsel ist eine recht grosse Überraschung, denn die vorhergehende Band war bestens eingespielt und auch mit sehr guten Musikern besetzt. Die neue Band überzeugt restlos, mit jungen und vielversprechenden Musikern. Trotzdem, Tommy Castro sollte nach meiner Beurteilung an der Blues Cruise nicht einen festen Stammplatz haben. Er ist der Einzige der seit Jahren auf der Blues Cruise einen festen Stammplatz innehat. Viele Cruiser finden die Auftritte Tommys gut, aber eben mit einem Déjà-vu Charakter und bestätigen dass mehr Abwechslung im Programm richtig wäre.

 
Tommy Castro and the Painkillers

Dann geht es weiter mit den North Mississippi All Stars and Lightning Malcolm, für mich eine komplett neue Band. Mitgespielt hat unter anderer Susan Tedeschi als Gast. Diese Band spielt puren brachialen Delta Blues der gut gefällt und ankommt. Diese Band ist auf jeden Fall wichtig für die Erneuerung der Bluesmusikszene. Das Repertoire hat einen ganz eigenen Charakter.

Nach dem Nachtessen geht es weiter mit Ironing Board Sam und dem Gitarristen Lil' Buck Senegal. Da wird wunderbarer traditioneller Chicago-Blues zelebriert und gelebt, sehr angenehm und einfach zum Zuhören, eine Band die dem Publikum gefällt, mit sehr kommerziellem Repertoire. Es wird erzählt dass sein Künstlername damit zu tun hat, dass er aus ganz armen Verhältnissen stammt. Mit Mühe und Not erstand er sich eine Hammondorgel. Dann hatte er einen Autounfall und seine Orgel wurde aufs schwerste beschädigt. Mittel zur Reparatur hatte Sam keine. Also reparierte er die Orgel so gut es ging. Dazu gehört eben auch, dass die Orgel auf einem Bügelbrett montiert wurde, damit überhaupt aufgetreten und gespielt werden konnte. So entstand sein Name Ironing Board Sam.

 

Dann geht es weiter mit der James Harman Bamboo Porch Revue. James kommt leicht erkältet und mit heiserer Stimme auf die Bühne. Diese Band spielt sehr feinen und nicht lauten Blues mit sehr guten Musikern, allerdings im Sound etwas gewöhnungsbedürftig.

Dann tritt Earl Thomas im Duo mit seinem Gitarristen Eddie Angel auf. Earl hat eine wunderbare Stimme und singt tolle Songs. Er wird das Publikum am Blues Festival in Basel begeistern. Sehr stark und ausgesprochen vielseitig.

Taj Mahal im Trio auf dem Pool Deck hat mir gut gefallen. Seinen Zenit hat er allerdings überschritten. Er lebt heute noch von seinem Namen.

Dann gehe ich an die Pro-Am Jam Session, die immer überraschend gute Musik bietet. Zu meiner grossen Verblüffung spielt Samantha Fish mit und wir hören wunderbaren Blues. Viele Blues Cruiser kommen in erster Linie deswegen aufs Schiff, weil sie vielleicht mit Stars und oft sicher mit guten Bluesern zusammenspielen können. Das sind immer sehr überraschende Gigs. Das Publikum macht begeistert mit und applaudiert alle, ob gut oder auch weniger talentiert, dabei keine Rolle spielt. Das ist echt cool.

Zum Abschluss des Tages geht es dann noch in die Piano Bar wo Scottie «Bones» Miller singt und Piano spielt. Er ist im Stil und der Stimme Dr. John sehr nahe, wirklich gut. Die Pianokonzerte sind immer sehr gut besucht und  entspannend, da sie auch nicht so laut sind, wie die Konzerte auf den grossen Bühnen. Das ist eine echte Alternative. Dann geht es ins Bett, todmüde und sehr zufrieden.

Wednesday 31.10.2012 Bridgetown Barbados

Wir gehen um 11.00 an Land, besuchen Bridgetown, das wirklich nichts zu bieten hat, sehr heruntergekommen und voll auf Abriss der Touristen eingestellt ist. Dann geht es weiter zur Beach Party, wo uns ein weisser Strand und Lil' Ed and the Blues Imperials mit klassischem Bluesrock begrüssen und auch begeistern. Wir geniessen den weissen Sandstrand und baden im sehr angenehm warmen Meer. Danach geht es zurück aufs Schiff, wo wir uns mit einem wunderbaren Hamburger stärken, bevor die heutige Konzertreihe auf dem Schiff beginnt. Carolina Chocolate Drops heisst die überraschende drei feinen und jungen Musikern die sich ganz dem traditionellen Mississippi Delta Blues verschrieben haben. Alle drei sind grossartige Instrumentalisten mit tollen Stimmen, Cembalo, Banjo, Gitarre und Waschbrett. Das Repertoire ist einzigartig und auch etwas gewöhnungsbedürftig, auf jeden Fall eine grosse Bereicherung und da entsteht eine spannende Band mit eigener Handschrift der neuen Generation.

Shane Dwight feat. Bekka Bramlet spielt dann  perfekten Rockblues aus Texas.

Shane Dwight feat. Bekka Bramlet

Der absolute Höhepunkt des Nachmittags sind wiederum die Geschwister Schnebelen verstärkt von einem Organisten. Danielle hat eine gewaltige Bühnenpräsenz, eine geniale Stimme nahe bei Janis Joplin und Tina Turner, ist sexy und spielt grossartig Bass. Im Verlaufe des Gigs singt auch die Mutter der Schnebelen, gefolgt von Samantha Fish und Deanna Bogart. Die Jam-Session ist perfekt. Wir erleben einen weiteren unvergesslichen Moment.

 
Trampled Under Foot

Nebenbei gesagt: heute ist Halloween! ....... und die Amis sind einfach crazy danach. Das Schiff ist ein Tollhaus.

Das Restaurant Normandie ist auf Gault et Millau Niveau und wir haben dort hervorragend gegessen.

Gleich danach gehe ich erst an die Pro-Am Jam Session und gleich darauf in die Piano Bar wo Ironing Board Sam solo auftritt, auch so ist er ein Genuss. Dann höre ich an der Pool Bar noch den Abschluss des Konzerts der Ruthie Foster Band, ein weiteres Highlight. Die Stimme und der Charme Ruthies sind unerreicht. Ihr Organ steht dem Gospel, Soul und Blues sehr nahe.

Danach ein bisschen Wired unverstärkte Bluesmusik so im Stile der Unplugged Musik Tradition, gute Entertainer aber sie treffen nicht unbedingt meinen Geschmack. Sie haben in letzter viel wichtige Preise der Bluesszene gewonnen.

Und zum Abschluss des Tages geht es weiter mit der Legendary Rythm and Blues Revue - Original  Besetzung wieder  mit dem Line-Up Tommy Castro, Deanna Bogart und Lonnie Baker Brooks, ein blues-rockiger Abschluss mit einer sensationellen Band. Die Horns aus der früheren Formation Tommy Castros spielen mit. Erst spielt Tommy, dann Deana, hinterher der Harper der Nighthawks und zum Abschluss Lonnie Baker Brooks, ein gelungenes Konzert. Diese Revue tourt in den USA um allen Bluesliebhabern die nicht auf die Cruise gehen können mittels dieser Band einige Impressionen vermitteln zu können.

Thursday 1.11.12.  Castries, St. Lucia

Wieder ein traumhafter Tag, strahlende Sonne und warm. Es geht fünf Stunden zu den Vulkanbergen durch die Regenwälder. Die Landschaft ist unglaublich grün und die Leute sehr freundlich. Der Rum fährt ein.

Und nun geht es weiter mit Anna Popovitch. Sie tritt mit heiserer Stimme auf und teilt, mit  dass sie so lange spielen wird bis ihre Stimme versagt. Ihre Band ist relativ laut mit sehr guten Musikern. Sie spielt exzellent Gitarre und hat eine gute Stimme und viel Bühnenpräsenz. Ihr Repertoire ist sehr rockig. Sie steht souverän auf der Bühne und das Zusammenspiel mit dem Publikum beherrscht sie bestens.

Anna Popovitch and Band

Dann geht es weiter mit Shane Dwight featuring Bekka Bramlet, hier ist schon alles gesagt.

Weiter geht es mit der Tedeschi Trucks Band und parallel dazu auf einer anderen Bühne:  The Brooks Family Dynasty: Lonnie, Ronnie and Wayne.

 
 Lonnie Brooks, Ronnie and Wayne Baker Brooks

Die Brooks Family Blues Dynasty begeistert heute Abend restlos. Sie spielen eine Stunde traditionellen Chicago Blues nur mit 3 Gitarren und Vocals. Es entsteht eine Symbiose zwischen dem Publikum und den Musikern. Man fühlt sich in einem traditionellen Chicago Klub der 30er Jahre, einfach einmalig und superb. Danach interpretieren Sie eine weitere Stunde Rockblues wie es Ronnie normalerweis solo zelebriert, der 78- jährige Vater spielte auch diesen Teil voll mit. Dieser Gig wird  unvergesslich. Über die ganze Cruise gesehen, ist das die vielseitigste und überzeugendste Band und das heisst viel, denn die meisten anderen Bands stehen in keiner Weise nach.

 

Zum letzten Höhepunkt des Tages geht es nun zur Pro Jam mit Trampled Under Foot, diese beginnt um 0030 und geht bis...! Es ist nun 0230 und noch immer wird weiter gejamt, allerdings bin ich reif für das Land der Träume.  Auch diese Jam-Session ist begeisternd gespielt von Pros und Amateuren. Samantha Fish, der Bassist von Ronnie Baker Brooks, die mir unbekannte Amateurharper-Entdeckung dieser Reise, Eddie Angel, Ironing Board Sam und und und…

Friday 2.11.12 Bluesin at Sea

…und schon neigt sich das Programm dem Ende entgegen. Heute ist der letzte Konzerttag.  Diese Woche verging so unglaublich schnell. Heute steht noch einmal ein volles Programm mit Freinacht bevor, ohne Ausflüge an Land. Wir besuchen die Brücke mit dem Kommandoraum.  Alles ist voll automatisiert mit GPS und Radar. Das Schiff hat mehrere Stabilisatoren. Die Gasturbinen könnten Miami während 3 Stunden mit Strom versorgen. Das Schiff wird so gesteuert, dass man für den Komfort der Passagiere sogar Regenwolken ausweicht.

Dann geht es zu einem Brunch der keine Wünsche offen lässt. Das Buffet ist wiederum sehr beeindruckend,

Dann geht es weiter zur Energiezentrale des Schiffes. Dort werden die Motoren gesteuert, für den Antrieb und die an Bord benötigte Energie. Auch sehr beeindruckend. In einer Minute verbraucht das Schiff nur für den Antrieb 61 Liter Öl!!

Um 14.30 geht es weiter mit Keith Crossan's Fabolous Horns. Es spielen gleichzeitig 9 Horns begleitet von den Painkillers, verstärkt mit dem Gitarristen der Nighthawks, Paul Bell. Die Post geht ab. Eine Frau am Sax und eine andere an der Posaune spielen grossartige Solis. Die Cruise ist um einen weiteren Überraschungscoup reicher. Einfach super.

 
Keith Crossan’s Fabolous Horns

Dann spielt Tommy Castro mit den Painkillers auf dem bei grosser Hitze Pool Deck gefolgt von der LRBC # 19 Awards Party. Da werden humorvolle aber auch sehr wertvolle Awards vergeben, wie z. B. an Samantha Fish die den Award für die aktivste Jam-Session Musikerin zu Recht erhält. Dann geht es weiter mit der Versteigerung von Musikinstrumenten für den Bau der Hall of Fame der BLUES FOUNDATION. Es werden $ 139'000.-- gesammelt.

Gleichzeitig erhalten alle Blues Cruiser Champagner, Bier oder Bloody Mary's und kleine Häppchen. Du kannst raten, was am meisten getrunken wird. Jetzt gilt es noch vor dem Nachtessen zu packen.

Der Schlussabend beginnt mit einem wunderbaren Konzert von Ruthie Foster. Diese Frau ist begnadet, sie hat eine wunderbare Stimme gewachsen im Gospel und gereift im Blues, Ihre Ausstrahlung ist herzerwärmend und sie kann sich traumhaft mit dem Publikum verbinden. Sie strahlt die ganze Zeit. Ihr Glaube und die Liebe zu Ihrer Mutter geben Ihr Kraft, Liebe und Energie die sie jede Sekunde lebt. Ihre Songs schreibt sie selbst und sind Geschichten ihres Lebens. Die Melodien sind harmonisch und gehen von Balladen über Gospel bis zum Blues. Begleitet wird

Ruthie von einer wunderbaren Band mit viel Frauenpower. Das ist einfach schön, emotional und grossartig. Sie ist so herzerwärmend und bewegend dass man sie am liebsten spontan noch auf der Bühne aus Dankbarkeit und Zuneigung fest umarmt. Ich bin bewegt und habe Tränen. Das ist der magischste und unvergesslichste Moment der ganzen Reise.

Den Abschluss der Konzertreihe gibt noch einmal die Ronnie Brooks Family Dynasty. Sie spielen wie gestern von Rock zu Blues alles was South Chicago

Brooks Family Blues Dynasty

zu bieten hat. Ronnie ist in Hochform und spielt wunderbare sanfte Bluesballaden, einmalig und aus einem Guss.

…leider geht es morgen früh schon off the ship nach einer einzigartigen und unvergleichlich grossartigen Blueswoche. Es wurde Bluesgeschichte geschrieben. Doch mehr dazu morgen in der Zusammenfassung der Woche.

Saturday 3.11.12 San Juan, the End

Tagwache um 07.00, dann Frühstück und weiter geht es 08.15 zur Disembarkation-Prozedur, die sehr effizient organisiert ist. Um 10.00 ist der Check-in inkl. Security am Flughafen beendet. Dazwischen haben wir die obligate Zollkontrolle, Gepäckabgabe für den Flughafen, Transfer zum Flughafen und Check-in mit zwei Security-Kontrollen. Im Bus zum Flughafen sitzt die ganze Familie Schnebelen mit ihren Kindern, Samantha Fish und der ehemalige Saxonfonist von Tommy Castro.

 

Nach 20 Jahren touren mit Tommy wurde die alte Band ersetzt resp. aufgelöst. Der Saxofonist Keith Crossan, den ich im Flughafen treffe, weiss im Moment nicht  wie es für ihn weitergehen soll. Hinter jedem Entscheid verstecken sich oft menschliche Dramen. Er erinnert sich bestens an den Auftritt am Blues Festival Basel. Wir haben unsere Visitenkarten ausgetauscht.

Nun sitze ich im Flughafen, extrem müde wie man nach einer Woche cruisen eben ist, voller fantastischer und zum Teil noch unverarbeiteter Eindrücke. Diese Cruise hat alles getoppt, was ich in Sachen Blues bisher erleben durfte und das ist nicht wenig. Auf dem Schiff sah ich nur zufriedene Menschen, keine Aggressionen viel Kommunikation und Spass, keine alkoholischen Exzesse; es war einfach permanent Bluesparty, eine grosse schwimmende Festhütte, das in jeder Beziehung keine Wünsche offen liess.

Ich treffe heute Morgen den Manager und Partner von Ana Popovic, ein charmanter Kerl aus Holland, Ana stammt aus Serbien. Sie hatte definitiv fantastische Auftritte und war eine stolze Vertreterin Serbiens. Wir haben unsere Visitenkarten ausgetauscht. You never know!

Musikalisch betrachtet war dies die beste Cruise mit einem einzigartigen Line-Up. Es gab mir enorm viel Inspiration für zukünftige Blues Festivals in Basel. Jeden Tag erlebten wir Konzerte in der die Band uns mit Überraschungen begeisterten wie z. B. Gastmusikern, Jams, neue Songs und auch Storytelling. Es entstanden spontan Momente in denen man einfach in den Wolken schwebte und träumte, total magisch. Die Musiker kamen voll aus sich heraus, überschritten ihre musikalischen Grenzen und überraschten auch mit Stilen und Songs die nicht zu Ihrem angestammten Repertoire gehörten. Für die Musiker wie auch für das Publikum bedeutet diese Cruise etwas ganz besonderes mit viel Emotion und Passion. So kann eine einzigartige Atmosphäre und Symbiose mit dem Publikum entstehen. Der Blues lebt besser denn je.   Einziger Minuspunkt ist vielleicht, dass wenig junges Publikum an Bord ist, was in Anbetracht der Kosten einer solchen Reise verständlich ist. Es kommt selbstverständlich auch dazu, dass die Jungen den Weg zum Blues meist erst später finden. Beeindruckend ist auch die Herkunft der Cruiser, das geht von Australien, Asien über Europa bis in die USA und Kanada, viele sehr sympathische Quebecois mit ihrem einmaligen Akzent.

Von den Wahlen in den USA hörte man kein Wort, vom Hurrikan Sandy etwas mehr aber insgesamt ist man in der Zeit auf dem Schiff wie auf einem anderen Planeten. Die Zeit bleibt stehen. PLANET BLUES!

Auch die Pro-Am Jam Sessions sind einzigartig. Da wird jede Performance applaudiert. Es gibt nicht gut oder schlecht, sondern nur die Begeisterung für den Blues zählt. Das Niveau ist dennoch überraschend hoch. Wir hörten Amateure die besser spielten als Ihre professionellen Vorbilder. Spannend sind auch die verschiedenen Charaktere zu beobachten. Introvertierte, wenn sie spielen, möchten am liebsten in der hintersten Ecke stehen und sich gar verstecken, aber beim Spielen blühen sie plötzlich total auf und jammen grossartig, erleben es selbst als ungenügend. Genial ist, dass es plötzlich Pros wie Samantha Fish, Matt Anderson, Tommy Castro und viele andere packt, die sich in diese Amateurgruppen einmischen und -geben. Die Amateure fallen dabei nicht ab, ganz im Gegenteil; sie werden dadurch beflügelt und wachsen. Und das Publikum erlebt viele einzigartige und überraschende Momente. Das ist das ganz spezielle am Blues. Jammen, zusammen zu spielen und zu improvisieren, das ist nicht einer Elite vorbehalten, nein das ist allen zugänglich. Jeder spielt mit jedem und dabei entstehen immer wieder neue Überraschungen und Sounds die immer bewegen. Der Blues lebt wie noch nie und die Bluesfamilie wächst täglich. Nun sitze ich im Flugzeug auf dem Weg nach Miami, erschlagen von einer fantastischen Blues Cruise und mit grosser Vorfreude auf kommende Reisen.

IN BLUES WE TRUST