Skip to main content

B.B. King wie zu seinen Anfängen

 

Wir erinnern uns: Riley B. King, heute der weltweit bekannteste Blues-Musiker, Träger der Presidential Medal of Honor, Gewinner von 14 Grammy Awards und eines Lifetime-Achievement-Awards, Attraktion in Konzerten von Peking bis Buenos Aires, ist ein hoch geachteter Mann. In den Fünfziger Jahren war das noch nicht so. B.B: spielte den «Chitlin Circuit» und versuchte, berühmt zu werden. Damals war sein Ziel noch gar nicht, für ein weisses Publikum zu spielen, der Gedanke war sowieso absurd, King versuchte, eine feste und eingespielte Band zusammen zu kriegen, um etwas zu erreichen, das sich an Ray Charles orientierte: Eine Blues-Revue im grossen Stil.

Damals spielte King kurze Stücke (sie mussten ja auf die Singles passen) wie Three o Clock Blues oder Everyday I Have The Blues. Diese Phase seines Schaffens wurde ja mit der Anthologie The Vintage Years bereits gut dokumentiert. Und zu diesem Stil eines jungen Mannes sollte King zurückgehen, wenn es nach Burnett ging. Er schlug King vor: «Ich möchte, dass Du zurückgehst in die Fünfziger Jahre und etwas von den Dingen tust, so wie Du es damals getan hast.»

King war zunächst skeptisch, denn sowohl seine Stimme wie auch sein Gitarrenspiel sind nicht mehr so, wie sie damals waren. Aber natürlich liess er sich überreden und so kam er auf die Idee, ein Album zu machen, auf dem er zwar nicht mehr klingt wie ein Dreissigjähriger, auf dem er aber auch keinen modernen Blues spielt.

Die letzten CDs von B.B. King sind alles entweder Koproduktionen (Deuces Wild, Riding With The King mit Eric Clapton oder 80 mit verschiedenen Leuten, darunter Elton John und Gloria Estefan (!)), Kompilationen oder Live-Alben. Diese Alben sind durchaus kritisch zu hinterfragen, und sie haben nichts wirklich Neues gebracht. Das letzte richtige Studio-Album ist nach Meinung der Redaktion die 1998er CD Blues on the Bayou.

Von daher ist der Effort sehr zu begrüssen, eine neue-alte CD B.B.s aufzunehmen. Leider sind keine weiteren Informationen verfügbar, so war nicht viel zu erfahren über die eingespielten Titel. Rolling Stone schreibt lediglich, dass Sitting on Top of the World von den Mississippi Sheiks' und Howlin' Wolfs How Many More Years darauf sein sollen. Zudem ist zu vermuten, dass der Titel One Kind Favor von Blind Lemon Jefferson auf der CD sei. Ansonsten habe Burnett sich über 200 Titel angesehen und angehört, die ihrerseits B.B. King beeinflusst hätten.

Auch die Begleitband ist noch nicht vollkommen enthüllt. King tritt scheinbar mit seiner Horn-Section an, an den Tasten kommt Dr. John zum Einsatz und Eric Claptons Bassist Nathan East spielt einen Kontrabass, Jim Keltner sitzt am Schlagzeug. King sagte nach der Aufnahme - ganz Profi, der er ist - dass es viel Spass gemacht habe, dieses Album einzuspielen.

Das Album macht nicht nur Appetit weil es eine CD von B.B. King ist, sondern auch weil T-Bone Burnett als Qualitätssiegel dienen kann. Er hat die Auswahl für den Soundtrack zu O Brother, Where Art Thou? getroffen und zum viel gefeierten Album Raisin Sand von Robert Plant und Allison Krauss. Als Publikationsdatum ist im Moment Ende August genannt. Viele King-Fans, die sich in den letzten Jahren nicht mehr mit seinen Studio-Aufnahmen identifizieren konnten, werden ihre Freude an One Kind Favor haben und wenn nicht alles schief geht, sollte King auf seinem Kamin schon mal Platz machen für Grammy Nummer 15.