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Robert Cray im Kaufleuten

Letzte Woche war die Reihe an Gary Clark Jr., der aktuellen «Hoffnung» für die Zukunft des Blues, keine Woche später stand nun Robert Cray auf der Bühne des Zürcher «Kaufleuten». Ähnlich wie im Falle Clarks ruhten einst auch auf den Schultern von Robert Cray die Hoffnungen, dass der Blues weiter leben und zu neuer Blüte kommen wird. Nun, der Hoffnungsträger a.D. wird im August 61 Jahre alt. Er wurde 2011 in die «Blues Hall of Fame» aufgenommen. Mit anderen Worten, mit grosser Verlässlichkeit hat er auch diese Erwartungen umgesetzt und hat seine eigene Bluessprache gefunden, seinen Sound.

Neben der Gitarre und dem Gesang, die natürlich der Chef selbst erledigt, setzte sich die Band zusammen aus dem neu zur Band gestossenen Schlagzeuger Les Falconer, Bassist Richard Cousins und Keyboarder Dover Weinberg, der in den 70er und 80er Jahren in der Band gespielt hatte und nun zurückgekehrt ist. Cousins hatte die Robert Cray Band mitbegründet und ist seither an der Seite des Bluesman aus Georgia. Alle drei Bandmitglieder sind erfahrene Veteranen und nicht nur erfüllten sie ihre Parts makellos, die Band schien auch Spass auf der Bühne zu haben, mehrfach wurde leicht herumgealbert, was eine gelöste Stimmung vermittelte.

Die Setlist beinhaltete viele Titel des aktuellen Albums In My Soul, das von Steve Jordan produziert wurde. Dazwischen wurden einige der früheren Erfolge gemixt (It’s Because of Me (Strong Persuader), I Shiver oder Forcast calls for Pain). Auf dem aktuellen Album gibt es eine Neuerung, die auch im Konzert zu hören war: Im von Lou Rawls bekannt gemachten Titel Your Good Thing (Is About to End) singt Schlagzeuger Les Falconer und damit nicht Cray selbst. Als einzige Verneigung vor dem Fundus von Titeln, die immer wieder gecovert werden und die zur Bluestradition gehören, gab es eine wunderschöne Version von Sitting on Top of the World zu hören.

Die einzelnen Titel waren alle gleich aufgebaut – erneut setzt der Mann hier auf Verlässlichkeit – indem nach einem funky Gitarrenintro zwei Strophen folgen, Gitarrensolo, noch eine Strophe und ein zweites Solo, das in den Schluss übergeht. Die Songs werden alle wenig bombastisch beendet, was sehr wohltuend war. Es gab keine Soli für den Rest der Band, aber Robert Cray wies immer wieder auf deren Beiträge hin, sogar der Gitarrentechniker erhielt vor der ersten Zugabe eine kurze Erwähnung.

Das Konzert ist nur eines in einer längeren Reihe von Auftritten, und mit grosser Routine wurde auch dieses Konzert gespielt. Dabei war die Verlässlichkeit und die Berechenbarkeit so gross, dass im Erreichen der musikalischen Perfektion, wie Robert Cray dies gelungen ist, stellenweise sogar schon ein gewisses Mass an Langweile zu beklagen ist. Die Titel klangen letztlich austauschbar, was aber ebenso ein Hinweis auf das klare stilistische Bekenntnis ist, das Robert Cray als Grundlage seiner Fassung des Blues spielt, und das vor zehn Jahren ebenso ausgereift klang wie heute und hoffentlich in weiteren zehn Jahren.

Robert Cray ist einst als Hoffnungsträger gestartet, mittlerweile ist er ein Grandseigneurdes Blues, dabei noch immer von jungenhafter Energie und fähig, seine einzigartige Mischung aus R&B-Soul-Funk-Blues zu spielen.