Geschrieben von Marc Winter am .

Gregg Allman - Southern Blood

Greggs Goodbye

GreggAllmanSouthernBloodCDCoverGregg Allman hat sein letztes Sololabum veröffentlicht, nach seinem Tod am 27. Mai  ist nun Southern Blood erschienen, eine Sammlung von zehn Liedern, Covern zumeist, in denen mit der musikalischen Klaviatur von Country, Southern Rock, Blues eine Sammlung von schönen Songs zusammenkam, jeder etwas anders im Charakter, aber stimmig im Grundgefühl. Southern Blood ist eine schöne CD, auf der Gregg Allman versuchte, Spass zu haben, aber auch noch einmal sein Innerstes nach aussen kehren wollte. Er zeigt sich bei den Aufnahmen, die im März 2016 begannen und von Don Wes produziert wurden, als leidenschaftlicher Musiker, als Mensch, der gelebt und gelitten hat, und als alter Mann, der unsentimental auf sein Leben zurückblickt.

Das Album enthält zehn Songs, deren Charakter je nach Instrumentierung etwas mehr nach Country oder etwas mehr nach British Invasion klingen, dabei stets so im Blues verwurzelt, wie dies auch bei Eric Clapton der Fall ist. Die Aufnahmen entstanden auf Gregg Allmans Wunsch, vielleicht auch seiner schwachen Gesundheit geschuldet, in den «Fame» Studios von Muscle Shoals statt, wo Gregg und Duane noch vor den Allman Brothers mit der Band The Hour Glass Aufnahmen machten und wo Gregg als Studiomusiker gearbeitet hatte. Ein Kreis konnte so geschlossen werden.

Das Tonmaterial besteht weitgehend aus Coverversionen: Bob Dylans Going, Going, Gone ist einer der melancholischeren Titel, Black Muddy River von The Grateful Dead ist ein wütender Blues, der wirklich toll klingt, ebenso wie Johnny Jenkins‘ Titel Blind Bats and Swamp Rats der mir persönlich als etwas sehr starker Tobak schien. Willie Dixons Song I Live the Life I Love, And I Love the Life I Live klingt eher trotzig als stolz und unabhängig, was eine bemerkenswerte Nuance bringt. Love Like Kerosene ist der härteste Kracher der Sammlung. Jackson Brownes Song for Adam beschliesst das Album, und Allman lässt die letzten beiden Zeilen aus, für den Literaturwissenschaftler ist das eine Aposiopese, für den Musikfan ein Anzeichen, dass die Emotionen Gregg übermannten und seine Stimme erstickten. Klar der emotionalste Titel auf dieser so schon sentimentalen Sammlung. Was die eigenen Kompositionen angeht, so schrieb er gemeinsam mit Scott Sharrad den Titel My Only True Friend, den ersten Titel, der klar auf seinen lange vermissten Bruder Duane bezogen ist, dabei im Text lyrisch und durchsichtig bleibt und ein schöner Titel über Freundschaft ist.   

Es ist eine Sammlung des Herzens, die der jüngere der beiden Allman-Brüder mit Southern Blood posthum veröffentlicht, immerhin vier der zehn Lieder hat er laut Manager Michael Lehmann noch in fertig abgemischter Form gehört. Es ist zu hören, dass ihm die Arbeit an seinem letzten Album auch schwergefallen ist. Trotzdem brachte er seinen Gesang kräftig rüber, fehlende Stärke vielleicht manchmal durch grössere Leidenschaft kompensiert.

Wie bereits auf Low Country Blues 2011 [LINK ZUR REZENSION] ist dieses Album als ein Nachwort zu seinem Musikerleben angelegt, in dieser Hinsicht vergleichbar dem Alterswerk von Johnny Cash mit Produzent Rick Rubin, eine Tatsache, die Lehmann gegenüber Rolling Stone auch klar zum Ausdruck brachte. Es wurden nun leider nur zwei Alben, aber diese werden die Zeit überdauern, das sind Alben von nachhaltigem künstlerischem Gehalt.

Gregg Allman – Southern Blood (2017)

01

My Only True Friend

02

Once I Was

03

Going Going Gone

04

Black Muddy River

05

I Love The Life I Live

06

Willin'

07

Blind Bats And Swamp Rats

08

Out Of Left Field

09

Love Like Kerosene

10

Song For Adam