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Heather Crosse Groovin’ at the Crosse Roads

Der Blues ist gut genug für sie

HEatherCrosseGroovinattheCrosserRoadsCDCoverVielleicht liegt es ja an meiner frühkindlichen Begeisterung für die 1970er Ikone Suzie Quattro, aber irgendwas begeistert mich an Bassistinnen. Die heute vorzustellende Musikerin Heather Crosse zählt auch in die Kategorie der Bassistinnen, wobei sie neben Gesangsparts auch Gitarre spielt. Ihre Erstlings-CD mit dem – für jemanden mit diesem Namen – offensichtlichen Namen Groovin’ at the Crosse Roads ist insofern gerechtfertigt, als Heather Crosse Jahrelang als Houseband im «Ground Zero»in Clarksdale, Mississippi spielte und dort die Grundlagen und Feinheiten des Blues verinnerlichte. Auch der Titel Clarksdale Shuffle ist eine Referenz an die Stadt in der Nähe der sagenumwobenen Crossroads, wo Robert Johnson mit dem «Hörnilmann» einen Deal eingegangen sein will. Doch Heather Crosses Musik sieht nicht nach hinten, sie ist keine Nostalgikerin, sondern liefert hier ihre persönliche Fassung des Blues, und die überzeugt durchwegs.

Im Gegensatz zu vielen Bluesmusikern jüngerer Zeit lässt sie nämlich sämtliche Anleihen an andere Musikarten aussen vor und spielt «nothing but the Blues», und das wunderschön. Ihr Album atmet die Musik mit viel Raum, ihre Band bietet geschmackvolle Soli und ihr Gesang ist der einer Frau mit einer rauhen weiblichen Stimme, ohne gleich ins Klischee von «Reibeisen» oder ähnlichem zu verfallen. Bei dieser Musik stimmt alles zusammen und die 11 Titel rauschen vorbei wie nix, und man drückt nochmal auf PLAY und hört sich das Ganze ein zweites, drittes, viertes Mal an.

HeatherCrosseOnStageFarbeHeather Crosse stammt aus Louisiana und sie lebt seit ihrem 18. Lebensjahr in Clarksdale, wo sie mit ihrer Band schon als Begleitung von Bob Margolin, Guitar Shorty, Jody Williams oder James «Super Chikan» Johnson zu hören war. Im vergangenen Jahr war sie als Mitglied des «Blues Caravan 2015» auch in Europa zu hören, sowie auf den die Tour begleiteten Tonträgern gleichen Namens, und nach Veröffentlichung ihrer eigenen CD wird sie bestimmt – und hoffentlich – noch viel mehr für Festivals gebucht werden.

Groovin’ at the Crosse Roads ist eine gute Mischung für einen Erstling: fünf Titel schrieb sie selbst, mit den anderen sechs zitiert sie ihre Vorbilder wie Etta James oder «Big Mama» Thornton. Ihre Band ist dieselbe, mit der sie ihre Bühnenerfahrung gesammelt hat: Heavy Suga' & the SweeTones. Dies sind ihr Schlagzeuger und Ko-Autor Lee Williams, Pianist Mark Yacovone, der in jedem Solo aufs neue begeistert sowie Gitarrist Dan Smith. Alle haben bereits mit grossen Namen zusammen gespielt und setzen nun auf diese Newcomerin, was für sich schon etwas über die Qualitäten dieser jungen Frau aussagt. Als Produzent diente der Spiritus Rector des «Blues Caravan» und ein Veteran des Business Jim Gaines, der auch schon mit Carlos Santana oder einem gewissen Stevie Ray Vaughan gearbeitet hat.

Das Album bietet strengeren Blues im Sinne eines Shuffles bis zu Blues mit einem Schuss Soul, etwa bei Hurryrin' Up To Relax oder dem Cover Rockin' Chair, das 1975 ein Top-Ten-Hit für Gwen McCrae war. Sie bezeugt die Referenz vor den Altvorderen in Walkin' In Their Shoes und zelebriert Ground Zero mit dem Clarksdale Shuffle. Etta James’ Damn Your Eyes spielt sie wunderbar und mit viel Gefühl – wenn es vermutlich auch James selbst nicht gefallen hätte – aber das hätte mehr mit ihrer Person als mit ihren Ohren zu tun gehabt. Viele Songs haben Humor und ein Augenzwinkern, wie etwa Why Does a Woman Need a Bass Guitar, in dem sie beredt die Vorteile des Tieftöners für jemanden mit zarteren Händen darlegt. Auch Bad Boy Kiss ist ein cooler Titel.

Ohne Zweifel: man wird noch viel von Heather Crosse hören, insbesondere wenn sie genug Erfolg hat, um ihre Band beisammen zu behalten. Die Anlagen, die Erfahrung und ihre Erstlingswerk lassen alle sehr viel Hoffnung aufkeimen für eine junge Frau, die sich voll und ganz dem Blues verschrieben hat. Ein letztes sympathisches Detail: Für das Foto auf dem CD Cover hat sie sich offensichtlich mit ihrem Bass irgendwo aufs Feld gestellt. So wunderbar unpretenziös und uneitel ist dieses Cover, das wärmt richtig das Herz.

1 My Man Called Me 03:34
2 Why Does A Woman Need A Bass Guitar 03:53
3 Rockin'Chair 04:12
4 Clarksdale Shuffle 03:17
5 Hurryin' Up To Relax 03:49
6 Walkin' ln Their Shoes 04:46
7 Damn Your Eyes 04:21
8 Steppin' Up Strong 03:41
9 Bad Boy Kiss 03:25
10 CallOn Me 03:14
11 You Don't Move Me No More 03:21