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Mike Andersen - Home

Laid Back

Die zehn Titel auf Mike Andersens neuestem Album Home (erschienen als CD und als analoge Schallplatte) scheinen durchgehend Eigenkompositionen zu sein. Der dänische Gitarrist und Sänger ist der Kopf eines Quintetts, das seit 12 Jahren regelmässig mit Aufnahmen und Konzertauftritten von sich reden macht. In der Schweiz waren sie zuletzt am 9. 10. In Münchenstein anlässlich der örtlichen «Blues Night» zu sehen, aber auch schon 2011 in Luzern. Mit Home veröffentlicht er sein fünftes Album, das anders ist, denn alle Titel sind bei Mike Andersen zuhause aufgenommen. Die Songs wurden in seinem Heimstudio aufgenommen und abgemischt, aber auch das Thema der Songs dreht sich häufig um Zuhause und Heimkehr, um Heimweh und Einsamkeit in der Fremde. Nach über 1000 Konzerten kann man sicher einiges zum Thema sagen, die Texte sind klar zu verstehen und es sind beinahe intime Texte. Das Album ist zwar gefühlvoll und sehr ansprechend, lässt sich aber musikalisch nicht durchgehend als Blues identifizieren. Manche Titel sind Blues-Songs, andere sind Power-Balladen oder Titel um ein Gitarrenriff. Mit einer Ausnahme ist das Album sehr gemächlich und hat damit das Back Porch Feeling, welches das CD-Cover verheisst.

Unterstützung kriegt Andersen von seiner Band, bestehend aus dem zweiten Gitarrist Johannes Nørrelykke und Kristian Fogh an den Tasten. Beide teilen sich auch mit Andersen den Gesang. Kristian Kold am Bass und Jens Kristian Dam amSchlagzeug vervollständigen das Lineup. Allerdings gibt es so eine nicht ausgewiesene weibliche Stimme auf Do I Know You? Dieser Titel Ist ein Slow Blues UND ein Duett und damit ein echter «tear jerker». Walk You Home klingt wie Sympathy for the Devil von den Beach Boys klingen könnte. Unmittelbar danach folgt Won’t Wake You Up, ein mit Gitarrenarpeggien begleitetes Schmusestück. Hometown Blues überrascht im Gitarrensolo, weil man meint, Eric Clapton spielen zu hören. Auch dies ist eine Ballade, gefühlvoll und schön, einfach trotz des Titels kein Blues. Ansprechend und toll instrumentiert ist auch Mr. Drifter. Dies ist ein Song im Westernrhythmus zur akustischen Gitarre, der entfernt an Roy Orbison erinnert. So bleibt die CD von Song zu Song sehr abwechslungsreich und vielseitig, verbindend ist der Duktus der Gemächlichkeit, mit dem die Songs daher schreiten. Eben das Feeling von Home.

Der einzige Titel, der nicht in Anspruch nehmen kann, «laid back» zu sein, ist City of Sin, ein nervöser Keyboard-Titel mit viel technischen Spielereien. Dies ist insgesamt das Auffälligste an dieser CD: Die Titel haben durchwegs einen hochglanzpolierten Sound und klingen für meine Ohren etwas steril. Die Atmosphäre einer Live-Aufnahme ist dies an keiner Stelle, sondern die Titel sind Früchte harter und präziser Arbeit. Sie sind meisterlich abgemischt und liebevoll mit Details versehen, aber sie sind dadurch auch etwas steril.

Das spielt allerdings überhaupt keine Rolle, wenn man die CD als Hintergrund bei einer Party laufen lässt oder sonst in einer Situation, in der man nicht mit beiden Ohren konzentriert zuhört. Dann besticht das Album durch einen angenehmen Soundteppich und schönen harmonischen Gesang der drei Beteiligten. Der berühmte «Drägg» fehlt weitgehend, aber es müssen ja auch nicht immer ZZ Top, Chris Duarte oder Lightning Hopkins sein. Hörproben gibt es hier auf der Homepage des Künstlers.

Mike Andersen Home (2014)

Mike Andersen: vocals & guitar
Johannes Nørrelykke: guitar & vocals
Kristian Fogh: keys & vocals
Kristian Kold: bass
Jens Kristian Dam: drums

1. Water My Plants 3:57
2. Raindrop In A Drought 3:47
3. City Of Sin 3:32
4. Do I Know You? 3:55
5. Nothing Happened 3:55
6. Walk You Home 4:10
7. Won't Wake You Up 3:47
8. Take It Out On Me 4:25
9. Mr. Drifter 3:52
10. Hometown Blues 3:56