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Mike Sponza and The Central European Orchestra

Üppig, opulent, barock

Im Blues gibt es natürlich Sänger und Instrumentalisten jeder Art. Darüber hinaus gibt es Konzertveranstalter und Journalisten wie bluesnews.ch. Der aus Triest stammende Italiener Mike Sponza, der seit den 1980ern Bluesman ist und seit 1997 Musik publiziert, ist in erster Linie ein Arrangeur und Konzertmeister, der darüber hinaus auch noch singt und Gitarre spielt. Auf seinem neuesten Album spielt er mit einem ganzen Orchester zusammen, was seine Qualitäten als Arrangeur fordert, denn der Blues ist nicht so leicht durch ein ganzes Orchester anzureichern, aber Sponza schafft das, und die 13 Titel bleiben bluesig. Erfreut und vielleicht etwas überrascht stellt man fest: Klassisches Orchester und der Blues, das geht zusammen und macht viel Spass.

 Mike Sponza machte früher mit der Blues Convention von sich reden, und seither verfolgte er manche Projekte, bei denen er Musiker zusammen bringt für Aufnahmen und Bühnenprojekte. Das jüngste und nun als Aufnahme verfügbare Projekt heisst The Central European Orchestra und hier spielt der Italiener mit einem klassisch bestückten Orchester zusammen. Das Orchester – komplett mit Streichern, Holz- und Blechbläsern und an gewissen Stellen scheint mir auch eine Kesselpauke hörbar – spielt gemeinsam mit Sponza dessen Titel, hier arrangiert für eine riesige Big Band, denn also solche setzt Sponza das Orchester ein.

Hier werden also nicht klassische Versionen gespielt à la Royal Symphony Orchestra spielt die Hits von Queen. Das klassische Orchester wird zur Horn Section, String Section oder zur Verstärkung des Grooves herangezogen. Und was fetzt dann doch ziemlich. Gitarrist Primoz Grasic hat neben den Gitarrenparts auch die Dirigentenarbeit übernommen, zahlreiche Gastauftritte runden den Auftritt ab. Einen kurzen Einblick gibt ein Promo-Video auf Youtube.

Blues und eine grössere Instrumentierung sind nichts Neues, Albert Collins liebt eine fette Horn-Section in seinen Arrangements und B.B. King wie auch Ray Charles haben bewiesen, dass Blues und grosse Arrangements gut zueinander passen. Letztlich waren Duke Ellington und vor allem natürlich Count Basie in erster Linie Arrangeure und Orchesterleiter von grossen Blues-Formationen. In diese illustre Reihe stellt sich Mike Sponza und man kann nur sagen, es funktioniert. Das sind grossartig gespielte Titel, nicht zu überladen, aber mit viel Druck und unendlich viel Groove.

Dem Orchester als Solist entgegen steht vor allem Sponza selbst als Gitarrist, der einen klar auf das Vorbild B.B. Kings zurückgehenden Stil der Bluesgitarre pflegt. Das entspricht auch den Hörgewohnheiten und passt grossartig ins Bild. Der Gesang selbst ist durchaus gut, aber hier bringen die Special Guests noch etwas Varianz und neues Feuer. Wie etwa Ian Siegal auf Fire. Die Titel sind alles selbst verfasste Songs, die eine gewisse Vielseitigkeit des Blues aufzeigen, aber instrumental bedingt vor allem als R&B rüberkommen. Was auch schön ist am Album: Die Big Band verliert ihre Scheuh und legt sich mächtig ins Zeug und so nimmt das Album mehr und mehr Fahrt auf.

Der Titel S.G.W. steht für Something’s Going Wrong, wie der Titel eindeutig zeigt. Mit über 5 Minuten eine Tour de Force, ebenso wie Kakanic Blues. Der Titel verweist auf Sponzas gleichnamig Publikation von 2008. Der Titel ist ein Wortspiel, das auf «Kakophonisch» zu verweisen scheint, aber in Wirklichkeit bezieht er sich auf die umgangssprachliche Bezeichnung «Kakanien» für die K. und K. Monarchie Österreich-Ungarn, denn viele seiner Mitmusiker stammen aus Zentraleuropa und damit aus Ländern der ehemaligen Doppelmonarchie. Der Kakanic Blues bringt das Big-Band-Format der Musik vorbildlich heraus.
Der folgende Titel It’s Hard to Be On The Road ist dann wieder ein sparsamer Blues mit sehr fetten Bläser- und Streichersätzen. Das Orchester verleiht einen sensationellen Groove, der einen mitreisst. Vom sparsamen Gitarren-Intro bis zum Finale ein wunderbarer Song.

Das Album gibt es als CD oder DVD sowie als digitalen Download zu erwerben. Der Download ist auf der Website der Band verfügbar, für die CD oder DVD wird auf den Verlag verwiesen, aber auf der Website gibt es nur eine Mailadresse, das scheint noch im Aufbau. Das digitale Album kostet lächerliche € 9.- Man kann es auch als digitales Geschenk versenden.
 
Mike Sponza and The Central European Orchestra(2014)

1. Is this the love und Einführung 7:36
2. Running on empty 4:49
3. You 7:09
4. Rather than being free- feat. Lara-B 6:56
5. Kakanic blues 7:22
6. It's hard to be on the road 4:53
7. Fire- feat. Ian Siegal 5:13
8. I came to hear you saying goodbye- feat. Lela Klaplowitz 4:11
9. Innocent Criminal 4:40
10. S.G.W. 5:19
11. Out of my mind 4:52
12. Anxiety 2:49
13. Lighthouse keeper 7:55