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Dynamite Daze - Tango With The Devil

 

Die Deutsche Rock- und Bluesrock-Band Dynamite Daze legt mit Tango With The Devil bereits ihr drittes Album vor. Zu hören gibt es makellosen und sehr gradlinigen Rock, gespielt von einem Trio von Veteranen, die Bandleader Didi Dynamite als Frontman mit einer gehörigen Portion «Dräck» unterstützen. Gleichwohl ist für solche, die auf der Suche nach Bluesmusik im engeren Sinne diese CD wohl nicht empfehlenswert, dafür ist zu viel Rocksound dabei. Ebenfalls nicht für jeden Geschmack, aber durchaus faszinierend, ist zudem die sehr stark betont rauchige Blues-Stimme, die manchmal nach Tom Waits klingt, manchmal nach Howlin Wolf, aber auch immer wieder bloss nach verstellter Stimme. Der thematische Flirt mit dem Teufel ist ein netter Einfall, der sich auch in manchen Songtexten wiederfindet, und so sieht man auf dem Cover den Teufel, wie er seinem Gegenüber zuprostet. Das ist zwar nicht gerade Tangotanzen, aber vielleicht wollte man ja auch allzu grosse Ähnlichkeit mit John Mooney Dancing with the Devil vermeiden. Immerhin ist der gleichnamige Titel dann ein waschechter Tango, und das Cover sieht cool aus.

2010 von Sänger und Harmonika-Spieler Didi Dynamite und Gitarrist Martin Czemmel gegründet, veröffentlichte die Band Dynamite Daze im selben Jahr ihr erstes Album Greatest Hits, es folgte Scarecrows On Rampage (2011), das nominiert war für den «Preis der Deutschen Schallplattenkritik Blues & Soul». Das Quartett spielt weitgehend eigene Titel ein, gewürzt mit einem Cover-Song. Auf dem aktuellen Album ist es das wohl von Johnny Cash bekannte Traditional A Satisfied Mind, unlängst auch von Willie Nelson gecovert. Hier wird der Titel zu einem Art Power-Country-Rock, was ich nicht sehr überzeugend fand, der Stimmung des Songs nicht wirklich angemessen. Dynamites Gesangsstimme orientiert sich offensichtlich an Tom Waits, und das ist mutig und klappt auch bei manchen Titeln (Dealing with the Devil, Picture of Downtown Kingston), aber hier wirkte es für meine Ohren aufgesetzt.

Die anderen Titel sind zumeist um ein Gitarrenriff herum aufgebaute Rocksongs, bei denen das Schlagzeug den Rhythmus voran peitscht und Bass und Gitarre mit der Melodie dazu durch die Strophen schreiten. Sonderlich viel Blues-feeling ist in den Songs nicht zu erkennen, was Drummer Colin Jamieson hier zeigt, ist Rockschlagzeug alter Schule. Der Mann hat bereits für Country Joe Mc Donald, Bill Ramsey und Ted Herold getrommelt. Lang mag's her sein, aber der Schotte hat nichts von seinen Fähigkeiten verloren: hart und präzise schlägt er den Puls, der eben wenig shuffle-bluesig ist, sondern rockig.

Die Gitarre ist eine Gibson Les Paul, und um das zu erkennen braucht man kein Foto zu sehen. Gitarrist Martin Czemmel trägt nicht umsonst den Übernamen «Der Professor», er ist ein studierter Gitarrist, laut Website der Band ein Absolvent des GIT in Los Angeles und Schüler Mike Sterns. Und dieser Vintage-rock-Sound aus einer Les Paul, dafür hat Czemmel das Rezept zur Perfektion abgeschmeckt. Auch harmonisch ist sein Tonmaterial über allen zweifel erhaben. Am Bass überzeugt Andrea «Luigi» Tognoli, der schon mit den Italo-Popstars Toto Cutugno und Drupi tourte und Aufnahmen machte.

Die drei CDs in drei Jahren haben das Repertoire von Dynmite Daze möglicherweise etwas gestreckt, das ist zu bemerken, denn manche Songs scheinen mit der sprichwörtlichen heissen Nadel gestrickt und haben so einen noch nicht ganz ausgereiften Charakter. Gewisse Titel sind wenig mehr als ein gutes Riff und ein gelegentliches Solo. Auf dem Song Mescalita reitet die Band das einmal gefundene Riff geradezu zu Schanden. Auf dem wesentlich stärker blues-lastigen Jesus Redemptor scheint es im Take bei in der Hälfte des Songs eine kleine Unstimmigkeit zu geben. Vom Interesse am Blues aus betrachtet ist speziell der Song Red in Heaven das Highlight, ein Abgesang auf Louisiana Red (1932-2012), mit dem die Band in dieser Zusammensetzung von 2010 bis 2012 gearbeitet hat mit tollem Rhythmuspart. Dies ist ein schöner Slow Blues, bei dem die Gitarre zur Slide-Gitarre wird und gleich danach das Harp-Solo so richtig verzerrt aus den Speakern brüllt.

Wie man es auch nennen mag, Krautrock oder Swamp Blues oder was auch immer, die Musik von Dynamite Daze fetzt für den einen, während sie für den anderen nicht oder nur bedingt funktioniert. Die Band kann live bestimmt begeistern, und die Scheibe Tango with the Devil ist durchgehend mitreissend und man wippt mit dem Fuss. Die vier beherrschen ihre Instrumente völlig, da ist die grosse Erfahrung mit Händen zu greifen. Die Hörbeispiele auf der Bandseite geben einen gewissen Einblick, wenn auch hier die stilistisch auffälligen Titel über Gebühr vertreten sind. Die CD setzt musikalisch einen anderen Schwerpunkt.

Homepage http://www.dynamitedaze.com/dynDazeEn/

 
 
Dynamite Daze Tango With The Devil (2013)
 
Didi Dynamite (Harp, Gesang)
Martin Czemmel (Gitarre)
Colin Jamieson (Schlagzeug)
Andrea «Luigi» Tognoli (Bass)
 
1. A Picture of Downtown Kingston 3:49
2. 15 Miles To Mexico 4:06
3. A Satisfied Mind 3:09
4. Bertram Reloaded 4:09
5. Jesus Redemptor 6:03
6. Rain 4:33
7. Mescalita 3:39
8. Red In Heaven 6:20
9. Ragbag 4:36
10.Tango With The Devil 3:33