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Buddy Guy Rhythm and Blues

 Neues vom Altmeister

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Buddy Guy ist zurück! Der Altmeister des Chicago-Blues und allmählich letzte Bluesman der Windy City, der grosse Fahnenträger des Erbes von Muddy Waters zeigt auf der neuen Doppel-CD mit dem Titel Rhythm & Blues nichts Neues. Er zeigt, das was er am Besten kann: Harten urbanen Blues mit einem Rhythmus, «so funky they can smell it», wie der Meister sagen würde. Um zu zeigen, dass er auch gar nichts Neues machen will, hat er sich wieder der Polka-dots entsonnen und tritt erneut mit Tüpfelgitarre aufs Coverbild. Der Titel Rhythm & Blues ist ebenfalls nicht sehr einfallsreich, aber all das spielt keine Rolle, denn Buddy Guy geht es nur und einzig um die Musik und die damit verbundenen Gefühle.

 

 

Die letzten Jahre hat Guy im Abstand von etwa zwei Jahren ein Studioalbum veröffentlicht. Nach Skin Deep von 2008 und Living Proof von 2010 war es also mal wieder Zeit, denn letztes Jahr kamen zwar die Autobiographie When I Left Home und Live at Legends auf den Markt, aber kein Studioalbum.
 
Nun also ein Rhythm & Blues-Album, das auf Nummer 1 der Blues-Albumcharts debüttierte und wohl als sicherer Anwärter auf den x-ten Grammy und/oder W.C. Handy-Award gelten darf (von letzteren wäre es der vierundzwanzigste!). Anders als mit dem akustischen Country-Blues-Album Blues Singer von 2003 oder dem Crossover-Album Bring ‘em In von 2005 konzentriert der sich hier auf seinen Brand des Blues und führt so die Arbeit der vergangenen zwei Alben weiter. Zu hören ist Buddy Guys Hochenergie-Westside-Blues mit diesem einzigartigen Gitarrenton. Ebenso wie man B.B. Kings Lucille mit dem ersten Ton erkennt, ist es auch bei Buddy Guy und seiner geliebten Stratocaster. Dieses Heulen, dieses Röhren der Strat ist eine Naturgewalt, und genauso zelebriert es Guy auch: Im vollen Bewusstsein seiner einzigartigen Fähigkeiten. Eric Clapton nannte ihn schliesslich nicht umsonst «Greatest Living Electric Blues Guitarist».
 
Das Album bietet eine Reihe von Gastauftritten: Kid Rock gröhlt bei Messin‘ with the Kid einige Strophen, drei Viertel von Aerosmith sind auf Evil Twin zu hören und Country-Sänger Keith Urban steuert bei One Day Away schönen Gesang bei. Beth Hart steuert aufWhat You Gonna Do About Me ihren Gesang bei. Meiner Meinung zufolge sind die Duette eher der schwächere Teil des Albums, Keith Urbans Stimme passt ganz gut zu Guys, aber insgesamt sind die Gast-Auftritte keine Glanzpunkte. Eine Ausnahme ist der fröhliche Titel Blues Don’t Care, ein Duett mit Gary Clark Jr., dem aufsteigenden jungen Star der Szene. Als einziger Titel – dem texanischen Gast angemessen – ist dies ein klarer Shuffle, und beide toben sich etwas aus und scheinen Spass zu haben.
 
Wirklich gut wird die Veröffentlichung dann mit den eigenen neuen Titeln, auf denen Buddy Guy erfreulich engagierte Texte zum besten gibt: I Came Up Hard und My Mama Loved Me scheinen aus der Autobiographie erwachsen zu sein, es sind sehr persönliche Texte. Auch die beiden Titel Whiskey Ghost und The Devil’s Daughter sind wahre Perlen. Auf Whiskey Ghost nimmt Guy die Rolle eines trockenen Trinkers. Buddy Guy selbst scheint sich nach Aussagen seiner Autobiographie nicht viel aus Alkohol zu machen. Aber als langjähriger Partner des weniger abstinenten Junior Wells‘ ist er mit der Problematik vertraut und der Song geht unter die Haut. Devil’s Daughter ist ein Gruseltitel mit witzigem Text. Mit Grabesstimme singt Guy über seine Frau, die ihn unter ihrem Fluch hat hat. Tolle Blues-lyrics mit der unsterblichen Mann-Frau-Problematik in neuem Gewand.
 
Musikalisch aus der Reihe tanzen eigentlich nur drei Titel, aber im Gesamtzusammenhang der CD sind auch die stimmig. I Could Die Happy beginnt als akustischer Blues, doch daneben gibt es diese zweite elektrische Spur, die wie ein Tornado über den Country Blues hinwegfegt. Die Übergang von Country Blues zum elektrischen Chicago-Blues gelingt hier wie selten. Der letzte Titel Poison Ivy ist ein Jump Blues, er knüpft hier an Saturday Night Fish Fry an, das er auf dem 1998er-Album Heavy Love veröffentlichte. Und dann ist da noch die nur gut eine halbe Minute dauernde Instrumentalstudie Rhythm - Inner Groove am Schluss der ersten CD. Es ist nur 35 Sekunden und erst mit der zweiten CD entdeckt man den Sinn: Es ist der Auftakt zu Meet me In Chicago, das sich als erster Song auf der zweiten Scheibe. Eine interessante Wahl der Produktion.
 
Buddy Guy ist der grösste und wichtigste Bluesman Chicagos. Nachdem in diesem Jahr auch Jimmy Dawkins verstorben ist gibt es leider nur noch wenige, und der mittlerweile 77jährige Guy zeigt wieder einmal allen, wieso er diese einzigartige Stellung hat. Voller Energie, voller Spielfreude und auch im fortgeschrittenen Alter noch on top of his game, ist es immer eine Freude, Buddy Guy zuzuhören, und das ist auch auf Rhythm & Blues nicht anders.
 
 
Link
 
 
Buddy Guy Rhythm & Blues (2013)
CD 1
1. Best In Town 4:56
2. Justifyin' 3:23
3. I Go By Feel 4:16
4. Messin With The Kid (featuring Kid Rock) 2:34
5. What's Up With That Woman 4:02
6. One Day Away (featuring Keith Urban) 3:44
7. Well I Done Got Over It 2:56
8. What You Gonna Do About Me (featuring Beth Hart) 4:40
9. The Devil's Daughter 5:16
10.Whiskey Ghost 4:36
11.Rhythm - Inner Groove 0:35
CD 2
12.Meet Me In Chicago 3:46
13.Too Damn Bad 3:07
14.Evil Twin (featuring Steven Tyler, Joe Perry & Brad Whitford) 5:23
15.I Could Die Happy 4:13
16.Never Gonna Change 3:20
17.All That Makes Me Happy Is The Blues 4:36
18.My Mama Loved Me 3:34
19.Blues Don't Care (featuring Gary Clark, Jr.) 3:27
20.I Came Up Hard 5:28
21.Poison Ivy 2:50