NY Cole Live on the way
Good Time Music
Die neue CD von N.Y. Cole mit dem Titel Live on the way ist eine Sammlung von 15 Titeln, in denen die stilistische Vielfalt und die musikalische Bandbreite zum Ausdruck kommt, derer sich die Band aus dem Berner Oberland zu bedienen weiss. Live on the way ist der Live-Mitschnitt eines Konzerts im Musik-Treff Ursenbach von 2011. Und in welch hohem Mass die Band aufeinander eingespielt ist, zeigt sie mit einem Mix aus Covers und Eigenkompositionen, die einfach Spass machen und gute Laune. Der beeindruckend tolle Gesang Nicole Blatters wird von wunderbarer Gitarrenarbeit von Rolf «LL» Lüthi untermalt und Charlie Weibel am Schlagzeug sowie René Eberhard am Bass treiben den Rhythmus mit ihrer Spielfreude vorwärts. Diese Scheibe garantiert gute Unterhaltung mit modernem Blues und verwandten Stilrichtungen.
N.Y. Coles Live on the way ist eine selbst produzierte und abgemixte CD, dafür ist genug Erfahrung vorhanden in dieser Band. Andreas Hunziker machte die Aufnahmen, Rolf «LL» Lüthi mischtesie mit viel Feingefühl ab, die CD ist transparent und alle Instrumente sind zu jedem Zeitpunkt klar auszumachen. Stilistisch bewegt sich die CD im Bereich zwischen Blues, Rock und Country, aber die Band schafft es in allen Sparten, dass man mit dem Fuss den Rhythmus mitwippt und die Mischung macht gute Laune für Countryfans ebenso wie für Blues-Aficionados.
Es geht los mit A Real Good Way, einem gemütlichen Shuffle, der sofort die Stimmung hochbringt. Mit Nothing for a broken Heart zieht das Tempo dann etwas an, und bereits hier wird deutlich, was Nicole Blatter für den Sound tut, denn nicht nur singt sie diesen anspruchsvollen Titel perfekt, ihre Stimme wird in der Zwiesprache mit der Gitarre auch Instrument. Bemerkenswert auch die Rhythmuswechsel zum Refrain, der das Zusammenspiel von Gitarre und Rhythm-Section zeigt: Der Song bleibt stets abwechslungsreich und damit lebendig. Es sind eben die kleinen Dinge, auf die es ankommt.
Der Blues hat dann definitiv Pause, denn The Long Way Home ist ein Country-Rocksong, der sich an Mary Chapin Carpenters Original anlehnt, aber den Vergleich mit dieser auch nicht zu scheuen braucht. Ralph Mooneys Crazy Arms ist der nächste Titel. Ein viel gespielter Titel mit beeindruckenden möglichen Vorbildern von Chuck Berry über Willie Nelson biszu drei Mitgliedern des Million Dollar Quartet: Cash, Presley und Jerry Lee Lewis. Was N.Y. Cole hier bietet, ist sicher auf Augenhöhe mit diesen, das Arrangement hat hier sogar eher noch etwas mehr punch als bei manchen dieser Vorlagen.
Willie Short, ein titel von John Jennings, beginnt mit einem tollen Slide-Intro, die Perkussion suggeriert Klapperschlagen. Der Titel ist mit 6:54 der längste der CD. Rolf «LL» Lüthi spielt seine ganze Erfahrung in seinem Slide-Solo aus, das den Titel ausgesprochen bluesig macht, obwohl die Harmonien nicht dem gängigen 12-takt-Muster folgen. Nicole Blatter kriegt hier einmal mehr Raum für ihre Stimme, die keine «Bluesröhre» ist, weil der Ton von tiefer zu kommen scheint als aus der «Röhre».
Kim Richies Titel From Where I Stand ist vergleichbar mit Long Way Home: ein fetziger Country-Rock. Der mit 2:47 kürzeste Titel des Albums The One that Got Away beginnt mit einem Lokomotiven-artigen Country-Rhythmus. Blatter lässt sich sogar zu einem «Yee-Haw» hinreissen. Dazu ein reinrassiges Country-Solo von «LL». So macht Country-Musik auch denen Spass, die diese Musik sonst weniger hören.
Die Stimmung wandelt sich mit Claptons Change the World. Erneut wunderbar gespielt, mit viel Transparenz und Luftigkeit, die aber durch René Eberhards Bass am Boden gehalten werden. The South Side of Dixie ist dann erneut Country-Rock, bei dem Blatter in ihrer Stimme einen feinen «Southern Drawl», einen Südstaaten-Akzent aufblitzen lässt.
Der fein jazzige Titel Rack ‘em up ist vielleicht noch bekannt von Johnny Langs erfolgreichem Erstling Lie to Me. Die Band covert den Titel originalgetreu, Charlie Weibel variiert für einmal mit den Besen an den Trommeln. Diese grossartige Komposition ist bei Johnny Lang ebenso gut aufgehoben wie bei N.Y. Cole. When Love Starts Talking ist dann wieder moderner Bluesrock. Ein Titel, der runtergeht wie Honig und sicher ein Höhepunkt jedes Konzerts.
Love will keep us alive ist eine Ballade, schön und mit Betonung auf akustischen Arpeggios. Der Titel klingt freundlich und nach Radio-Mainstream, Gute-Laune-Musik eben. Auf Better Things to do wird dann wieder etwas härter, aber wenn das Gitarrenriff einsetzt, klatscht das ganze Publikum mit. Der vorletzte Titel Sitting on top of the World ist nicht der langsame Klassiker von Howlin‘ Wolf und Hubert Sumlin. Keine «Overalls» in dieser Komposition von Amanda Marshall. Dies ist ein weiterer Country-Rock, extrem fetzig. Mary Chapin Carpenters I Feel Lucky beschliesst das Album. Auch dies ein Titel mit Ohrwurm-Charakter.
Das ganze Album kommt in einem Guss daher, gerade weil sie mehrdimensional ist. Für Fr. 25.- gibt es die CD auf der Homepage der Band oder natürlich an einem der Konzerte.