Dr John Locked Down
Gonna Get Me A Mojo Hand
Dr. John hat ein weiteres Album gemacht, es ist bereits das sechsunddreissigste seiner Karriere (Nr. 29 als headliner), nur sollte dieses Album nicht wie viele zuvor sei. Frisches Blut war nötig, neue Ideen vonnöten, und die kamen von Dan Auerbach von The Black Keys, der das Album produzierte und auch musikalisch tatkräftig unterstützte. Das Album hat in der Tat neue Klänge, einen anderen Sound, nur wurde dabei leider auch gleich der New Orleans-Mojo ausgetrieben. Und wenn die CD auch allerorten über den Klee gelobt wird, Bluesnews.ch findet, dass die CD auch eine Enttäuschung ist. Die Band produziert zwar einen wirklich 70er Jahre Retro-sound, wie ihn die Black Keys ja selbst auch pflegen, aber das Dr. John-Spezifische bleibt dabei auf der Strecke. Der Voodoo-Mann aus New Orleans leiht dem Album eigentlich vor allem seine Stimme, den Rest übernehmen die Jungen. Insofern wäre dies korrekter als ein Album der Black Keys mit Special Guest Dr. John zu bezeichnen. Wer über diesen Umstand hinwegsieht, kann mit Locked Down seinen Spass haben.
Malcolm John Michael Creaux «Mac» Rebennack sieht auf dem Cover seines neuen Albums aus wie auch schon auf früheren: Ein bärtiger Weisser, der alle möglichen nicht näher bestimmbaren Voodoo-Paraphernalien auf dem Kopf trägt. Doch damit hören die Parallelen zu früheren Aufnahmen auch schon auf. Die aktuelle CD Locked Down enthält, damit das klar ist, durchaus gute Songs und eine ansprechende Musik, aber es ist weder New Orleans Sound, noch Cajun oder Blues. Am ehesten könnte man die Musik als Retro-Pop bezeichnen. Bei manchen Songs lässt Mac Rebenack seine Pianokünste aufscheinen (Intro zu My Children My Angels, vorausgesetzt, es ist nichtLeon Michels), aber eigentlich ist seine Rolle auf seinen berühmten Nuschelgesang reduziert, der allerdings sehr stimmig zur Musik passt.
Viele Songs sind innovativ, haben wunderbare kleine Details, die man beim wiederholten Hören erst entdeckt: Der dritte Titel Big Shot hat keinen Bass, dafür ein tiefes Saxophon im rechten Kanal, die grossartig klingt. Die am meisten an Roots Musik erinnernden Titel sind Ellgua und Kingdom of Izzness, die beide komplexe synkopierte Rhythmen aufweisen. Die Band wird denn auch zentral vom Drummer geführt. Max Weissenfeld ist hervorragend und auf jedem Song ist sein Beitrag klar zu hören. Ice Age beispielsweise ist ein Showcase für die Drums und auch einer der besten Songs. Keyboarder Leon Michels und Bassist Nick Movshon spielen in der Tour-Band der Black Keys und stehen ebenfalls für diesen Retro-Sound.
Der CD ist ein Beipackheft beigestellt mit den Songtexten, was eine sehr gute Idee ist, denn die Texte sind engagiert, aber nicht immer auf Anhieb zu verstehen. Was ebenfalls unklar bleibt, sind die Autorenrechte. Auf der CD heisst es lediglich «All Songs written by Dr. John, Dan Auerbach, Max Weissenfeldt, Leon Michels, Nick Movshon and Brian Olive», also der gesamten Band. Offensichtlich haben sich die Black Keys das Mojo von Dr. John geholt, und dieser das Mojo der Jugend. Eine gute Ergänzung.
Insgesamt ist dies ein gelungenes Album, weil es gute Musik enthält. Liebhaber «swampiger» New Orleans-Rhythmen und Cajun-Sounds werden ebenso enttäuscht wie Freunde des Pianos. Der «Night-Tripper» ist in Nashville gelandet, wo das Album aufgenommen wurde, und dabei sind nur die Federn auf dem Hut mitgekommen, und auch dort sieht Dr. John etwas traurig aus.
Dr. John Locked Down
Tracklist