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www.bluesnews.ch - Musik

DeltaR He Knows Where The Bad Girls Live

Ursprüngliches aus Genf 

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Die Genfer Band DeltaR gibt es erst seit 2007, aber ihre Musik ist viel älter. Mit Retrosound und Vintage-Instrumenten macht das Trio mitreissende Musik, die an eine Zeit erinnert, als der Blues eben erst elektrisch geworden war. «Blues is pain» scheint bei jedes Lick, jede Zeile zu sagen. Mit He Knows Where The Bad Girls Live liegt nun eine erste CD vor mit 12 ganz phantastischen Titeln, die musikalisch aus elektrischer Gitarre (Nicolas Roggli), Bass (Gabriel Scotti) und Schlagzeug (Jean-Philippe Mercier) besteht. Roggli singt mit relativ monotoner Stimme. Die Parts der drei Freunde passen zusammen, als ob sie bereits alle Juke Joints des Deltas gespielt hätten.

 

Das Ideal und musikalische Vorbild von DeltarR ist ganz offensichtlich die frühe Zeit des elektrischen Blues. Ihr Sound orientiert sich an Muddy Waters, Howlin‘ Wolf, Elmore James, Son House. Die Band zitiert augenzwinkernd Robert, Tommy  und Blind Willie Johnson als Vorbilder. Auf jeden Fall ist ihre Musik geprägt von einem starken Retro-Feeling. DeltaR haben sich für einfache und prägnante Basslinien entschieden, für ein lokomotivenartig treibendes Schlagzeug mit dem Minimum an Ausstattung. Und im Gitarrensound von Nicolas Roggli kommt dieses Ursprüngliche zum Ausdruck. Er spielt als ob er akustische Gitarre spielt und rupft die Saiten entsprechend hart. Ausserdem spielt er Vintage-Gitarren, ist etwa mit einer Silvertone zu sehen. Die Musik ist insofern als elektrischer Delta-Blues oder früher Chicago-Blues zu bezeichnen, wobei insbesondere Jean-Philippe Mercier an den Drums mitunter die Grenzen zum Country-Schlagzeug lustvoll niederreisst.

Das Eröffnungsstück Someday Baby ist etwas ungewöhnlich, denn es bringt ein Harpsolo, was im weiteren nicht zu häufig zu hören ist. Dies ist ein Chicago-Blues, wie er in den 50er Jahren aufgenommen wurde. He's Just a Man hat dieses Country-Feeling, durch Merciers sozusagen «mercyless» Drumarbeit wird der Song vorwärtsgetrieben wie es eher bei Countrytiteln der Fall ist. Fisher King ist dafür wieder tiefster Delta-Blues. Einfach nur grossartig: ein einfaches Riff, eine transparente Harmonie-Abfolge, einfach nur knackig gespielt, mit überraschender Fuzz-Box auf dem einen Kanal. Stimmlich war die für mich das ansprechendste Stück. Es folgt das Cover Death Letter von Son House, doch dies ist kein museales Nachspielen, DeltaR nimmt sich des Songs an und macht ihre eigene Version. Christopher Loves Geraldine bietet neben dem Riff einzelne Slide-Passagen auf der akustischen Gitarre.

Satan Claus  ist der sechste Titel, aber auch der letzte. Die gesungene Version ist mit 4:26 eine Sekunde länger als der letzte Titel der CD: Satan Claus Instrumental. Beides sind sehr hypnotische Titel mit einem kreischenden Riff, das einen wie ein Strudel in den Song zieht. Der Titel erinnert in seinem Drive an ZZ Top, ist aber vom Sound so viel mehr Vintage, dass man wirklich den Hut ziehen muss vor dieser Leistung.

She Sees Evil Everywhere beginnt mit einem Kombi-Riff von Bass und Schlagzeug, der Bass und die Pauke setzen ein, bis die Gitarre darüber einen psychodelischen Schleier legt. Ein schöner Titel, erinnert an Cream. Folsom Prison Blues ist deutlich «verbluest», bleibt aber dem Original treu, ein ansprechende Version. Der Text ist leider manchmal etwas genuschelt. Insgesamt ist Rogglis Stimme vielleicht kein Glanzstück, aber in der monotonen Abgeklärtheit berührt sie gleichwohl.

CatFish ist mit 7:16 der längste Titel und zugleich der sanfteste. Eine Phantasie über den klassischen Catfish-Titel («I wish I was a catfish, swimming in the deep blue sea... »), ist dies kein eigentliches Cover mehr. Hier kommt unvermittelt ein Gitarrensound, der weich ist wie bei J.J. Cale. Gegen Schluss wird es anstrengend, aber gerade wenn man das Solo störend findet, gleitet das Lied wieder in die akustische Grundlage zurück und der Kreis schliesst sich. Captain Maxem hat ein tolles Gitarrenintro und ist auch sonst ein Showcase für den Sound der Band. Hier kommt der Muddy Waters Sound zum Einsatz. Mit Little Red Rooster folgt ein weiterer Slow Blues. Erneut kommt hier ein schöner Slide-Sound zum Einsatz. Das ist eine ganz ausgezeichnete Interpretation.

Dies ist eine grossartige CD (zu erstehen auf der Website der Band, wo es natürlich Hörbeispiele und Videos gibt) von einer Band, deren Tiefe im Verständnis der Songs erstaunlich und beeindruckend ist, die in mitreissender Art harmoniert und die einen einzigartigen Vintage-Sound bietet mit genau der dem Quäntchen Ungenauigkeit, das den Blues so ans Herz gehen lässt.

Weblinks

http://www.deltar-band.com/eng/

DeltaR He Knows Where The Bad Girls Live

Gabriel Scotti: bass
Nicolas Roggli: guitar and vocal
Jean-Philippe Mercier: drums

1.      Someday Baby
2.      He's Just a Man
3.      Fisher King
4.      Death Letter
5.      Christopher Loves Geraldine
6.      Satan Claus
7.      She Sees Evil Everywhere
8.      Folsom Prison Blues
9.      CatFish
10.  Captain Maxem
11.  Little Red Rooster
12.  Satan Claus Instrumental