Morblus On The Way Back
Die Kraft des Grooves
Das italienische Quartett Morblus um Gitarrist und Sänger Roberto Morbioli wurde auf Bluesnews neulich schon anlässlich eines Live-Auftritts vorgestellt. Hier geht es nun um deren Live-CD Live in Europe also wohl ein Zusammenschnitt einzelner Songs auf der jüngsten Tournee. Das aktuelle Album von Morblus enthält die schon in der Besprechung seines Live-Auftritts erwähnte Mischung aus Klassikern und Eigenkompositionen, was nicht erstaunt, denn es ist schliesslich eine Kompilation aus Live-Mitschnitten. Die Band zeigt 11 zeitlose Songs in modernem Gewand. Für Blues-Puristen kann es stellenweise etwas zu funky sein.
Ein weiteres Blues-Quartett, das Stormy Monday oder Ain’t no Sunshine spielt? Da kann man sich zu Recht fragen, ob die Welt das braucht. Aber genau das ist der Punkt: Morblus interessieren sich weniger für die Grenzen des Genres als dass sie sich bildlich gesprochen auf dem zentralen Hauptplatz des Blues hinstellen und einfach ihre Fassung spielen. Für jede und jeden ist die Grenze zwischen abgeschmacktem Cover und genialer Neuinterpretation eines alten Songs individuell verschieden. Es gibt kein absolutes Mass. Morblus spielen ihre Version des Blues mit genügend Herzblut, um auch bei diesen zeitlosen Songs eine neue Fassung zu rechtfertigen.
Die Band setzt sich zusammen aus Frontman Roberto Morbioli (Gitarre und Gesang), Daniele Scala (Hammond und Keyboards), Stefano Dallaporta (Bass) und Diego Pozzan (Schlagzeug). Dallaporta und Pozzan erweisen sich als tolle Rhythmusgruppe, die einen treibenden und doch ruhigen Beat unterlegen. Stellenweise jazzig, funky, aber durchaus noch auf der Basis eines Bluessound. Morbioli spielt dazu eine kompromisslose Bluesgitarre mit klaren Anleihen bei Freddie King oder Albert Collins. Die jüngeren Aufnahmen von Buddy Guy oder Bugs Henderson drängen sich auch auf. Das Meditativ-Besinnliche ist also sein Ding nicht, Morblus sucht den funky groove und auf dieser Grundlage fetzt er los. Ein anschauliches Beispiels bietet das Video von I’ll Play The Blues for You auf Youtube. Dazu kommt die Orgel von Scala, die auf traditionelle, und dabei sehr dienliche Art das Wabernde der Orgel in die Stücke trägt und den Sound so insgesamt fetter macht.
Auf der aktuellen CD spielen die vier Italiener durchgehend schnelle Shuffles, Funk-Blues und Boogie im Stil von ZZ Top. So heisst der letzte Titel auf der CD zwar Boom Boom aber sonst gibt es keine Ähnlichkeit zu Hookers Original. Der Titel klingt nach La Grange von den bärtigen Texanern. Die Scheibe hat ihre stärksten Momente in den längeren Titeln, wenn sich Groove eingespielt ist. Ein gutes Beispiel hierfür ist Cissy Strut, mit 7:24 keineswegs der längste Titel. Nachdem die Band den komplexen mehrfach syncopierten Rhythmus gefunden hat, legen Orgel und Gitarre los. Ebenso verhält es sich auch mit Bill Withers Soul-Feger Ain’t No Sunshine When She’s Gone. Die Version von Morblus braucht 10:37 und bietet schöne Explorationen in den verschiedenen Soli.
Eine weitere Stärke von Morblus ist der bärenstarke Gesang des Frontman: Ohne erkennbaren Akzent singt er mit kräftiger Männerstimme, richtig kernig und bluesig. Was mit der Zeit etwas anstrengend wird auf der CD, das ist der Sound der Gitarre. Mit Ausnahme von Black Cat Bone, wo er sich um eine Hommage an Albert Collins bemüht bedient sich Morbioli durchgehend eines meines Erachtens stark aufbereitetem völlig makellosen, aber damit auch etwas belanglosen Sounds. Sein Ton ist ein makelloser Crunch, wie sich das gehört, aber mitunter fast etwas zu glockig, zu sehr moderner Sound.
Mit einem Wort: On the Way Back ist eine tolle CD, die nebenher läuft, sei es um unter der Dusche für gute Laune zu sorgen oder am Feierabend im Ipod oder Autoradio. Dies ist eine abwechslungsreiche CD einer wirklich gut eingespielten Band mit virtuosem Gitarristen. In jedem Stück ist der Groove ebenso fühlbar wie das Engagement der Band und die Liebe für diese Musik.
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Live It Up
- I Don’t Believe
- My Shoes
- Cissy Strut
- Stormy Monday
- Black Cat Bone
- Start It Up
- High Up In The Sky
- Ain’t No Sunshine
- They Ain’t Got What I Got
- Boom Boom