The Second Cousins - Bloody Tears
Familienbande
Das Leben schreibt bekanntlich oft die spannendsten Geschichten. Da ist einmal Cla Nett, einer der Geburtshelfer der Schweizer Bluesszene. Seine Lazy Poker Blues Band war in den Achtzigerjahren weit über die Landesgrenzen hinaus ein Synonym für Schweizer Blues und prägte dessen Entwicklung massgeblich. Der andere, Kurt Bislin feierte mit seinen Formationen Bluecaster, The Raindogs und The D.Biters Erfolge in ganz Europa. In den späten Achtzigerjahren war er Mitglied der Burton Brothers Blues Band. In dieser Zeit trafen sich die beiden bei einem Auftritt der Burton Brothers im Atlantis, als die Burton Brothers Cla Nett auf die Bühne holten, der ein tolles Set spielte. In der Folge blieben die beiden in Kontakt und spielten auch ab und zu zusammen.
Sie hatten keine Ahnung, dass sie miteinander verwandt sind, bis sie vor nicht langer Zeit bei einem Gespräch heraus fanden, dass ihre Grossväter Brüder waren. Sie sind also Cousins zweiten Grades, eben The Second Cousins. Unter diesem Namen entstand ein Projekt, mit dem sie erfolgreich an vielen Clubkonzerten auftraten. 2016 lud sie das Bluesfestival Luzern ein und 2017 waren sie an der Badenfahrt zu erleben. Jetzt haben sie ein Album eingespielt, das in diesen Tagen veröffentlicht wird.
Bloody Tears heisst die CD nach dem Song von John Littlejohn, dem Chicagoblues Gitarristen, der weniger bekannt ist, als ihm eigentlich zustünde. Zusammen mit Taj Mahals Done Changed My Way Of Living sind es die einzigen Covers, alle anderen der insgesamt dreizehn Titel stammen aus den Federn Netts und Bislins, teilweise aus dem Repertoire der D. Biters. Beim zweiten Song (Train Down South) hatte noch der 2002 viel zu früh verstorbene Benno Rupp seine Finger im Spiel und Koni Eisenhut zeichnet mitverantwortlich für den neunten Song (Bound To Go).
Die beiden erfahrenen Musiker verbindet neben der Liebe zum Blues auch das Wissen um seine Geschichte, seinen Einfluss, seine Spielarten und seine Interpreten. Sie spielen die Titel mit Leidenschaft und Respekt, ohne Zugeständnisse an den Mainstream, aber auch ohne triviale Klischees. Zudem gibt es keine Gitarrero-Rivalitäten, sondern beide Musiker dienen den Songs, die alle mit einem wunderbar entspannten Groove daherkommen. So übernimmt einmal der eine die Rhythmusgitarre und überlässt dem anderen den Solopart und umgekehrt und auchbeim Gesang teilen sich die beiden die Songs. Begleitet werden sie von Markus Halmer am Bass und Bernie Ruch am Schlagzeug. Als Backgroundsängerin konnten sie die in der Schweiz lebende amerikanische Singer-Songwriterin Beth Wimmer gewinnen, die in drei Songs zu hören ist. Aufgenommen, gemischt und gemastered wurde das Album von Little Konzett in dessen Little Big Beat Studios in Eschen (FL).
Herausgekommen ist eine abwechslungsreiche Sammlung klug ausgewählter Songs, weitgehend im Chicagostil, vom Slow Blues (Bound To Go) bis zu rockigen Klängen (Boogie Fever, Special Kind Of Karma). Die Texte handeln von den üblichen Bluesthemen, Liebe, Lust und Querelen zwischen Männchen und Weibchen, Abschied und Fernweh. Eine Ausnahme ist Sailing To Dixieland, in dem die Raubzüge der Sklavenhändler in Afrika beklagt werden.
The Second Cousins – Bloody Tears (2018)
- 31st Of July
- Train Down South
- I’m Scared
- Mean And Evil
- I Ain’t Got Enough
- Done Changed My Way Of Living
- Sailed To Dixieland
- Handle With Care
- Bound To Go
- Boogie Fever
- Believe Me
- Special Kind Of Karma
- Bloody Tears