The Red Hot Serenaders – Down the Big Road
Vintage-Blues vom Feinsten
Es gibt Neues vom umtriebigen Duo The Red Hot Serenaders: Mit Down the Big Road stellen die beiden Mitglieder des Deutsch-Schweizerischen Akustik-Duos ihre zweite CD vor. Das seit 2011 bestehende Gespann greift für das aktuelle Album tief in die Kiste des Blues und bringt Titel zu Gehör, die teilweise seit Jahrzehnten stumm blieben. Dafür haben sie sich für Down the Big Road stilistisch stärker fokussiert – auf den Blues nämlich, und so haben sie diesmal Ragtime-Nummern oder Swing- und Jazz-Titel draussen gelassen. Die Konzentration hat ein stilistisch einheitliches und stets transparent klingendes Album ergeben – ein schönes Zweitalbum, erneut voller Freude und Lust an den alten Titeln eingespielt.
Down the Big Road ist erneut randvoll mit Bluestiteln: Wie schon auf dem Erstling Such a Night sind auch auf der neuen CD 20 Songs enthalten, die eine Retro-Stimmung verbreiten und den Blues in einer Zeit zelebrieren, als er die dominante Form der Unterhaltungsmusik war – in der Zwischenkriegszeit der 1920er bis 1940er Jahren. Und so kombiniert das neue Album historischen Charme und aktuelle Begeisterung aufs Beste, und für Liebhaber auch älterer Bluesnummern ist dies ein Fest.
Die beiden Serenaders, Tanja Wirz und Rainer Wöffler, haben sich Unterstützung geholt in der Form von Kontrobassist Cirk Vollbrecht und Harp-Spieler Klaus «Mojo» Kilian, die sich beide sanft aber deutlich hörbar in den Mix einbringen. Der Gesang ruht weiterhin auf den kompetenten Schultern (bzw. Stimmbändern) von Tanja Wirz mit gelegentlicher Unterstützung durch Rainer Wöffler, der in einigen Songs den Gesangspart bestreitet. Tonmeister Rawand Baziany hat ganze Arbeit geleistet und ein technisch perfekt produziertes Album zusammengestellt. Und die Musiker haben mit ihren historischen Instrumenten alles getan, dass Down the Big Road allen Vintage-Ansprüchen einer anspruchsvollen Hörerschaft gerecht wird.
Die Titel sind eine Auswahl an weniger bekannten, aber gleichwohl nicht obskuren Titeln. Memphis Minnies Me and My Chauffeur Blues ist vielleicht noch einer der bekannteren Titel, Muddy Waters hat What’s the Matter with the Mill bekannt gemacht, und lustigerweise klingt der Titel bei den beiden Europäern fast authentischer als beim Mann aus Mississippi, vielleicht bis auf das «grinding». Leroy Carr & Scrapper Blackwell sind die Urheber des Midnight Hour Blues, der ebenso zu hören ist wie Tampa Reds (You) Can’t Get That Stuff no More.
Look On Yonders Wall ist im Schweizer Blues so etwas wie ein Klassiker. Bereits die Lazy Poker Blues Band hatte den ursprünglich von Arthur «Big Boy» Crudup eingespielten Titel gecovert, jetzt also hier in einer akustischen Variante. Ein ebenfalls zu selten zu hörender Titel ist Up The Country Blues. Dieser ursprünglich von George W. Thomas (1885–1936) geschriebene Blues wurde eingespielt von seiner der jüngeren Schwester, der Sängerin Sippie Wallace (1898–1986) und am Klavier begleitet von Eddie Hayword Sr. Hier mit Gitarren- anstelle von Piano-Begleitung ist der Titel ebenso mitreissend wie im Original (oder im Cover von Little Brother Montgomery). Die 20 Titel haben jeden ihren eigenen Charme, den man erst beim konzentrierten Zuhören bemerkt, für oberflächliches Hören ist die Musik nicht geeignet.
Die auch schon in Workshops unterrichtenden Musiker haben die CD im Mai veröffentlicht und die Vinyl-Variante soll Ende Juli auf den Markt kommen. Dem Profil der Band geschuldet erstaunt es eigentlich, dass sie keine Schellack-Schallplatten auf den Markt bringen, aber dies ist wohl mehr sehr mit technischer Obsoleszenz der Plattenspieler mit 78 Touren zu erklären und nicht als Hinweis zu werten auf die fehlende Liebe des Duos zum Blues der «Good Ole Times».
1. | Down The Big Road | 4:34 |
2. | Diddie Wah Diddie | 3:04 |
3. | Black Spider Blues | 3:39 |
4. | You've Been A Good Old Wagon | 3:12 |
5. | What's The Matter With The Mill | 2:32 |
6. | Dallas Rag | 3:23 |
7. | Ragged And Dirty | 4:06 |
8. | Delta Bound | 5:45 |
9. | Crazy About You | 2:40 |
10. | You Got What I Want | 2:46 |
11. | Look On Yonders Wall | 3:43 |
12. | Up The Country Blues | 3:10 |
13. | Don't Blame Shorty For That | 3:10 |
14. | Nothing In Rambling | 3:26 |
15. | Wild About My Lovin' | 4:34 |
16. | Midnight Hour Blues | 4:25 |
17. | Can't Get That Stuff No More | 3:01 |
18. | Me And My Chauffeur Blues | 3:47 |
19. | Bye And Bye Blues | 3:53 |
20. | Twisted |