Eric Clapton I Still Do
Zurück zu Bewährtem
Die vielleicht grösste Überraschung auf dem Umschlag von Eric Claptons neuestem Studioalbum dürfte der Hinweis «Produced by Glyn Johns» sein. Mithilfe des Produzenten, der für die Beatles versucht hatte, Let it Be fertig zu stellen, hat Clapton 1977 und 1978 die Alben Slowhand und Backless produziert, aber seither nichts mehr. Jetzt, nach den Feiern zum runden Geburtstag im letzten Jahr ging er wieder in London ins Studio und engagierte für die Arbeit auf der anderen Seite der Glasscheibe Johns, der fünf Jahre älter ist als Clapton, aber wie dieser aus der Grafschaft Surrey stammt. Überhaupt geht E.C. in vielen Bereichen zu bewährten Mustern zurück: War ja Old Sock in Los Angeles aufgenommen worden in der Pause zwischen Tourneen, so ist dieses Album in England produziert und mit etwas mehr Sorgfalt für Details. Es wurde ein gutes Album, ein verlässliches Album, das auch bei mehrmaligem Durchhören noch Entdeckungen anbietet.
Der Unterschied zwischen der 2013er Studioveröffentlichung Old Sock, produziert von Doyle Bramhall II und Clapton (sowie Justin Stanley und Simon Climie) und dem aktuellen Album ist schon auf dem Titelbild zu erkennen: War es dort ein schlecht ausgeleuchtetes Selfie, das den Eindruck vermittelt, E.C. meldet sich kurz aus dem Urlaub, zeigt er sich auf dem neuen Album im Porträt von Maler Sir Peter Blake, der mit Clapton schon das Cover von Me and Mr. Johnson gestaltet hatte (im Album ist das Coverbild als ein kleines Poster beigelegt). Während also Old Sock scheinbar mit einem Augenzwinkern eingespielt worden war, ist es hier eine Rückkehr zu dem, was den Musiker über Jahrzehnte erfolgreich machte: Bluesrock und Blues der Art, die es Eric Clapton immer schon am besten konnte.
Wenn also Cover und Personal wieder auf früher erfolgreiche Formeln zurückgriffen, so gilt Gleiches für die Musik, die auf I Still Do zu hören ist: Einige Blues-Cover von Claptons Helden, also von Zwischenkriegsbluesmen wie Leroy Carr oder Skip James und natürlich Robert Johnson. Von diesem kommt Stones in My Passway aufs Album, ein Titel, den auch Bonamassa auf seinem Acoustic Evening-Album unlängst gecovert hat. Tatsächliche fehlte der Titel in Claptons Repertoire noch. Dazu kommen zwei bislang unveröffentlichte Titel von J.J. Cale und das etwas aus der Reihe fallende Wiegenlied Little Man, You've Had A Busy Day, das offensichtlich der Versuch ist, nach Tears in Heaven ein weiteres Lied für Eltern mit Kindern zu schreiben, hier halt ein Wiegenlied.
Der Ausreisser des Albums ist ein Cover von Bob Dylans I Dreamed I Saw S. Augustine, das Clapton aber grossartig hinbekommt, weil er es so spielt als sei dieser Titel schon lange in seinem Repertoire. Da er ja mit Dylans Knocking on Heaven’s Door einen kommerziellen Erfolg feiern konnte bleibt abzuwarten, wie weit der Heilige Augustinus Clapton noch bringen wird.
Der Ton, der aus den Boxen kommt ist Zeugnis einer ausgedehnten Tüftelei im Studio, der Gitarrenton aus unterschiedlichen Instrumenten klingt immer neu, frisch und an die Songs angepasst, Clapton Gesang erinnert an jüngere Meisterstücke wie From the Cradle oder Me and Mr. Johnson, wo der Brite auf beiden Alben mit Kraft und Engagement singt. So also auch hier. Insgesamt erinnert das Album an jene zwei Veröffentlichungen, es geht nicht um neue Ausrichtungen, es geht nicht um Experimente, sondern einfach nur darum, den Titel mit grösstmöglicher Überzeugung ins Mischpult zu bringen, und das gelang hier sehr gut. Nachdem wir hier jüngst seine Veröffentlichung von uninspirierten Live-Alben kritisiert hatten, ist diese neueste Veröffentlichung ein positiver Lichtstrahl und ein ermutigendes Zeichen.
1. | Alabama Woman Blues | 5:07 | Leroy Carr |
2. | Can't Let You Do It | 3:51 | J.J. Cale |
3. | I Will Be There | 4:38 | Paul Brady, John O'Kane |
4. | Spiral | 5:05 | Eric Clapton, Andy Fairweather Low, Simon Climie |
5. | Catch The Blues | 4:52 | Eric Clapton |
6. | Cypress Grove | 4:50 | Skip James |
7. | Little Man, You've Had A Busy Day | 3:12 | Maurice Sigler, Wayne Mabel, Al Hoffman |
8. | Stones In My Passway | 4:03 | Robert Johnson |
9. | I Dreamed I Saw St. Augustine | 4:02 | Bob Dylan |
10. | I'll Be Alright | 4:23 | Traditional |
11. | Somebody's Knockin' | 5:11 | J.J. Cale |
12. | I'll Be Seeing You | 5:03 | Irving Kahal, Sammy Fain |