Angehört: Elias Bernet - Michael van Merwick - Low Society - Crazy Hambones
Elias Bernet Band Life is a Ball
Der St. Galler Pianist, Organist und Sänger Elias Bernet bringt mit Life is a Ball bereits sein zweites Album unter eigenem Namen heraus. Als Sideman ist er der Pianist bei Walt’s Blues Box und er experimentiert auch mit Volksmusiker Nicolas Senn. Hier stellt er sein eigenes Album vor, 13 Titel, die er anscheinend selbst geschrieben hat, und auf denen er klaren und gradlinigen Blues und Rock’n’Roll spielt. Die Songtexte sind augenzwinkernd witzig (vgl. etwa I Don’t Like Beer). Für Life is a Ball konnte Elias Bernet als Special Guest die beiden Stimmgigantinnen Vera Kaa und Freda Goodlett gewinnen, was dem Album guttut, denn so grossartig sein Klavier- und Orgelspiel ist, der englische Gesang leidet etwas unter einem gar starken Akzent. Die Zusammenstellung der aktuellen Band kann man hier ersehen, und das bereits 2010 erschienene Album macht deutlich dass Bernet, der noch keine 30 Jahre alt ist, unweigerlich die Zukunft des Blues und Boogie-Woogie in der Schweiz mitprägen wird.
Das Album ist für 25 Franken oder 18 Euro auf der Homepage erhältlich, und wird im Itunes Store vertrieben. Was man für das Geld kriegt, sind gute Songs, sauber gespielt und wer sich am Gesang nicht stösst, für den wird das Album ein Vergnügen sein. Die Bluestitel bieten von New Orleans Groove über Slow Blues bis zum Rock’n’Roll und Shuffle eine abwechslungsreiche und ansprechende Mischung.
1 | A man’s most important thing |
2 | Am I nuts |
3 | Whose God is the divine |
4 | I don’t like beer |
5 | Thanks to the blues |
6 | Use what youve got |
7 | Dont give up on me |
8 | So I go with it |
9 | Nobody but you |
10 | High spirits |
11 | So many choices |
12 | Lethargy |
13 | Life is a ball |
Michael van Merwick New Shoes
Der Deutsche Musiker Michael van Merwick pflegt mit seiner Band eine sehr vielseitige Form der Bluesmusik, wie schon in der Rezension seiner letzten CD New Road festgestellt wurde. Wie die Titel auf jenem Album entsprechen auch die aktuellen Songs nicht unbedingt den Anforderungen für Bluesmusik, wenn auch der Titelsong mit dem Lick von Boom Boom eine entsprechende Anspielung beinhaltet. Das Bluesige der Songs liegt, wenn überhaupt, an der Instrumentierung, bei der das Slide eine prominente Rolle spielt, sowie an den Themen der Titel. Alle Titel sind eingängig und ansprechend, und die musikalische Breite wird gekonnt zelebriert.
Die Band nennt ihre Musik selbst «Bluessoul» und ein von der Band veröffentlichtes Youtube-Video spielt jeden Titel der neuen CD kurz an. Auf der Website der Band gibt es wenig weiterführende Informationen dazu, da ist die Hörprobe wohl sinnvoller. Das Album kombiniert Sanfte Klänge (bis zum Lullaby) mit vorwärts treibendem Bluesrock, der immer wieder an ZZ Top erinnert. Hierzu trägt auch van Merwicks künstlich tiefe und doch passende Stimme zu, die immer wieder an den Gesang der Texaner erinnert. Was die Band auszeichnet ist ihr hohes Niveau, was die Beherrschung der Arbeitsgeräte angeht, und zwar sowohl im Rhythmusbereich wie bei den Soli. Wer seinen Musikkonsum auf Blues im Sinne von I-IV-V Kadenzen und punktierten Rhythmen beschränkt, sollte aber besser die Finge von der CD lassen.
1 | won't get any better |
2 | warm |
3 | happy man |
4 | lullaby |
5 | new shoes |
6 | at least some day |
7 | desire |
8 | lonely days |
9 | heal my wounds |
10 | ain't no use |
11 | leaving |
Low Society You Can't Keep a Good Woman Down
Das Youtube-Video mit dem Titelsong gibt einen guten Eindruck von der Musik (wenn auch die Aufnahme des Bassisten im Moment des Slide-Solos bei 1:57 unfreiwillig komisch wirkt). Die Low Society spielt kernigen und interessanten Blues, bei dem die aussergewöhnliche Stimme der Sängerin im Zentrum steht. Die Band besteht im kreativen Kern aus einem US-Duo, bei dem Mandy Lemons singt und Gitarrist und Produzent Sturgis Nikides für den Sound verantwortlich zeichnet. Beide harmonieren wunderbar zusammen, wie am vergangenen Donnerstag, dem 12.11. auch beim «Lucerne Blues Festival» zu hören war. Insbesondere die Gitarrenklänge sind Aufsehen erregend, denn hier wird virtuos und innovativ mit den Sounds des Blues gemischt, gemixt und experimentiert.
In einer neofeministischen Umkehrung spielt der CD-Titel darauf an, dass Lemons eine starke und selbstbewusste Frau ist, die sich sogar selbst als «Voodoo Woman» bezeichnet. Mandy Lemons spielt in einer Liga mit grossen Stimmen des Blues wie Beth Hart, Candy Kane oder natürlich Koko Taylor. Ihr Gesang ist grossartiger Blues mit emotionaler Tiefe und der nötigen Portion Drama. Mit Low Society tritt eine Band ins Rampenlicht, die alle Voraussetzungen hat für eine grosse Musikkarriere.
1 | Crammed & Jammed |
2 | Voodoo Woman |
3 | Need Yer Love |
4 | Son House Says |
5 | You Cant Keep a Good Woman Down |
6 | This Heart of Mine |
7 | Up in Your Grave |
8 | Let Me Ride |
9 | No Money Down |
10 | You Got a Right |
11 | El Diablo |
12 | Should’ve Known Better |
Crazy Hambones 45 live
Das Deutsche Trio Crazy Hambones stellt sein viertes Album vor. Nach Veröffentlichungen 2004, 2007 und 2010 kommt nun mit etwas grösserem Abstand ein Live-Album, das im Juli 2014 aufgezeichnet wurde. Das Trio aus Harp-Spieler Henry Heggen, Gitarrist Brian Barnett und Schlagzeuger Micha Maass teilt die Sangespflicht unter sich auf oder singt gemeinsam, was für Abwechslung sorgt. Ihr Prinzip des Blues ist es offensichtlich, das Publikum zum mittwippen und Takt schlagen zu veranlassen.
Eine Dreiviertelstunde lang spielen die «Verrückte Schinken» Musik, die vor allem Groove ist, und die entsprechend in die Beine geht. Gelegentliche Harp-Soli lockern das beinahe unerbittliche Schlagzeug auf, die Gitarre setzt Akzente dazwischen. Mit Time and a Place kommt plötzlich ein Louisiana-Rhythmus zum Einsatz, der aber ebenso swingt wie die Boogie-Titel zuvor. Der eine oder andere Titel ist eher als Rock’n’Roll zu bezeichnen (Cadillac Boogie), aber Crazy Hambones beweisen, dass diese Grenze fliessend ist.
1 | Moon |
2 | Have A Good Time |
3 | 12 Gates To The City |
4 | Time And A Place |
5 | Courting In A Cadillac |
6 | Cadillac Boogie |
7 | Old Man's Eyes |
8 | Hard Being A Man |
9 | Come Back Baby |