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Tim Lerch - Trio CD und DVD

Den bestimmten Touch

Tim Lerch ist ein sensationeller Gitarrist. Der Musiker aus Seattle ist als Youtube-Persönlichkeit anscheinend erfolgreich, sein Konto auf der Plattform ist immer gut mit neuen Videos ausgestattet, auf denen Tim Lerch Songs vorspielt, zumeist als Solo-Arrangement. In manchen zeigt er sich als Instruktor auf Lernvideos, in der dritten Kategorie Youtube-Videos werden Gitarren, Verstärker und Pickups diskutiert. Auf Youtube gibt es auch eine Kostprobe der nun erschienen CD The Carriage House Sessions, die nun neu erschienen und im Eigenverlag  auf der Homepage des Musikers vertrieben wird. Nun muss ich ehrlicherweise sagen, dass ich ein grosser Verehrer von Lerch bin, dessen Gefühl für Swing und dessen technische Fähigkeiten auf seinen Telecaster-Gitarren von Fender und Mike Lull ich für unerreicht halte unter zeitgenössischen Gitarristen, deshalb war ich bestimmt etwas voreingenommen für diese CD, aber die 10 Titel, welche das Tim Lerch Trio hier spielt, sind auch nach mehrmaligem Hören herausragende Instrumentals mit Schlagzeug und Orgel. Daneben ist auch eine DVD des Trios erhältlich, die aber nur für Fans angeraten ist.

Unter dem Namen Tim Lerch Trio gibt es zwei Publikationen auf der Homepage des Musikers zu erwerben, aber es sind jeweils andere Zusammensetzungen. Kurz gesagt: die CD ist grossartig, die DVD ist leider modernen Produktionsstandards nicht entsprechend. Die beiden Trios haben lediglich Gitarrist und Sänger Tim Lerch als Bindeglied. Während auf der Musik-CD The Carriage House Sessions Volume 1Joe Bagg die Orgel bedient und Kendall Kay das Schlagzeug, sind es auf der DVD Chris Leighton am Schlagzeug und Guy Quintino am Stehbass, die Tim Lerch begleiten. Die DVD ist die Aufnahme einer Auftritts in einem Gitarrengeschäft in Seattle, offensichtlich mit einer Videokamera aufgenommen von einem gewissen Eddie Bishop, der aber zumeist relativ statisch von der Seite das Geschehnis dokumentiert. Der Sound ist leider schlecht abgemischt, so dass das Schlagzeug zu grell und scharf klingt. Daher ist die Aufnahme dieses Konzertes nur etwas für Fans oder solche, die Lerch auf die Hände sehen wollen, wie er sie gefühlvoll über die Saiten tanzen lässt. Es bleibt ein grossartiger Auftritt, aber die Tonspur lässt die Zuschauer etwas unbefriedigt.

Die Musik-CD The Carriage House Sessions Volume 1beinhaltet einen Titel mehr als die DVD, nämlich 10, und die Orgel ist ein grosser Gewinn, da sie Lerchs Gitarre mehr Boden bietet als der Stehbass. Zudem ist es leichter, die Rollen von Solist und harmonischer Begleitung zu tauschen. Die Studioaufnahmen sind auch wunderbar abgemischt und so sind diese 54 Minuten ein wahres musikalisches Vergnügen. Tim Lerch verfügt über einen sanften, aber bestimmten Touch auf der Gitarre, der irgendwo zwischen Bill Frisell liegt und Ted Greene, der auch einer von Tim Lerchs Lehrern war. Er pflegt einen cleanen Gitarrenton, der jazzig ist, aber scharf umrissen und präzise. Eindeutig Vintage, aber dennoch modern, zeitlos eben. Wenn der Sound auch eindeutig das Produkt der Finger und Spielweise Lerchs ist, so doch ist auch seine Ausrüstung bemerkenswert: Er spielt die Charlie-Christian-Pickups des amerikanischen Boutique-Herstellers «Lollar» in einer Custom Shop Nocaster. Er verwendet das Ethos Overdrive und offenbar sind Sunnyside Verstärker die Tonproduzenten seiner Wahl.

Das Besondere neben seinem Ton ist das, was er aus den Songs macht: der Mann swingt auf der Grenze zwischen Blues und Jazz hin und her, macht dabei Abstecher in jedes Territorium. In seinen Händen swingen auch eine Schunkelnummer wie Tennessee Waltz oder ein Country-Kracherwie Dolly Partons Jolene auf mitreissende Art und Weise. Es sind verjazzte Songs, als anregendes Instrumentals arrangiert, aber jedes hat seinen eigenen Reiz und sein spezielles Etwas. Etwa You Don't Know Me, der letzte Titel der CD, eine liebevolle Trio-Version von Ray Charles Heuler auf Modern Sounds in Country and Western. Dem «Genius» wird mit Busted noch ein weiteres Mal Referenz erwiesen. In allen Songs bringt er Verzierungen an, die die Titel interessant halten und intensives Zuhören belohnen, aber auch beim einohrigen Hören gefallen.

Auf diesen Seiten gab es bereits eine Rezension eines Lernvideos von Tim Lerch.Hier ist der Gitarrist einmal selbst in Aktion in einem Auftritt zu sehen oder zu hören. Auf gewissen Titeln singt er sogar, was nicht seine Stärke ist, aber auch nicht sein soll. Er singt, wenn etwas Gesang da sein muss und er macht das ordentlich, aber natürlich liegt sein Schwerpunkt auf der Gitarre.Gewisse Titel erinnern an die Melodien, die er auf Blues Guitar Road Trip unterrichtet, aber hier zeigt er, was daraus alles werden kann.

Tim Lerch Trio The Carriage House Sessions Volume 1 (2015) CD
1. Bip Bop Bam 5:42
2. And The Beat Goes On 6:28
3. Bittersweet 6:25
4. House Of The Rising Sun 5:47
5. Tennessee Waltz 5:11
6. Friendly Persuasions 4:28
7. Busted 5:19
8. Jolene 5:34
9. Organizing Principles 3:25
10. You Don't Know Me 5:52

 

Tim Lerch Trio Live at Emerald City Guitars (2014)
1. The Opening 3:47
2. Parkinglot Blues 4:36
3. Busted 5:01
4. You Are My Sunshine 5:04
5. She's a Woman 6:37
6. Remington Ride 6:02
7.  (Do You Know What it means) To Miss New Orleans 5:46
8. Happy Together 5:57
9. Emerald City Blues 6:45

 

 
 

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