The Hamburg Blues Band - Friends For A LIVEtime Vol 1
Rohe Jam-Power
Zum Jubiläum der Norddeutschen Institution The Hamburg Blues Band beschenkt die Band sich selbst und alle, die je einen ihrer Auftritte erlebt haben, mit einem Best of-Zusammenschnitt, der 15 Titel aus drei Jahrzehnten zusammenbringt. Dabei gibt es mit grosser Kelle angerührten Bluesrock zu hören, wobei die Aufnahmen nicht immer allen Ansprüchen genügen. Gleichwohl transportiert jeder der Songs eine tolle Live-Qualität, selbst die Studio-Aufnahmen. Mehr als 30 Jahre nach ihrer Gründung ist die Hamburg Blues Band Treff- und Ausgangspunkt von Musiker-Karrieren. Insofern ist der im Begleitheft angestrengte Vergleich mit Alexis Korner oder John Mayall’s Bluesbreakers durchaus angebracht: Viele Musiker hatten eine Zeit in der Band und haben Bühnenerfahrung gesammelt und den Blues à la Hamburg Blues Band kennen gelernt.Gert Lange (g, voc), Alex Conti (g), Hans Wallbaum (dr)und Michael Becker (b) sind auf praktisch allen Songs zu hören, dazu kommen temporäreoder spätere Bandmember wie Clem Clempson oder Manne Kraski und vor allem Saxophonist Dick Heckstall-Smith. Viele der Aufnahmen bieten die Möglichkeit Guest Stars zu hören wie Maggie Bell, Mike Harrison, Geoff Whitehorn, Ingo Bischoff oder Inga Rumpf. Die CD ist eine Sammlung voller Erinnerungen, und das Tückische an Erinnerungen ist, dass man in gewissen Situationen dabei sein musste, um zu verstehen, was daran so toll sein soll.
Reminiszenzen nicht via Photo-Album, sondern via Sound-Album sind eine schöne Idee, um langjährige Fans mit Hörerlebnissen zu verwöhnen, die seit langem auf Tapes schlummern oder die nicht in Form von Live-Alben zirkuliert sind. Und als Live-Band hat die HBB (wie sie sich selbst abkürzt) eine ansehnliche Reihe von Auftritten, die hier zusammengeschnitten werden konnten. Ein Grossteil der Auftritte stammt von unterschiedlichen Ausgaben des «Herzberg Festival», andere von teilweise obskuren Auftritten und bei zwei Aufnahmen ist im Booklet kein Datum angegeben, wahrscheinlich war man sich nicht einig, von wann das Material stammt.
Praktisch alle Songs sind stilistisch als Rock oder Blues-Rock zu bezeichnen, die am ehesten die Kriterien eines Blues erfüllenden Titel sind Elmore James‘ Done Somebody Wrong, bei welchem Clem Clempson Slide spielt und der längste Titel der CD, Stormy Monday Blues mit Chris Farlowe. Der Gesang ist allerdings leider (mindestens für meine Ohren) wenig überzeugend. Zeitlose Bühnenklassiker wie Marvin Gayes Inner City Blues oder der Brüll-Hit Fire runden das musikalische Spektrum ab.
Wer nicht eine grosse Anzahl von Konzerten der Hamburg Blues Band gesehen hat, wird gewisse Aufnahmen nur zur Kenntnis nehmen. Inga Rumpf mag grossartig gewesen sein auf Stevie Wonders (bzw. in dieser Version eindeutig Stevie Ray Vaughans) Superstition, aber die Aufnahmen klingt nicht wirklich modernen Ansprüchen genügend. Die Bootleg-Qualität macht es schwierig, nachzuvollziehen, wieso diese Aufnahme auf den Sampler musste.
Für meine Ohren schwankt die CD stark zwischen einer Nostalgie-Veranstaltung und einem ernsthaften Sampler für Neugierige hin und her. Es ist eine Kette von Hits und Misses, manche Aufnahmen passen rein, andere sind eher schräg und überzeugen auch nach mehrmaligem Hinhören nicht wirklich. Man kriegt einen Eindruck von einer der grossen Blues Bands des Deutschen Nordens und das macht sicherlich Freude. Das Label «Vol. 1» lässt vermuten, dass in den nächsten Jahren weitere Zusammenschnitte erscheinen dürften.
The Hamburg Blues BandFriends For A LIVEtime Vol. 1 (2013)
Bandmitglieder: Gert Lange, Dick Heckstall-Smith, Manne Kraski, Stretch, Darryl van Raalte, Dave Moore, Hans Walbaum, Reggie Worthy, Alex Conti, Michael Becker, Clem Clempson, Adrian Askew, Miller Anderson.
Gastauftritte von Dick Heckstall-Smith, Chris Farlowe, Mike Harrison, Maggie Bell, Arthur Brown, Inga Rumpf, Clem Clempson, Micky Moody, Geoff Whitehorn, Zoot Money, Pete Brown u.v.a.
1. | Hypnotized | 4:44 | 1997 @ Studio Braunschweig |
2. | Waiting For The Wind | 5:26 | 2000 @ Essen |
3. | On Your Way Down | 5:12 | @ Studio Hamburg |
4. | Wishing Well | 3:27 | @ Studio Bremen |
5. | Inner City Blues | 5:27 | 1982 @ Hamburg |
6. | Superstition | 5:13 | 1996@ Rendsburg |
7. | When A Blind Man Cries | 5:19 | 2012 @ Herzberg |
8. | The Old Soulsinger | 6:58 | 2006 @ Herzberg |
9. | Get Off My Back | 4:00 | 2008 @ Herzberg |
10. | Help The Poor | 6:01 | 2009 @ Herzberg |
11. | Done Somebody Wrong | 3:49 | 2006 @ Herzberg |
12. | Rockin' Chair | 4:56 | 1989 @ Studio Berlin |
13. | Stormy Monday Blues | 8:01 | 2007 @ Marburg |
14. | It Should've Been Me | 3:46 | 2007 Herzberg |
15. | Fire | 5:39 | 2009 Herzberg |