Mississippi Heat - Warning Shot
Rhythmische Varianten
Die in Chicago beheimatete Band mit dem daher verwunderlichen Namen Mississippi Heat ist in der Schweiz schon mehrfach zu hören gewesen: Zuletzt 2014 in Luzern, aber auch schon 2009 in Rapperswil und vielleicht kann sich der eine oder die andere sogar noch an die beiden Auftritte 1995 und 1996 in Luzern erinnern. Warning Shot ist nun das elfte Album der Band. Entsprechend tritt das Quintett mit breiter Brust an und zeigt, was es kann. Sehr vielseitiger Blues in Chicago-Tradition mit viel Feelgood-Faktor und unterschiedlichsten Songs. Für Blues-Fand aller Couleur ausser für Harmonica-Hasser und Akustik-only-Puristen ist dies ein ansprechendes Album. 16 Songs voller Drive und guter Stimmung. Der im Titel der CD angesprochene Warnschuss bezieht sich wohl auf die Konkurrenz.
Ursprünglich gegründet von Sänger Robert Covington, Harmonica-Spieler Pierre Lacocque, den Gitarristen Billy Flynn und James Wheeler sowie Bassist Bob Stroger, ist inzwischen einzig noch Lacocque mit dabei. Das aktuelle Lineup und insbesondere die zahlreichen nicht mehr aktiven Bandmitglieder lassen sich auf der Wiki-Seite der Band einsehen. Prägent für das aktuelle Album ist der Gesang von Inetta Visor, die wie ihre Vorgängerinnen als Chicago-Bluessängerinnen die Songs zusammen hält. Koko Taylor ist an manchen Stellen als stilbildendes Vorbild zu erkennen.
In der aktuellen Inkarnation bringt die Formation vor allem Vielseitigkeit, da gibt es Songs wie der Birthday Song mit einem mitreissenden Bo Diddley-Rhythmus. Swingy Dingy Baby ist eine Gitarren-Show mit diesem speziellen Sound des Chicago-Blues, in dem der Gitarrensound zwar gezerrt ist, sich aber dennoch lückenlos in das Bandgefüge eingliedert. Come To Mama hat einen wunderbaren Rhumba-Rhythmus und Your Cheating Heart geht in der Tat etwas in Richtung Hank Williams. Dessen Country-Evergreen wird hier bluesig interpretiert und so wird einmal mehr deutlich, wie nahe diese Genres sich stehen. Too Sad to Wipe My Tears ist eine Reminszenz an Muddy Waters, dessen transparente Arrangements hier zum Tragen kommen. Die Vielseitigkeit bezieht sich eben nicht nur auf die Instrumentierung, sondern vor allem auch auf die rhythmische Variabilität, mit der die CD abwechslungsreich und ansprechend gehalten wird.
Was das Album nicht bietet, ist ein Slow Blues, aber ein solcher wäre auch ein Bruch im Konzept des Albums. Dies ist Chicago-Blues, wie er seit den 1950er Jahren in den Kneipen und Clubs der Windy City gespielt wird. Dabei ist der Sound nicht museal oder konservativ, sondern eine sanfte und konsequente Weiterentwicklung des Originals. Grosse Klasse.
Mississippi Heat Warning Shot (2014)
1. | Sweet Poison | 3:54 |
2. | Alley Cat Boogie | 3:29 |
3. | Come To Mama | 3:44 |
4. | I Don't Know | 4:39 |
5. | Yeah Now Baby | 3:52 |
6. | Birthday Song | 4:27 |
7. | Nowhere To Go | 3:03 |
8. | Warning Shot | 3:12 |
9. | Swingy Dingy Baby | 3:42 |
10. | Too Sad To Wipe My Tears | 4:04 |
11. | Recession Blues | 3:05 |
12. | Evaporated Blues | 5:34 |
13. | Your Cheating Heart | 3:23 |
14. | A Part Of Something Special | 4:47 |
15. | What Cha Say? | 4:11 |
16. | Working Man | 5:02 |