Victor Wainwright and the WildRoots Beale Street to the Bayou und Lit Up
Ein Doppelpack Memphis-Sound
Die Zusammenarbeit zwischen Pianist/Organist Victor Wainwright und dem Bassisten Stephen Dees geht zurück auf 2004, seit 2005 hat sich eine Band formiert, die für einen Bluessound in der Soul-getränkten Memphis-Tradition steht. Die WildRoots (sic!) genannte Band setzt sich zusammen aus erstklassigen Instrumentalisten, die ihre Parts übernehmen im Gesamtkunstwerk dieser Musik, die stets fetzig ist, aber die Hörer nicht mit der harten Kante anspringt, sondern die nach Südstaaten klingt. Manchmal eher Juke Joint, manchmal Kirchenfest, aber immer groovig und ansteckend. Mit Beale Street to the Bayou und Lit Up liegen zwei Alben von 2009 und 2011 vor, die wahre Fundgruben von bestem Bluessound sind. Abwechslungsreich werden selbst verfasste Titel gespielt, Victor Wainwrights Gesang ist engagiert und leidenschaftlich. Wainwright, der auch in der Formation Southern Hospitality eine wichtige Rolle einnimmt, zeigt sich mit den WildRoots etwas weniger experimentiertfreudig als auf Easy Livin‘ von 2013, etwas strenger auf Blues und Soul konzentriert. Aber was bei der Besprechung jenen Albums gesagt wurde, stimmt auch hier: Spielfreude und die Lust am Groove bestimmen den Sound.
Victor Wainwright stammt ursprünglich aus Savannah, Georgia, und er hat in Memphis, Tennessee sein Domizil. Dort spielt er in verschiedenen Formationen und feilt am zeitlosen Sound, der etwas Ray Charles ist und etwas Motown, aber auch Booker T. & the M.G.s verarbeitet hat. Man kann es Blues nennen, man kann es auch Soul nennen oder R&B, dies ist schlicht ein Sound, der niemanden kalt lässt. Wainwright arbeitet auf diesen Alben mit Bassist und Produzent Stephen Dees zusammen, der laut Aussagen auf der Website bereits mit Hall and Oates, Todd Rundgren, Pat Travers oder Foghat gearbeitet hat, wobei nicht klar ist ob als Produzent oder als Bassist. 2005 hatte er bereits Wainwrights Erstveröffentlichung Piano from Savannah produziert, hier spielt er zudem wundervoll virtuos Bass. Komplettiert wird die Band vom soliden Gitarristen Greg Gumpel, den beiden Saxophonisten Ray Guiser und Patricia Ann Dees (auf Weeds ist ein Klarinette zu hören) und dem stets deutlich zu hörenden Schlagzeuger Billy Dean.
Die Songs auf Lit Up und Bealte Street to the Bayou sind zum grössten Teil um ein Piano-Riff (oder ein Bass-Riff) herum gebildetes Ganzes, in dessen Verlauf Tasten und Gitarrensaiten auf jeden Fall zu einem Solo kommen, oftmals mit Bläsersätzen dekoriert. Eine Ausnahme ist Dixie Highway, ein akustisches Slide-Stück, bei dem eine Harmonica zum Einsatz kommt. Auf Beale Street to the Bayou gibt es ein Cover von Ray Charles’ What I’d Say. Die selbst verfassten Titel haben witzige Texte, die mit einem Augenzwinkern operieren und die Blues-Clischees ebenso bedienen wie sie Aktualität behalten.
Victor Wainwright mangelt es nicht an Selbstvertrauen: nicht nur zeigt seine Website ein bemerkenswert selbstbewusstes Begrüssungsbild, auch seine Aussage, er habe einen «double major in Boogie, a Ph.D. in Swing and a master's in Rhythm, I’m a Master of Rhythm, a Rock’n’Roll King» (in School of Hard Knocks) zeugt von der Selbsteinschätzung seiner Fähigkeiten. Und er braucht such auch nicht zu verstecken. Er lässt gemeinsam mit seinen Bandkollegen diese Musik so unheimlich leicht erscheinen, und die Art, wie er dazu die Arrangements ausarbeitet, zeugt von grossem Verständnis. Die Musik erscheint sehr transparent, alle Instrumente werden zusammengefügt zu einem grossartigen Ganzen.
Die frühere der beiden CDS Beale Street to the Bayou wurde im Herbst 2009 veröffentlicht und sie erreichte Platz 7 in den «Root Music Report ‚Top 50 Blues‘», ausserdem Platz 2 in den «Blues Internet Charts». Im europäischen «Collectif des Radio Blues Charts» erreichte das Album Platz 4. 2011 kam dann Lit Up, das sich stilistisch nicht gross unterscheidet. Dies ist aber nicht als Zeichen mangelnder Entwicklung zu interpretieren, sondern als Hinweis auf eine erreichte Form von Perfektion. Entsprechend setzen auch die Ehrungen ein für Wainwright und seine Musik, aber als Käuferin oder Käufer der CD (oder des Downloads) möchte man in erster Linie wissen, ob man unterhalten sein wird. Diese beiden CDs sind auf jeden Fall ein sicherer Wert.
Victor Wainwright Piano / Orgel / Gesang
Stephen Dees Bass / Produzent
Greg Gumpel Gitarre
Ray Guiser Saxophon
Patricia Ann Dees Saxophon
Billy Dean Schlagzeug
Victor Wainwright and the WildRoots Beale Street to the Bayou(2009)
1. | Mighty Man | 3:52 |
2. | Planet Earth | 4:29 |
3. | Sold Down River | 1:16 |
4. | Long Way to Go | 4:35 |
5. | Blues In the Rain | 5:28 |
6. | What You Want | 3:48 |
7. | WildRoot Jam | 4:02 |
8. | School of Hard Knocks | 4:21 |
9. | Not Afraid | 3:33 |
10. | Square | 4:45 |
11. | Sweet Louise | 3:44 |
12. | Blues Grass | 2:52 |
13. | What'd I Say | 5:24 |
14. | Beale Street to the Bayou | 4:22 |
Victor Wainwright and the WildRoots Lit Up (2011)
1. | Big Dog's Runnin' This Town | 3:34 |
2. | Ting Tang Bang | 3:00 |
3. | Subliminal Criminal | 3:13 |
4. | Walk Away My Blues | 6:01 |
5. | Dixie Highway | 3:11 |
6. | Weeds | 3:52 |
7. | Little Ole' Shack | 3:16 |
8. | Lit Up | 3:19 |
9. | Our Last Goodbye | 5:06 |
10. | Don't Doubt It 'ce est bon' | 3:57 |
11. | Coin Operated Woman | 2:45 |
12. | Pile of Blues | 4:34 |
13. | Honky Tonk Heaven | 3:46 |
14. | Let It Be the Same | 3:44 |