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Kris Pohlmann - Taylor Road

Bluesrock der harten Sorte

Sieben Jahre lang tourte die Kris Pohlmann Band durch Deutschland und die Niederlande, konnte an diversen Festivals auftreten und wurde mit insgesamt sechs deutschen Bluespreisen ausgezeichnet. In dieser Zeit veröffentlichte die Gruppe zwei Alben: New Resolution (2009) und One For Sorrow (2012). Anfangs 2013 löste sich die Band auf und Kris Pohlmann entschied sich, solo weiter zu arbeiten und sich dabei «. . . musikalisch in eine härtere Richtung [zu] entwickeln. . .».   Nun präsentiert er das erste Resultat seiner Arbeit. Am 19. Januar 2015 wird seine CD Taylor Road unter seinem eigenen Label Black Penny offiziell veröffentlicht.

Der 1977 in der Nähre von London geborene Kris Pohlmann lebt seit 1999 in Deutschland. Musikalisch beeinflusst haben ihn Status Quo, ZZ Top, Free, Cream, SRV, Jeff Healey und vor allem Gary Moore. Entsprechend klingt seine Musik: kraftvoller, gitarrenlastiger Bluesrock.

Demos, die sich über die Jahre angesammelt hatten und die er mit der alten Besetzung nicht realisieren wollte, wurden von ihm überarbeitet, weiter entwickelt und ergänzt. Ziel war es, ein Rock-Album zu kreieren, das von den 70er Jahren beeinflusst ist. Dafür konnte er zwei junge Musiker begeistern: den Schlagzeuger Daniel Guthausen (Ex Henrik Freischlader) und den aufstrebenden Bassisten Dennis Bowens. Mehr als sieben Monate arbeitete er zusammen mit seinem Produzenten Thomas Hannes (Tresorfabrik) an den Aufnahmen.

Heraus gekommen ist ein Album mit elf Eigenkompositionen, die dem Anspruch, den Geist der Siebzigerjahre einzufangen, durchaus gerecht werden. Wer auf intensiven, schweren Bluesrock steht, kommt voll auf seine Rechnung. Die Betonung liegt auf Rock, denn Blues ist kaum mehr vorhanden. Dies manifestiert sich schon im Pressetext, wo Erklärungen wie «explodiert aus den Lautsprecherboxen,  schwere Gitarrenriffs, Crescendo im Gary Moore Bereich, Classic bis Heavy Rock, äusserst schwer und groovig» verwendet werden, um die Musik der CD zu beschreiben. Nun sind bekanntlich die stilistischen Grenzen schon musiktheoretisch schwer zu definieren und erst noch dem eigenen Geschmack unterworfen, ich sehe es jedenfalls als Rockalbum mit etwas Blues. Vor diesem Hintergrund  allerdings ist es ein bemerkenswertes Album mit eingängigen und individuellen Songs, schönen Texten, engagiertem Gitarrenspiel und einer tollen Rhythm Section.

Der erste Titel, Used To Be beginnt mit einem zurückhaltenden, akustischen Intro, wandelt sich dann nach etwa einer Minute mit einem offensiven Riff, das sich durch den Rest des Songs zieht, zu einem wuchtigen Stück. Der titelgebende Song Taylor Road, der die Zeit beschreibt, in der Pohlmann als jugendlicher musikalisch beeinflusst wurde, baut auf einem Shuffle auf, entwickelt sich dann jedoch zu einem Rocksong à la Status Quo. In One Good Reason agieren  Amanda Kapsch and Nikkie Kemp als Background Chor, wie auch in einigen anderen Titeln; Pohlmann gibt dem Song mit kurzen Riffs seinen Charakter. Der Song wurde auch als erste Single aus dem Album ausgekoppelt. Eine Mischung aus Reggae und Bluesrock gibt es in Look The Other Way, erneut mit Chor und zusätzlicher Gitarre. Laut eigener Aussage ist das Solo nicht improvisiert, sondern komponiert. Ein starker Song. In Taking Back What’s Mine setzt er mit der Harp einen bluesigen Kontrapunkt zur kreischenden Gitarre. The Silence ist ein tatsächlich ruhiger Titel, allerdings mit einem furiosen Mittelteil. Ausserdem spielt die Technik hier mit den Stereokanälen, ein selten benutzter Effekt. Ausgiebig WahWah gibt es in Slow Motion. Gemessen an den anderen Titeln fand dich diesen bestenfalls durchschnittlich. In Tarantula ist Pohlmann als Slidegitarrist zu hören, für meinen Geschmack mit etwas zuviel Verzerrung, die das Besondere am Slidespiel maskiert,  trotzdem ein eindrücklicher Song. Passenderweise heisst der letzte Song The Long Goodbye, ein Es-ist-zu-Ende Song und der ruhigste des Albums. Er beginnt im Pink Floyd Stil und plätschert zunächst vor sich hin und bildet damit die Leere des Verlassenseins gut ab, bäumt sich dann mit einem Solo über einem lebhaften, hypnotischen Riff auf, bevor er in einem klagenden «Goodbye» endet.

Zusammengefasst ein hörenswertes Album mit aufwühlenden Songs, toller und einfallsreicher Gitarrenarbeit. Mindestens drei Songs stechen für mich aus der Menge der Publikationen der letzten Monate hervor: Taylor Road, Look The
Other Way
und Taking Back What’s Mine.

Kris Pohlmann – Taylor Road (2015)
1.   Used To Be 05:59
2.   Taylor Road 05:38
3.   One Good Reason 04:53
4.   Borrowed Time 03:17
5.   Look The Other Way 06:47
6.   Ain’t Crying For Yesterday 04:25
7.   Taking Back What’s Mine 04:59
8.   The Silence 04:45
9.   Slow Motion 03:47
10.   Tarantula 05:07
11.   The Long Goodbye 05:46

 

 

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