Tommy Schneller Cream Of The Crop
R&B vom Feinsten
Tommy Schneller geht mit seiner Band einen anderen Weg als die meisten Bluesbands. Während andere Bluesbands sich an den Gitarrenhelden aus Chicago oder Texas orientieren, sucht Schneller nach einem R&B-Sound, der sich mehr an der Blues Brothers Band orientiert, also mehr Memphis ist (oder Los Angeles) als die genannten Städte. Tommy Schneller bietet fetten, fetten Sound mit abwechslungsreichen Bläsersätzen. Schöne Keyboard-Einsätze und ein Rhythmus voll von üppigem und treibendem Funk-Feeling sind sein Ideal, das er nun auf einer neuen CD unter Beweis stellt. Der Bandleader aus der Westphalen-Metropole Osnabrück präsentiert sich auf seinem neuesten Album Cream of the Crop gestärkt, gefestigt und mit einer vollständigen Band, die genau den Sound bringt, den Schneller schon auf seiner ersten CD Smiling for a Reason beschritten hat.
Auf seiner Website, bzw. der entsprechenden Seite der Band werden alle Musiker mit Vocals-Credits versehen, was zumeist bedeutet, dass alle auch als Background-Sänger mitwirken. Gegenüber dem Erstling sind vor allem die Abwesenheit von Henrik Freischlader als Gastgitarrist zu bemerken und die Mitarbeit eines neuen Drummers. Bernhard Weichinger, der sich hier um die Felle kümmert, ist ein grossartiger Schlagzeuger und sein Beitrag ist in jedem einzelnen Song klar auszumachen und stets eine Freude. Schon auf der ersten CD und damit erneut mit von der Partie sind die folgenden Mitwirkenden: Neben Tommy Schneller am Saxophon und als Sänger sind die Tastenmann Gregory Barrett sowie die Horn Section Gary Winters (Trompete, Horn) und Dieter Kuhlmann (Posaune, Saxophon).
Neu hinzugekommen sind Gitarrist Jens Filser, der den Vergleich mit Freischlader nicht zu scheuen braucht, denn er bringt gefühlvolle Gitarrenlinien und spielt jeden Lick, jeden Ton mit grosser Hingabe und Freude. Ebenfalls neu ist die Rhythm Section, neben Bernhard Weichinger ist dies Bassist Maik Reishaus (Henrik Freischlader hatte auf Smiling for a Reason sowohl für Bass wie auch für Gitarren verantwortlich gezeichnet). Der Personalwechsel tut dem Sound der Band insofern gut, als er noch «tighter» wurde, noch satter und präziser. Gleichzeitig sind sich die Bandmembers ihrer Fähigkeiten und ihrer Wirkung auf das Publikum gewisser und das lässt sie mit mehr Ruhe und Selbstsicherheit auftreten. Mit einem Wort: War die erste CD schon sehr gut, so sind die neuen 10 Songs – anscheinend alles Eigenkompositionen – wirklich das, was sie im Titel ankündigen: Cream of the Crop. Sehr viel besser geht es wohl kaum mehr, das ist R&B-Sound vom Allerfeinsten. Die CD ist durchgehend funky und süffig und wenn man sie fertig gehört hat, beginnt man halt einfach nochmal von vorne.
Ich verfasse diese Rezension am Tag nach dem «European Song Contest 2014» und als kurze Anmerkung sei mir die folgende Bemerkung verziehen: nachdem ich mir die meisten dieser Gesangsdarbietungen gestern Abend angehört habe (ungelogen das erste Mal in meinem Leben), ist dieser Rhythm & Blues aus dem Hause Schneller umso mehr eine Freude. Empfand ich den ESC als weitgehend eintönig und allzu sehr auf die Stimme der Sängerinnen und Sänger konzentriert, ist Musik hier eine Gruppenleistung, zu der alle Entscheidendes beitragen. Vielleicht müsste am man ESC statt Power-Ballade auf Power-Ballade es mal mit einem solchen Sound versuchen. Denn was Tommy Schneller mit seiner Band hier zeigt, das ist allerfeinste Gesamtleistung, bei der jedes Instrument, jeder Einsatz seine Funktion hat und alle Mitwirkenden ihre Spezialitäten einbringen. Auf der anderen Seite kann ich natürlich dem ESC keine Ratschläge geben, denn schliesslich: was weiss ich schon, mir gefiel der Beitrag der Franzosen sehr gut, die auf dem letzten Platz abgeschlagen den Contest verloren haben.
Cream Of The Crop (2013)
1.
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Hands In The Air
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5:26
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2.
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She's So Good To Me
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5:22
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3.
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Cream Of The Crop
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4:16
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4.
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Super Hero
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4:16
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5.
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Ain't No Maybe
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4:15
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6.
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Isn't It New
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6:14
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7.
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You’re Somebody Else
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5:59
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8.
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What Did I Do
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5:12
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9.
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Higher & Higher
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5:38
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10.
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You Don't Seem To Care
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5:56
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