Neue CDs von Blind Lemon Records
Akustische Perlen aus Deutschland
Die Aufnahmen des deutschen Roots-Musik Labels «Blind Lemon Records» von Thomas Schleiken wurden hier bereits einmal thematisiert. Jetzt sind neue Alben erschienen, nämlich ein aussagekräftiger Sampler, ein weiteres Album von David Evans und ein Album des jungen Deutschen Slide- und Lapsteel-Gitarristen Peter Funk. Schleiken versteht es, den Künstlern die nötige oder gewünschte Freiheit zu lassen, so produziert er Evans‘ Album, bei demjenigen von Peter Funk bleibt er aber nur Verleger und hält sich aus der Produktion raus. Erneut bieten die drei Alben feinen akustischen Blues an, lediglich auf dem Sampler Black Horse Tracks sind auch einige andere Klänge zu hören, die aber gleichwohl zur Kategorie Roots-Musik zu zählen sind, weil es akustische und transparent produzierte Aufnahmen sind. Und da passt dann sogar mal ein ABBA-Titel.
Die drei Alben heissen Black Horse Tracks, Slidewalk und Under the Yam Yam Tree und sie wurden 2013 und 2014 veröffentlicht. Wie die bereits früher hier rezensierten Alben sind die drei neuen aus dem Label «Blind Lemon Records» eine wahre Ohrenweide, viel Freude und eine tolle Bereicherung des Roots-Musik-Marktes. Thomas Schleiken, Gründer des Musikverlags und Produzent vieler Alben, hat hier erneut ganze Arbeit geleistet und mit Peter Funk einvielversprechendes Talent unter Vertrag, der sich für alle Sorten von Slide-Gitarren so sehr begeistert, dass er den amtlichen Sound rauskriegt. Und David Evans ist wie schon aufs einem ersten Album Live at Alte Post ein Geschichtenerzähler, wie der akustische Blues sie immer wieder hervorgebracht hat.
Der Sampler mit dem Titel Black Horse Tracks : Folk-Blues & More ist eine Sammlung von insgesamt 14 Titeln, wobei Thomas Schleiken zwei beisteuert, David Evans zwei und Alwin Schönberger, der österreichische Gitarrenvirtuose mit dem extrem feinen Händchen. Dazu kommen Titel von Michael Gerdes (Zu dem es keine Infos auf der Verlags-Website gibt). Zu seiner Person ist es schwer mit den herkömmlichen Mitteln etwas herauszufinden, da für die Deutsche SPD ein gleichnamiger Mann im Deutschen Bundestag sitzt. Ein weiterer Musiker ist der Brite Steve Westaway, von Westaway und Gerdes enthält die CD jeweils drei Titel. Als dritter sonst nicht bekannter Musiker ist der Deutsche Multi-Instrumentalist Titus Waldenfels dabei, der mit seinen zwei Titeln Minor Swing / Bossa Blues und Dancing Queen / Halt an Deiner Liebe Fest auch stilistisch den Rahmen erweitert. Waldenfels ist ein Kracher. Das schöne an diesem Sampler ist neben der Musik, dass auch bereits bekannte Titel wie Schleikens Deep Water Horizon oder Evans Version von Candy Man nicht einfach von früheren Aufnahmen kopiert sind, sondern dass dies neue Einspielungen derselben Titel sind. Grund hierfür ist, dass die Black Horse Tracks anlässlich von Konzerten im Kaminzimmer im Restaurant oder Hotel Schwarzes Ross aufgenommen wurden, einer Konzertreihe, die Schleiken seit 2008 für eine winzige Schar an Zuhörern durchführt und wo diese Mitschnitte entstanden. Bleibt für die Zukunft zu hoffen, dass mindestens Titus Waldenfeld schon bald auf einer eigenen CD zu hören ist, seine Aufnahme macht grosse Lust auf mehr. Michael Gerdes ist als auf Deutsch singender Künstler eine grosse Ausnahme, seine Stimme klingt hoch und gut, und die Texte sind sehr lyrisch.
Peter Funk hat trotz seines Namens den Weg zum Blues gefunden, insbesondere zum Roots-Blues, wo er sich zum Virtuosen der Slide-Gitarre machte. Er spielt Lapsteels wie Weissenborn-Gitarren und National Dobros sowie eine sogenannte Autoharp, ebenfalls ein Saiteninstrument, das etwas an eine Zither erinnert. Peter Funk wird auf diesem Album unterstützt von Hans-Jörg Mauksch, der auf zwei Tracks den Kontrabass bedient und von Herbert Wegener, der wie Funk Resonator-Gitarren spielt. Hinzu kommen für jeweils einen Song Axel Küstner an der Harmonika und Howard Schultens, der es versteht in einen Jug zu blasen. Weissenborn Lapsteel, Jugband, Harmonika, hier wird offensichtlich musealer Blues gespielt und so sind viele Covers dabei, aber auch einige Eigenkompositionen. Peter Funks Akzent im Gesang ist in gewissen Titeln etwas störend, vor allem im Walking Blues, aber insgesamt ist dies ein sehr ansprechend eingespieltes Album.
David Evans, der mit Under the Yam Yam Tree bereits das zweite Album herausbringt bleibt hier seiner historisch getreuen Reproduktion alter Delta-Bluessongs treu, das ist hohe Kunst, und auf gewissen Titeln bringt Evans noch das Kazoo hervor. Evans spielt seit 50 Jahren den Blues und entsprechend klingt seine Musik: da ist ein Meister am Werk, der genau weiss was er tut und wieso. Der Titel des Albums klingt nach Afrikanischem Dorfplatz oder den Südstaaten, Evans‘ Heimat, kann aber auch als Anspielung auf den Film Under the Yum Yum Tree von 1963 verstanden werden, ein Film mit Jack Lemmon, der als Deutschen Titel das unglückliche Ein Ehebett zur Probe erhielt. Allerdings ist der Zusammenhang nicht klar. Wie dem auch sei, das Album ist vollgepackt mit grossatigen Coverversionen von Titeln, die Evans vielleicht nicht geschrieben, aber die er sich längst zu eigen gemacht hat. Er ist in diesen Titeln zuhause und man kann Thomas Schleiken nur danken, dass er diesem wunderbaren Bluesman eine Heimat bietet in seinem Verlag «Blind Lemon Records».
Black horse tracks (2013) (BLR-CD 1302)
Peter Funk Slidewalks (2013) (BLR-CD 1303)
David Evans Under The Yam Yam Tree (2014) (BLR-CD 1401)