Skip to main content

www.bluesnews.ch - Bücher

Deep South: The Story Of The Blues

Schön anzuschauen

DeepSouth-TitelseiteEin Buch für drei der fünf Sinne – zum hören, sehen und verstehen. So lässt sich das Publikations-Konzept des Verlags «ear books» aus Hamburg beschreiben, der seine Produktpallette selbst beschreibt als «anspruchsvolle Coffee Table Books mit Musik». In dieser Reihe von schön anzusehenden Büchern gibt es bereits über 100 Titel, und nun liegt mit Deep South: The Story Of The Blues eine dem Blues gewidmete Publikation vor. Diese bietet in einem ansprechend gestalteten Fotoband mit informativen, aber doch nicht allzu leselastigen Begleittexten von Peter Bölke einen Einblick in die Geschichte des Blues, und dazu werden auf vier thematisch unterschiedlichen CDs musikalische Spielarten der Bluesmusik von Vaudeville bis zu Rock’n’Roll angeboten. An sich ein rundes Konzept und sehr zu begrüssen, aber zwei Aspekte sind es, die dennoch Stirnrunzeln hervorrufen.

Kurz gesagt: die Publikation Deep South: The Story Of The Blues eröffnet keine neuen Erkenntnisse, ihre Darstellung von Ursprung und der Entwicklung des Blues entspricht in jeder Hinsicht der wohl vertrauten Saga von Afrikanischen Sangestraditionen, Field Hollers, den Schwarzen Kirchen des Südens und schliesslich den Alleinunterhaltern der Plantagen im Mississippi Delta sowie deren Migration in den Norden der USA und schliesslich über den Atlantik. Dies ist also ein Buch, das die herkömmliche und verbreitete Auffassung weiter zementiert, und das Charley Patton, Leadbelly oder Son House ihren verdienten Platz im Pantheon des Blues zuerkennt.

DeepSouth-Beispielseite2Hinzu kommen im ersten Abschnitt und auf der ersten CD die Vaudeville-Sängerinnen wie Ida Cox, Alberta Hunter, Bessie Smith oder Victoria Spivey. Deren Beitrag wird angemessen gewürdigt und das ist eine gute Sache, denn die Pionierinnen des Blues werden doch allzu oft marginalisiert oder sogar vergessen. Die dritte CD widmet sich dem Jazz als einer Ausdrucksform des Blues und die vierte CD geht dann auf den «elektrischen» Blues ein, wie er nach dem 2. Weltkrieg in Chicago und anderen Metropolen gespielt wurde. Hier sind auch Elvis Presley oder John Mayall zu hören.

Der Autor der Texte, der Journalist Peter Bölke, ursprünglich vom Magazin Der Spiegel, ist in erster Linie ein Kenner des Jazz und entsprechend stammen von ihm auch im selben Verlag die Titel Black & White : The Jazz Piano, Jazz Icons sowie Roads of Jazz. Entsprechend ist auch die Gewichtung des Buches, bei dem der Jazz einen relativ grossen Teil einnimmt, verglichen mit den Entwicklungen seit den 1960er Jahren. Vor allem weil es ja Musiker gegeben hätte, die sich zwischen Jazz und Blues bewegen, aber anstelle von beispielsweise Phil Upchurch gibt es eine Aufnahme von Coleman Hawkins. Man fragt sich, wie die Titel ausgewählt wurden.

DeepSouth-Beispielseite5Eine etwas genauere Analyse der auf den CDs wiedergegeben Titel lässt dann bald den Verdacht aufkommen, dass für die CDs diejenigen Titel verwendet wurden, die keinen Copyright-Schutz mehr geniessen. Und tatsächlich erlebt man sein blaues Wunder, wenn man die CDs einlegt: Abgesehen von der Jazz-CD sind die Musiktitel praktisch durchgehend von einer Audio-Qualität, wie man sie sonst nicht mehr zu hören kriegt: verrauschte, schlecht ausgesteuerte Zwischenkriegsaufnahmen, die auch für Hardcore-Fans keinen Hörgenuss mehr darstellen. Hier wäre eine digitale Nachbearbeitung dringend nötig gewesen, aber eben, die Produktionskosten…. Selbst von B.B. Kings Every Day I Have The Blues wurde die Aufnahme herangezogen, die auf The Vintage Years bereits in besserer Qualität zu hören ist.

Freundlich gesagt hat der Verlag mit Deep South: The Story Of The Blues ein informatives Fotobuch herausgebracht, in dem man eine Stunde lang blättert, und dazu die Titel anhören kann (wobei zu bezweifeln ist, dass jemand die erste CD von Anfang bis zum Schluss durchhört). Das Buch gibt einen ersten Eindruck und man hat nachher ein «Klappentextwissen» über Namen und Stilarten des Blues, das man in einer Small Talk Konversation anbringen kann. In dieser Lesung ist das Buch ein interessanter Einstieg für jemanden, der sich mit dem Blues nicht auskennt, oder der nur die Rolling Stones kennt, aber die Originale nicht.

Die unfreundliche Darstellung ist, dass der Verlag sich einen Journalisten mit einer Liebe zum Jazz gesucht hat, der mit wenig Aufwand halt auch noch was zum Blues schrieb, dann hat man die schon hundertmal gehörten abgenudelten Titel herausgesucht, die den Schwarzen Musikern schon damals weit unter Wert abgeluchst wurden und hat diese ein weiteres Mal auch vier Scheiben gepresst. Gemäss diesem Verständnis ist dies ein Buch, das eigentlich niemand braucht und das wenig Sinn ergibt, es sei denn als Mitbringsel für jemanden, wenn man andere Titel des Verlags wie Heinz Erhardt, Barcelona, New York oder Team Lotus in Formula 1 aus was für Gründen auch immer nicht passend findet. Ob der oder die so Beschenkte daran dann grosse Freude hat, sei dahin gestellt. Den Gesamtkatalog des Verlags kann man hier herunterladen.

CD 1 Folk / Classic Blues    
1. Crazy Blues Mamie Smith Accompanied By Her Jazz Hounds 3:22
2. Southern Blues Gertrude 'Ma Rainey Accompanied By Lovie Austin And Her Blues Serenaders 2:58
3. Cold In Hands Blues Bessie Smith 3:16
4. In The House Blues Bessie Smith 3:03
5. Wild Woman Don't Have The Blues Ida Cox Accompanied By Lovie Austin And Her Blues Serenaders 2:28
6. Coffin Blues Ida Cox 3:21
7. Trouble In Mind Bertha Chippie Hill 2:53
8. Beale Street Blues Alberta Hunter - Thomas Waller 3:20
9. Dirty T.B. Blues Victoria Spivey 3:10
10. Black Snake Moan Blind Lemon Jefferson 2:55
11. My Black Mama (Part 1 & 2) Son House 6:28
12. M And O Blues Willie Brown 3:09
13. Make Me A Pallet On The Floor Willie Brown 3:32
14. Bad Luck Blues Big Bill (Broonzy) 3:06
15. Cross Road Blues Robert Johnson 2:26
16. Fannin Street Leadbelly 2:54
17. Mattie Mae Blues Sonny Boy Williamson 3:07
18. Please Don't Go Big Joe Williams 2:49
19. That's All Right Big Boy Crudup 2:55
20. Santa Fe Blues Lightnin' Hopkins 3:14
CD 2 Piano Blues    
1. Pine Top's Boogie Woogie Pine Top Smith 3:12
2. No 29 Wesley Wallace 3:16
3. These Times Peetie Wheatstraw 2:57
4. Soft And Mellow Roosevelt Sykes 3:03
5. Lonesome Day Blues Jesse James 3:02
6. Boogie Woogie Honey Hill 2:52
7. Set 'Em Honey Hill 2:42
8. Boogie Woogie Player, Part 1 & 2 Meade Lux Lewis, Albert Ammons, Pete Johnson 4:51
9. Shout For Joy Albert Ammons 2:28
10. Boogie Woogie Blues Albert Ammons 3:44
11. Let 'Em Jump Pete Johnson 3:05
12. Boogie Woogie Pete Johnson 2:46
13. I Don't Know Cripple Clarence Lofton 3:01
14. Rising Tide Blues Meade Lux Lewis 3:44
15. Boogie Woogie Jump Pete Johnson, Albert Ammons 2:46
16. How Long Blues Jimmy Yancey 4:00
17. Blue And Lonesome Memphis Slim 3:10
18. Mardi Gras In New Orleans Professor Longhair 2:54
19. St. Louis Boogie Memphis Slim 3:02
20. Chicago Rent Party Blues Memphis Slim 3:47
CD 3 Jazz & Blues    
1. West End Blues Louis Armstrong And His Hot Five 3:18
2. Blue Lester Lester Young Quintet 3:24
3. Birk's Works Dizzy Gillespie 3:10
4. Blue Lights Coleman Hawkins 5:45
5. Straight No Chaser Thelonious Monk Quintet 2:58
6. In The Kitchen Eddie «Lockjaw» Davis 12:49
7. Blues For Ava Tony Scott Quartet 5:53
8. Bag's Groove Miles Davis 9:24
9. Tenor Madness Sonny Rollins 12:18
10. Blues To You John Coltrane 6:29
11. Frisco Fog Dave Brubeck featuring Bill Smith 5:58
CD 4 Electric Blues    
1. I'm Your Hoochie Coochie Man Muddy Waters 2:52
2. Me And My Chauffeur Memphis Minnie 3:05
3. Don't Start Me To Talking Sonny Boy Williamson 2:36
4. Losing Hand Ray Charles 3:14
5. That's All Right Elvis Presley 1:58
6. Sweet Little Rock And Roller Chuck Berry 2:21
7. Roll Over Beethoven Chuck Berry 2:25
8. Every Day I Have The Blues B.B. King 2:49
9. Forty Four Howlin' Wolf 3:00
10. Dust My Blues Elmore James 3:11
11. Dimples John Lee Hooker 2:14
12. T-Bone Blues T-Bone Walker 3:41
13. Sugar Mama B.B. King 2:44
14. I Feel So Good Muddy Waters 2:56
15. That Good Old Rockin’ Blues John Mayall 4:54