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T-Model Ford (1924 - 2013)

Nachruf auf eine Mississippi Gitarrenlegende

Er wurde 58 Jahre alt, bevor er jemals ein Instrument in die Hand nahm. Es war eine Gitarre, die ihm seine fünfte Ehefrau schenkte - ihr Abschiedsgeschenk, denn anschliessend verliess sie ihn. Selbstverständliche brachte er sich das Spielen selbst bei. Geboren wurde James Lewis Carter Ford, genannt T-Model Ford irgendwann anfangs der Zwanzigerjahre des vergangenen Jahrhunderts in Forrest (MS), das genaue Datum ist unbekannt. Seine Biographie ist über weite Strecken typisch für einen Schwarzen jener Zeit: Feldarbeit in früher Jugend, später Arbeiter in einer Sägerei und schliesslich Vorarbeiter im Holzgewerbe und Lastwagenfahrer. Zwischendurch wurde er wegen Mordes zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt, die er in einer Chain Gang verbringen sollte. Weil es Notwehr war, wurde er nach zwei Jahren entlassen. Er war sechs Mal verheiratet und hatte sechsundzwanzig Kinder.

 

 

Sein Selbststudium orientierte sich an den von ihm bewunderten Vorbildern Muddy Waters und Howlin‘ Wolf, deren Klang er nachzuspielen versuchte. Nachdem er die Gitarre spielen gelernt hatte, zog er durch die lokalen Juke Joints und tourte später in den 1990er Jahren auch ausserhalb des Deltas. Gemeinsam mit dem Drummer Tommy Lee Miles spielte er oft auf der Nelson Street in Greenville, wenn er nicht auf Tour war. In dieser Zeit trat er als Support für Buddy Guy auf und wurde von Matthew Johnson (Fat Possum Records) entdeckt, der mit ihm zwischen 1997 und 2008 fünf Alben herausbrachte:
 
Pee-Wee Get My Gun – 1997
You Better Keep Still – 1999
She Ain't None of Your'n – 2000
Bad Man – 2002
Don't Get Out Talkin' It - 2008
 
Er war also bald achtzig Jahre alt, als er sein erstes Album veröffentlichte! Später nahm er noch zwei CDs unter dem Label Alive Naturalsound auf:
 
The Ladies Man – 2010
Taledragger – 2011
 
Die letzten Jahre waren beeinträchtigt von diversen gesundheitlichen Problemen. Nach einem Auftritt mit der Band GravelRoad am Deep Blues Festival 2008 in Minnesota erhielt er einen Schrittmacher, später – nach einem Schlaganfall - war er mit seiner rechten Hand eingeschränkt, konnte jedoch trotzdem seine Tour mit GravelRoad erfolgreich durchführen und beenden. Ein zweiter Schlaganfall 2012 schränkte jedoch seine Auftrittsmöglichkeiten ein, immerhin trat er am King Biscuit Festival im Oktober desselben Jahres auf. In der Schweiz war er 1998 am Bluesfestival Luzern zu hören gewesen.
 
Am 16. Juli 2013 starb er an Lungenversagen. Er war einer der letzten authentischen Vertreter des «Old School Blues» mit internationaler Fangemeinde.