Buddy Guy an der Baloise Session 2018
Zuviel Show?
Die Verdienste von Buddy Guy für den Blues sind unbestritten. In seiner Karriere als Musiker bringt er es auf unglaubliche 6 Grammys, 25 W.C. Handy Awards, 13 Living Blues Awards und einen Grammy Lifetime Achievement Award. Es war wohl eine der letzten Gelegenheiten, diese Blues Legende mit seinen respektablen 82 Jahren «live» erleben zu können. Die Bâloise Session lud das Publikum ein zu einem Abend mit dem letzten Maestro des Chicago Blues ein. Man spürte in der ausverkauften Messehalle eine gewisse Vorfreude und erwartete den Auftritt dieser Blues Legende aus Chicago, der in früheren Zeiten unter anderen mit Muddy Waters, Junior Wells und anderen Chicago Grössen zusammen gespielt hatte, mit Spannung.
Dann war es so weit; er präsentierte sich mit seiner hervorragenden Band auf der attraktiven Bühne der Bâloise Session und begann mit «Damn right I’ve got the Blues» einen seiner allzeit Hits virtuos. Sofort zog er das Publikum in den Bann und liess erkennen was für ein grossartiger Musiker er ist. Seine Wechsel von lautem zu ganz leisen Parts sind einzigartig und beweisen sein einzigartiges Können auf der Gitarre. Seine unverwechselbare Stimme ist nach wie vor so gut, wie in seinen besten Jahren. In der Folge gab Buddy Guy beste Erinnerungen an das grossartige Chicago Blues Erbe. Von John Lee Hookers «Boom Boom Boom» zu Willie Dixons «I’m your Hoochie Coochie Man» über Ray Charles «What’d I say», spielte er kleine Ausschnitte dieser Songs und driftete dabei immer mehr in eine Show ab. Guy begann im Rücken Gitarre zu spielen, schlug mit einem Handtuch Gitarrenakkorde, stieg von der Bühne um im Saal Gitarren spielend durch das Publikum zu spazieren. Das war mühsame Show, die mit Blues Musik nicht mehr viel zu tun hatte. So schien er Zeit gewinnen zu wollen um sich nicht allzu sehr anstrengen zu müssen. Ein Teil des Publikums genoss die Show und der andere Teil, eher der Blues Liebhaber, musste frustriert zuschauen, wie die Zeit auf Kosten von guter Blues Musik verging. Das anfänglich begeisternde Tempo flachte bald ab. Nach dem mittleren Teil mit viel Show und weniger Blues folgten zum Abschluss zwei Songs aus seiner vor einigen Wochen erschienenen Album «The Blues is alive and well», wo Buddy Guy reinsten Chicago Blues zelebrierte. Zugaben gab es keine.
So verliessen die meisten Besucher diesen Abend mit gemischten Gefühlen. Buddy Guy hat seinen Zenit wohl überschritten und lebt von seiner Bekanntheit. Er hat an diesem Abend mehrmals angedeutet, was er für ein grossartiger Bluesman sein kann, wenn er mit weniger Show und Lautstärke seinen Blues zelebriert.