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www.bluesnews.ch - Musik

Furhammer Tarred & Feathered

Eindrückliches Studiodebut

FurhammerTarredFeatherdCDCoverDie Schweizer Band mit dem eingänglichen, weil einzigartigen Namen Furhammer legt mit Tarred & Feathered ihr Debutalbum vor. Die zwölf bluesigen Titel sind alles Eigenkompositionen und das Album wurde per Crowdfunding produziert. Die Tatsache, dass das Crowdfunding den angestrebten Betrag um 10% übererfüllt hat, kann sicher als Zustimmung zur Musik und dem Groove-Feeling der vier Musiker aus dem Grossraum Zürich gewertet werden, die in den letzten Jahren zahlreiche Gigs gespielt und sich so die nötig Erfahrung erspielt hat.

Nun also eine Studioproduktion: entsprechend wurde in der zweiten Jahreshälfte 2016 im Studio und unter Produktionsleitung von Philipp Fankhausers Gitarrist und Bandleader Marco Jencarelli, dem Inhaber des Soundfarm-Studios, die Aufnahme des Dutzends Titel in Angriff genommen. Das Ergebnis ist offensichtlich ein Liebeskind, hier wurde am richtigen Sound getüftelt. Die vier Musiker zeigen eine grosse Spielfreude, gepaart mit der Geduld, die Musik sich entwickeln zu lassen. So entstand ein unaufgeregtes und grooviges Debutalbum, auf dem die Band sich anhört wie alte Hasen. Stilistisch testen sie die Möglichkeiten moderner Bluesgrooves aus, mal etwas balladiger, dann wieder funky.

Auf Tarred & Feathered ist Blues in unterschiedlichen Ausformungen zu hören. Das sklavische Bedienen des 12-Takt-Diktats muss dabei für Furhammer nicht zwingend sein, aber die musikalischen Wurzeln speisen sich aus der emotionalen Tiefe des Blues. Die Musik ist funky oder besinnlich, rockig oder melancholisch, Gitarre und Klavier teilen sich die Melodien, der Groove führt dazu, dass sich die Hörerschaft sofort wohlfühlen kann. Das Album macht insgesamt viel Spass, es wurde mit viel Liebe zum Detail und witzigen Einfällen für einzelne Passagen eingespielt und man fühlt stets die Begeisterung und auch die musikalischen Qualitäten der Band. Da gibt es schneidende Gitarrenriffs und treibenden Schlagzeugrhythmus (Don’t Know What it Means), ansprechende Texte, die auch gut gesungen sind (Track 53). Einen getreulichen Bass und songdienliche Gitarrenparts, keine endlosen Solo-Spaziergänge. In den einzelnen Songs macht es Pass, den Linien einzelner Instrumente nachzuhören, und selten ist der Bass so transparent zu hören. Tiny Little Blues und Old Shoes sind klassische Bluessongs, mit dem richtigen Mass an geruhsamem Rhythmus. Auch der gelegentliche Einsatz einer Bluesharp unterstreicht die bluesige Qualität.

Neben den vier ursprünglichen Bandmitgliedern Lars Hermann (Gitarre, Songwriting), Sven Tschudi (Gesang, Blues Harp, Songwriting), Marco Scherrer (Schlagzeug) und Thomas Brühwiler (Bass) ist auf vielen Tracks toller Tasteneinsatz zu vernehmen, meistens Piano. Diese stammen vom neuen Bandmitglied, dem Pianisten Fabian Djochro, der sich wunderbar ins Kollektiv einfügt und wie vor ihm schon Otis Spann oder Ryyse Wynans ein ausgezeichnetes Gegengewicht bildet zu den Gitarren. So beispielsweise auf Shanghai Rhythm, wo sein Keyboard-Solo den Song auflockert und neue Facetten einbringt. Auf diesem Titel sind auch die Background Vocals von Leslie Bogaert und Meret Guignard zu hören. Drama ist eine Piano-Ballade mit einzelnen Gitarrenlicks dazwischen. Auch auf Track 53 hebt die Keyboard-Passage den Song auf ein anderes Niveau.

Der Titel des Albums evoziert ja weniger Assoziationen an's Mississippi-Delta oder die Stahlwerke Chicagos, denn «geteert und gefedert» wurde bekanntlich im «wilden» Westen, und auch das Cover der CD scheint das Album in die Country-Ecke zu drängen: Schatten von Pferd und Reiter, Gürtelschnallen, breite Hutkrempen und im Hintergrund die charakteristischen Feldformationen des «Monument Valley» steuern die musikalischen Erwartungen nicht nach Süden, sondern nach Westen. Das erschliesst sich nicht ganz, denn die gebotene Musik ist kein Country, wenn es auch Anklänge an Americana gibt (Restless). Bleibt die Frage, wieso man die vier Musiker teeren und federn müsste. Mit diesem Album zumindest gibt es keinen Grund, die Stadt verlassen zu müssen. Es steht eher zu erwarten, dass die Band nach diesem unterhaltsamen und vielseitigen Album im örtlichen Saloon noch eins zum Tanz aufspielt.

Furhammer Tarred & Feathered (2016)
1. Tarred & Feathered 4:11 Lars Hermann
2. Golden Opportunity 3:52 Lars Hermann
3. Shanghai Rhythm 3:59 N. Bruni, Sven Tschudi, Lars Hermann
4. Drama 5:05 Lars Hermann, Sven Tschudi
5. Restless 4:21 Lars Hermann, Sven Tschudi
6. Track 53 4:38 Lars Hermann, Sven Tschudi
7. Tiny Little Blues 3:18 Lars Hermann
8. Old Shoe 4:03 Lars Hermann, Sven Tschudi
9. Grumpy 2:35 Lars Hermann, Sven Tschudi
10. Don't Know what it means 5:15 Lars Hermann
11. Burglar 2:59 P. Hero, Sven Tschudi
12. Tonight 3:57 Lars Hermann