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Pass over Blues – No Fruits without Roots

Vier Freunde – und mehr

PassoverBluesNoFruitsWithoutRootsCDCoverAuf Bluesnews.ch wurden bereits zwei Alben der vier Freunde und Weggefährten über ein Vierteljahrhundert besprochen. Nun haben sie zum 25jährigen Bandjubiläum ein weiteres Album veröffentlicht, dem sie den Titel  No Fruits without Roots gegeben haben. Das ist eine poetische Umschreibung des Schweizer Sprichworts «Vo nütt chunnt nütt» und dieses Motto scheinen die vier Musiker wirklich verinnerlicht zu haben. Ihre Musik baut auf solidem Beherrschen der Instrumente auf, auf kernigen Sounds, auf einem soliden Bandzusammenhalt. Und weil eine gute Band immer mehr ist als die Summe ihrer Elemente, spielen die vier makellos gut gespielte Musik, meistens Blues, aber durchaus auch anverwandte Musikgenres. Hierzu haben sich die vier Bandmitglieder etwas Hilfe geholt, und ihren ursprünglich auf Gitarren, Bass, Schlagzeug und Bluesharp abonnierten Sound durch Orgelklänge, ein Saxophon und Background-Sänger angereichert.

Die 15 Titel auf No Fruits without Roots sind Roots-Musik, Classic Rock, manchmal Folk, manchmal Country, also ein durchaus breites Band an Americana-Musik. So ist That’s What on My Mind eher ein Country-Schunkeltitel als ein Blues, und Hello Old Friend ist mehr Simon & Garfunkel als Bluesmusik, aber auch diese Titel sind mit grosser Ernsthaftigkeit gespielt, wobei mehr noch als eine professionelle Herangehensweise bei Pass over Blues eine Grundentspanntheit zu hören ist. Die Titel werden beinahe zelebriert, was der CD einen ruhigen und dadurch sehr attraktiven Charakter verleiht.

Kern ihrer Musik und damit ihrer CD bleibt aber der Blues, der insbesondere durch die Bluesharp angezeigt wird. Und die Gesangsstimme Harro Hübners scheint geschaffen für Blueslyrics. So wird auch ein Titel wie It’s Summertime, harmonisch kein Blues, trotzdem zum Bluestitel gemacht – einfach mit dem Feeling. Los geht es direkt mit einem Titel im Bo Diddley-Rhythmus und mit dem unbescheidenen Titel The Life.

Stilistisch wird die ganze Bandbreite bemüht: Fat Mama würde auch ausgezeichnet zu Louis Jordan passen, und auch auf The Distance kommt das Saxophon stilbildend zum Einsatz. Besondere Erwähnung verdient einmal mehr der ausgewählt edle Gitarrensound von Pass over Blues: Das Solo auf I Got The Blues So Bad bietet schlicht den perfekten Gitarrensound für ein Bluessolo. Das Vibrato gefühlsecht gespielt und insgesamt einfach ein makelloses Spiel. Aber auch als Rhythmusinstrument zeigt sich, dass die beiden Gitarristen ihre sechs Saiten im Griff haben.

Nach 25 Jahren, unzähligen Auftritten und wahrscheinlich einer ansehnlichen Portion Drama haben die vier Kernmitglieder diese CD herausgebracht, die sie von ihrer besten Seite zeigt und die ein starkes Argument ist für den langen Zusammenhalt einer Band, denn wie heisst es im Pressetext der Band doch so richtig: wie guter Wein oder Whiskey braucht auch eine Band ihre Zeit. Wenn ich dieser Aussage auch önologisch nicht unbedingt zustimme, so bleibt doch die bemühte Metapher korrekt: Gut Ding will Weile haben, und nur wer die Wurzeln kennt, kann die Früchte ernten. Die CD ist für lumpige €15.- auf der Website der Band unter «Kontakt» zu bestellen. Und als Frage bleibt höchstens noch, was diese vier sonderbaren Blech- oder Holzeulen auf dem Albumcover eigentlich bedeuten sollen.

Pass over Blues No Fruits without Roots (2016)
Roland Beeg Gitarren, Mandoline
Harro Hübner Gesang, Bluesharp, akustische Gitarre, Banjo, Slide-Gitarre
Lutz Mohri E-Bass, Kontrabass
Michiel Demeyere Schlagzeug, Perkussion
Andreas Geyer Hammond B3, Fender Rhodes Piano
Thomas Hahnemann Saxophon
Marion Bohn, Kathlen Zocher, Martin Weigel Backing Vocals
1. The Life 2:44
2. I Got The Blues So Bad 3:47
3. What They Said 4:32
4. Get Off Your Tush 2:45
5. Fat Mama 2:36
6. Nobody 3:23
7. That`S What`S On My Mind 5:00
8. Speechless 3:31
9. The Distance - Part Two 3:13
10. Hello Old Friend 4:09
11. The Way Back 3:53
12. 1984 3:00
13. It`s Summertime 1:54
14. There Was A Time 2:31
15. In The Middle Of The Forest 3:27