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Cla Nett (1956 - 2021)

Ein Bluesman tritt ab

Cla Nett 1In den USA verwendet man den Begriff Bluesman eher als bei uns und man tut dies mit Respekt. Ein Bluesman ist natürlich zunächst ein Musiker, aber nicht nur das. Das Besondere: Undenkbar, dass er etwas anderes spielt. Darüber hinaus bleibt er auch ein Bluesman, wenn er sein Instrument beiseitelegt. Er spielt nicht bloss den Blues, der Blues lebt in ihm und prägt ihn. Wahrscheinlich wählt ein Bluesman nicht den Blues, sondern der Blues sucht sich seine Bluesmen. Cla Nett war ein Bluesman. Er war unverwechselbar. Mit seinem zerknautschten, schwarzen Outback-Lederhut und seiner imposanten Statur machte er auf und neben der Bühne Eindruck; seine Erscheinung konnte einschüchtern. Dabei war er warmherzig, offen, charmant, witzig und belesen. Dazu machte er immer einen entspannten Eindruck. Viel zu früh ist er am 27. September 2021 im Alter von 64 Jahren gestorben.

Er war einer der Gründerväter des Schweizer Blues und mit der von ihm mitgegründeten Lazy Poker Blues Band von diesen der bekannteste und erfolgreichste. 1975 gründete er die Band, zusammen mit Fulvio HäfeliWerner Doebelin und Ueli Hofmann und steuerte sie fast fünfzig Jahre lang erfolgreich und stilprägend, mit wechselnden Mitgliedern, durch alle Höhen und Tiefen. Die Band veröffentlichte ab 1981 mehrere, sehr erfolgreiche Alben. Sie tourte durch Deutschland, mit Ausflügen in die DDR, über die Cla Nett allerlei schnurrige Geschichten zu berichten wusste. Der Erfolg gipfelte in Europatourneen mit Joe Cocker und B.B. King. Trotz des Erfolges blieb Cla Nett geerdet. Starallüren waren nie sein Ding. Deshalb hielt er sich auf der Bühne eher zurück und überliess anderen den Lead. 2004 war er der erste Musiker, dem der Swiss Blues Award verliehen wurde.

Neben der Lazy Poker Blues Band engagierte er sich in vielen anderen Projekten, immer bereit für etwas Neues, gerne auch um Nachwuchsmusiker zu unterstützen. Zuletzt bildete er zusammen mit Kurt Bislin, einem anderen, ebenfalls über die Schweizer Grenzen hinaus erfolgreichen Gitarristen, sowie dem Bassisten Markus Halmer und dem Drummer Bernie Ruch die Gruppe Second Cousins. Der Bandname ist eine Anspielung auf den entfernten Verwandtschaftsgrad der beiden, den sie bei einem Gespräch entdeckt hatten. Nun stand er selbst im Rampenlicht und schien es zu geniessen.

Der gelernte Jurist war auch hinter den Kulissen für die Musik aktiv. Lange Jahre war er Jurymitglied beim Prix Walo und engagierte sich als Geschäftsführer der SIG (Schweizerische Interpretengenossenschaft) für die Interessen der Musiker. Er war ausserdem Präsident der Action Swiss Music und Experte für den RFV Basel (Popförderung und Musiknetzwerk der Region Basel).

Vor allem aber war er ein grosser Bluesmusiker.  Er wusste, was den Blues ausmacht. Seine Vorbilder waren nach seinen Worten die 3 Kings (B.B., Albert und Freddie), ohne dass er deren Spiel imitierte. Seine musikalische Inspiration holte er sich auch auf zahlreichen Reisen durch Louisiana und war mit Aufenthalten in New Orleans immer in Berührung mit den aktuellen Trends. Er liebte die Stadt nicht zuletzt auch aus kulinarischen Gründen. Er war nämlich auch ein grosser Geniesser.

Zuletzt konnte man ihn und die Lazy Poker Bluesband am 22. Juli 2021 im Rahmen des Vallemaggia Magic Blues in Cevio erleben.  Es sollte Cla Netts letztes Konzert sein.

Wir werden ihn sehr vermissen.