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Interview mit Susanne Slavicek - Bluesfestival Baden

Interview Serie "Behind the Scene" von bluesnews.ch

Susanne SlavicekMit der Interview Serie "Behind the Scene" möchten wir dem Leser die Möglichkeit geben ein wenig "Hinter die Kulissen" zu sehen damit er versteht, mit was sich ein Veranstalter auseinandersetzen muss, um ein Festival zu organisieren. Hier das Interview mit Susanne Slavicek vom Bluesfestival Baden.

BN: Was bewegt dich dazu Festivals zu organisieren?
SS: Ich habe schon immer gerne organisiert. Bereits als Jugendliche habe ich das Jugendlokal in unserem damaligen Wohnort geleitet und dort diverse Anlässe auf die Beine gestellt. Leute zusammenzubringen, etwas zu bewegen und Menschen Freude zu machen – das ist meine Leidenschaft. Aus dieser Leidenschaft heraus ist 1998 auch die Idee und 2004 die Umsetzung des Bluesfestival Baden entstanden.

BN: Wie bist du auf den Blues gekommen?
SS: Der Blues ist gewissermassen zu mir gekommen. Mein Mann ist ein grosser Blues Fan. Ihn habe ich damals in dem bereits erwähnten Jugendlokal kennengelernt und natürlich hat er mir seine Lieblingsmusik gezeigt. Die Musik hat mir auf Anhieb gefallen. Aber nicht nur der Blues selbst hat mich fasziniert, sondern vor allem auch die Leute, die die Musik machen und die, die sie hören.

BN: Was ist deine Vision für die nächste paar Jahre?
SS: Für das Bluesfestival Baden ist meine Vision, dass es noch viele Jahre weiterbestehen kann, auch nachdem ich irgendwann nicht mehr als Organisatorin dabei sein werde. Ich bin sehr dankbar, dass sich bislang so viele freiwillige Mitarbeiter*innen für das Bluesfestival Baden eingesetzt haben. Jedes Jahr investieren sie viele Stunden ihrer Freizeit dafür, dass das Festival stattfinden kann – dank ihnen können wir dieses Jahr unser 20-jähriges Jubiläum feiern. Es wird verständlicherweise aber immer schwieriger, Freiwillige für gewisse zeitaufwändige Aufgaben zu finden. Meine Vision ist daher, dass der Verein zukünftig als attraktiver Arbeitgeber auftreten kann, der spannende Stellen mit genügend Kapazitäten zu einer marktüblichen Entlöhnung bietet.

BN: Was sind die Hauptherausforderungen bei der Organisation eines Festivals?
SS: Nachdem wir uns in den ersten Monaten der Festivalvorbereitung viel mit Theorie beschäftigen, kommt gegen das Festival hin die praktische Umsetzung mit der Detailarbeit. Dieser Sprung, das Zusammenführen der einzelnen Ideen und Aufgabenbereiche und das korrekte Timing sind Herausforderung, denen man immer wieder begegnet. Es gilt, dass alle unsere Arbeitsgruppen eng miteinander arbeiten, sich an die gemeinsam definierten Deadlines halten und offen untereinander kommunizieren. Damit eine Gruppe (weiter)arbeiten kann, muss eine andere bereits gewisse Vorarbeit geleistet haben und umgekehrt.

Seit 2020 stehen wir vor einer weiteren Herausforderung. Da unser ursprüngliches Festivalkonzept während den Pandemiejahren nicht mehr angewendet werden konnte, mussten wir flexibler und anpassungsfähiger planen. Diese Herausforderung, drei Jahre hintereinander Konzepte zu erarbeiten, die auf Annahmen basierten – können wir das Festival durchführen oder nicht? und wenn ja, in welcher Form? –, war sehr gross und kostete enorm viel Energie und Ressourcen. Diese Art der neuen Festivalplanung hinterliess seine Spuren, gewisse Arbeitsgruppe brauchte es nicht mehr, andere dafür umso intensiver und/oder in anderer Form. Wir sind jetzt gerade dabei, ein neues und nachhaltiges Konzept zu finden. Das ist momentan wohl unsere Hauptherausforderung.

BN: Swiss Blues Society: kennst du sie, was bedeutet sie für dich?
SS: Ja, ich kenne die Swiss Blues Society. Ich finde es wichtig, dass es einen solchen Zusammenschluss gibt, es steckt viel Potenzial dahinter. Durch diesen Zusammenschluss findet eine internationale Vernetzung statt. Was ich mir weiter von der Swiss Blues Society wünschen würde, ist, dass sie noch sichtbarer und aktiver auftritt.

BN: Was für Kriterien sind bei der Auswahl eines Musikers/Band wichtig?
SS: Das Bluesfestival Baden setzt grossen Wert darauf, jedes Jahr ein vielfältiges und hochwertiges Musikprogramm zusammenzustellen. Deshalb buchen wir immer eine Mischung aus lokalen, nationalen und internationalen Acts. 

Für unser Jubiläumsjahr laden wir erneut nationale und internationale Bluesgrössen ein. Neben den Auftritten bereits etablierter Musiker*innen haben uns die vergangenen Festivalausgaben gezeigt, dass wir es auch immer wieder schaffen, internationale Geheimtipps, wie beispielsweise Susan Tedeschi oder Fantastic Negrito, zu finden und bei uns auftreten zu lassen.

Wir geben aber ebenfalls jungen und unbekannten Schweizer Künstler*innen und Nachwuchsbands eine Plattform. Unsere 20-jährige Erfahrung hat uns nämlich gezeigt, dass wir nicht weit reisen müssen, um musikalische Perlen zu finden. Die lokale und nationale Musikszene bietet ein grosses Angebot an talentierten und ambitionierten Künstler*innen, aus denen wir auch dieses Jahr eine selektionierte Auswahl an Bord geholt haben. Diese Mischung ist einerseits für die Musiker*innen spannend, da viele unerwartete
Connections entstehen können und andererseits für das Publikum ansprechend, da sowohl bekannte Blues-Namen wie aber auch Geheimtipps und begabte Newcomer Bands erlebt werden können. Wir haben in den vergangenen Jahren immer wieder gemerkt, dass das Publikum dieses ausgeglichene Musikprogramm schätzt und nutzt. Es ist uns ausserdem wichtig, immer wieder einzigartige Formationen von Musiker*innen vorzustellen, in der aktuellen Ausgabe sind das unter anderem Hank Shizzoe und Walter Baumgartner.

BN: Was möchtest du noch loswerden / den Lesern mitteilen?
SS: Die unendlichen Diskussionen über das mögliche Ende des Blues und der Schweizer Bluesmusikszene sind ausgeklungen. Wir sehen das vor allem auch bei unserem Nachwuchs: Es gibt viele junge Bluesmusiker*innen, die die Challenge aufnehmen und wieder in diese Musik, die den Ursprung unserer Musikpalette ausmacht, eintauchen – das finde ich sehr schön. Ich empfinde den Blues – obschon er schon
etliche Male als tot erklärt wurde – als sehr lebendig und habe das Gefühl, dass er auch in der Schweiz eine solide Basis gefunden hat.